Kernkraftwerk Beznau. (Foto: Axpo)
Bern – Die Hürden für den Beweis, dass das AKW Beznau 1 sicher ist, liegen sehr hoch. Das zeigt eine heute veröffentlichte Studie des deutschen Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace Schweiz. Die Studie offenbart, wie viele Fragen bei diesem immens wichtigen Thema noch offen sind und bemängelt die intransparente Informationspolitik der Beznau-Betreiberin Axpo. Greenpeace Schweiz und 40 weitere Organisationen fordern deshalb, dass sich die Axpo einem öffentlichen Hearing zum Zustand des ältesten AKW der Welt stellt.
Wird Beznau 1 je wieder ans Netz gehen? Die Zweifel an einer Wiederinbetriebnahme des ältesten AKW der Welt haben vergangene Woche neue Nahrung erhalten, als die Axpo den Einschalttermin erneut nach hinten verschoben hat. Dass die Zweifel durchaus berechtigt sind, zeigt eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace, die heute an einer Medienkonferenz in Zürich vorgestellt worden ist. «Die Axpo wird allergrösste Mühe haben, die Sicherheit des Reaktordruckbehälters von Beznau 1 nachzuweisen», sagt Simone Mohr, Diplom-Ingenieurin Maschinenbau am Öko-Institut und Mitautorin der Studie. Vergangenen Sommer wurden fast 1000 Schwachstellen im Druckbehälter – dem Herzstück der Anlage – entdeckt.
Fehlende Transparenz
Die Studie weist unter anderem darauf hin, dass die Axpo die Sicherheit gegen Sprödbruch des Druckbehälters nicht nach der konservativsten Methode berechnet. Angesichts des hohen Risikos und weiterer Unsicherheiten bei der Sicherheitsbewertung ist eine vorsichtigere Herangehensweise zu verlangen. Weiter diskutiert die Studie die Tests an Metallproben, die von der Axpo angekündigt wurden: Die StudienverfasserInnen halten fest, dass es offenbar keine geeigneten Proben gibt, die genau dieselben Eigenschaften und Materialfehler wie das Metall des Druckbehälters aufweisen und denselben Betriebsbedingungen ausgesetzt wurden. Damit ist die Unsicherheit solcher Vergleiche gross.
Unsicherheit herrscht auch aufgrund der intransparenten Informationspolitik der Axpo, was in der Studie ebenfalls bemängelt wird. «Wie soll die Bevölkerung wissen, welchem Risiko sie ausgesetzt ist, wenn die Axpo immer nur häppchenweise informiert und mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet?», so Christian Engeli, Kampagnenleiter bei Greenpeace Schweiz.
Dialog auf Augenhöhe
Um endlich Klarheit zum Zustand des ältesten AKW der Welt zu erlangen, hat Greenpeace Schweiz einen Aufruf an die Axpo lanciert: Diese soll sich einem öffentlichen Hearing stellen. Dort sollen Risiken des geplanten Weiterbetriebs von Beznau, Massnahmen und Konsequenzen diskutiert werden unter der Beteiligung unabhängiger Fachspezialisten und in Kenntnis sämtlicher Fakten. Der Aufruf verlangt deshalb auch, dass die Axpo sämtliche Berichte über den Zustand der Reaktordruckbehälter von Beznau 1 und 2 veröffentlicht; darunter auch ein gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz angefordertes Dokument, bei dem 950 Seiten vollständig geschwärzt worden sind.
Neben Greenpeace Schweiz unterstützen 40 weitere Organisationen und Regionalsektionen den Aufruf, darunter atomkritische Organisationen aus dem grenznahen Ausland. «Ein öffentliches Hearing ist nicht nur wegen der Transparenz wichtig, sondern ist gleichzeitig auch eine vertrauensbildende Massnahme», sagt Bernd Friebe von der Sektion Baden-Württemberg des Bunds für Umweltschutz und Naturschutz Deutschland (BUND). (Greenpeace/mc)