Grosse europäische Lebensmittelunternehmen kämpfen für den Erhalt von Spaniens Weltkulturerbe Doñana
Zürich – Zum Weltwassertag setzen sich 23 führende europäische Detailhändler, Fruchthändler und -verarbeiter für das Überleben von Spaniens ältestem Nationalpark und UNESCO Weltnaturerbe, dem Feuchtgebiet Doñana ein. Sie fordern gemeinsam die andalusische Regionalregierung auf, die illegale landwirtschaftliche Nutzung von 1’900 Hektar zu stoppen, statt sie wie geplant zu legalisieren.
Die nicht genehmigten Flächen werden derzeit für den Anbau von Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren) genutzt und mit illegalen Brunnen bewässert. Das UNESCO Weltnaturerbe Doñana steht seit 1969 unter Schutz, trotzdem gefährden über 1’000 illegale Brunnen den Lebensraum von Zugvögeln und seltenen Tierarten wie dem iberischen Luchs.
Zusammengenommen stehen die 23* Unterzeichner des vom WWF initiierten Briefs europaweit für einen Grossteil des Lebensmittelhandels. Sie fordern darin die Regionalregierung auf, die Amnestie abzulehnen, die illegalen Farmen zu schliessen und den 2014 vereinbarten Plan für eine verantwortungsvolle Landwirtschaft – den sogenannten «Erdbeerplan» – vollständig umzusetzen. «Die grossen europäischen Einzelhändler und Unternehmen des Obstsektors machen deutlich, dass dieser Amnestieplan nicht in Kraft treten darf, da er die Zukunft der Doñana sowie die legale Obstindustrie bedroht», sagt Stuart Orr, WWF Global Freshwater Lead. «Die Wirtschaft hat sich nun Naturschützern, der Europäischen Kommission, dem EU-Gerichtshof, internationalen Organisationen (Unesco, Ramsar und IUCN), Wissenschaftlern und der spanischen Regierung angeschlossen, um diesen Plan zu verurteilen.»
Aus der Schweiz unterzeichneten die Lebensmittelhändler Aldi Suisse, Coop, Denner, Lidl, Migros, Spar, Valora und Volg. «Diese einhellige Unterstützung aus der Schweiz freut mich. Sie zeigt, wie ernst der Handel das Thema nimmt», sagt Sylvia Meyer, Senior Manager Sustainable Markets beim WWF Schweiz.
Der Beerenanbau auf den jetzt zur Amnestie diskutierten Flächen ist bislang doppelt illegal. Sylvia Meyer erklärt: «Sowohl das Land, auf dem die Beeren wachsen, als auch das zur Bewässerung genutzte Wasser wird widerrechtlich genutzt. Das ist seit 2014 gesetzlich festgehalten. Die andalusischen Behörden haben es seither versäumt gegen illegale Flächen und Brunnen vorzugehen.» Die geplante Amnestie illegaler Anbaubetriebe belohnt nun Landwirte, die Gesetze missachten und die Natur übernutzen. «Doñana ist zu wichtig für Mensch und Natur, um sie für einige illegale Erdbeerfarmen zu opfern», sagt Juan Carlos del Olmo, CEO des WWF Spanien. «Gemeinsam können wir Doñana schützen und dabei helfen, die biologische Vielfalt zu fördern, die Klimaresistenz zu stärken und eine verantwortungsvolle Obstindustrie zu erhalten, die den lokalen Landwirten und den europäischen Konsument:innen zugutekommt. Hoffentlich kommt diese Botschaft auch bei der andalusischen Regierung an.»
Die Veröffentlichung des neuen Amnestiegesetzes erfolgte sechs Monate, nachdem der Europäische Gerichtshof ein historisches Urteil gefällt hatte, in dem er Spanien für die Zerstörung der Doñana aufgrund «unverhältnismässiger Grundwasserentnahmen» verurteilte. Es ist auch ein Jahr her, dass die UNESCO, die Internationale Union für Naturschutz (IUCN) und die Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete 15 Empfehlungen zum Schutz von Doñana ausgesprochen haben. Besonders für hunderttausende Zugvögel wäre das Austrocknen des Feuchtgebiets eine Katastrophe. Sie brauchen diesen Rastplatz auf dem Weg von Nordeuropa nach Afrika.
Hintergrund: Erdbeeren, die durstigen Früchte
März ist Hochzeit der Früherdbeerensaison. Die meisten roten Früchtchen, die sich jetzt in den Ladenregalen befinden, wachsen im trockenen Südspanien. Ungefähr 300 Liter Wasser verschlingt die Herstellung von einem Kilo Erdbeeren – so viel passt in eineinhalb Badewannen und wird von den Tieren und Pflanzen im Doñana Feuchtgebiet dringend gebraucht. In der Schweiz ist die Wasserverfügbarkeit wesentlich höher als im trockenen Andalusien. Der WWF empfiehlt deshalb heimische Bio-Erdbeeren zu kaufen, wenn diese Saison haben – also ca. ab Mitte/Ende Mai.
*Die Unterzeichner sind: ALDI Einkauf SE & Co. oHG, ALDI SOUTH Group/HOFER KG, Asda Stores Ltd, Axfood AB, Coop Genossenschaft, Denner AG, EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG, innocent Ltd, Kaufland Stiftung & Co. KG, Lidl Stiftung & Co. KG, Migros Genossenschaftsbund, Wm Morrison Supermarkets Ltd, Netto Marken-Discount Stiftung & Co. KG, Orkla Foods Sverige AB, REWE Group, J Sainsbury plc, SPAR Holding AG (Schweiz), SVZ International B.V., Tesco Stores Ltd, Valora Holding AG, Volg Konsumwaren AG, Waitrose Ltd und World Wide Fruit Ltd
Brief der unterzeichnenden Unternehmen. (WWF/mc/ps)