von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Ackermann, Credit Exchange will eine Verbindung zwischen Hypothekarkunden und institutionellen Kreditgebern schaffen und dadurch den besten Zins in Echtzeit erreichen. Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt für CredEx, in den hart umkämpften Hypothekenmarkt einzusteigen?
Hanspeter Ackermann: CredEx entsteht mitten in einer fundamentalen Transformation von einem analogen Hypotheken-Markt hin zu einem digitalen. Diese neue digitale Realität verändert die Ausgangslage fundamental: Bisher war der Markt lokal, physisch organisiert: im Zentrum standen Produkte. Künftig wird er überregional, plattformbasiert in Ecosystemen organisiert: im Zentrum stehen Kunden und ihre Bedürfnisse.
CredEx funktioniert als Börse, vergibt nicht selber Kredite. Erläutern Sie uns doch kurz die Funktionsweise.
Credit Exchange zeichnet sich durch eine Trennung von Vertrieb, Kreditgebern und der Abwicklung aus. CredEx übernimmt die Verknüpfung von Angebot und Nachfrage. Wir verbinden die einzelnen Parteien innerhalb der Wertschöpfungskette im Hypothekarmarkt zu einem neuen Ecosystem.
Die Plattform ist als reines B2B-Geschäft positioniert. Welche Vorteile ergeben sich daraus?
Credit Exchange macht selbst keine Beratung bei Hypothekarkunden. Wir befähigen und unterstützen aber unsere Vertriebspartner, damit diese ihre umfassende Beratungstätigkeit noch besser ausüben können. Zu diesem Zweck bieten wir ein Angebot mit massgeschneiderten Hypo-Laufzeiten, die Echtzeit-Kreditbewilligung, den Echtzeit-Zins und die Echtzeit-Hypothekar-Offerte.
«CredEx entsteht mitten in einer fundamentalen Transformation von einem analogen Hypotheken-Markt hin zu einem digitalen.»
Hanspeter Ackermann, CEO Credit Exchange AG
CredEx will eine Innovation sein und eine Ergänzung im Markt. Werden Sie von den Banken auch als das wahrgenommen oder eben doch eher als zusätzliche Konkurrenz?
Wir werden nur bedingt als Konkurrenz wahrgenommen. Die Plattform ergänzt das bestehende Angebot der Banken und Kreditgeber. Sie bringt Kunden, Vertrieb und Kreditgeber zusammen. So kann sich jeder Partner auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Und Hauskäufer profitieren von einer zunehmenden Preistransparenz im Hypothekarmarkt.
Bis jetzt sind die Mitgründer Mobiliar und Vaudoise mögliche Kreditgeber. Wie sieht es mit weiteren Anbietern aus?
Die aktuelle Beta-Phase haben wir mit unseren Aktionären gestaltet und sammeln Erfahrungen. Nun startet der Onboarding Prozess für sechs Banken, drei Versicherungen, zwei grosse Broker und zwei Pensionskassen.
Wie präsentiert sich jetzt zu Beginn die Produktepalette und wie wird diese weiterentwickelt?
CredEx offeriert ihren Kunden in einer ersten Phase Ablösungen und Neuhypotheken für selbstbewohntes Wohneigentum in der Schweiz. Auf monatlicher Basis erweitern wir die Funktionalitäten und das Angebot.
Wo liegen die grössten Vorteile beim CredEx-Modell für die Hypothekarnehmer?
Kunden kommen dank der neuen digitalen Börsen-Plattform über ihren gewohnten Berater einfacher, schneller und günstiger zur Hypothek. Viel unwirtschaftlicher Aufwand entfällt.
Wie läuft der Prozess für den Hypothekarnehmer ab?
Bisher wurde die Hypothek bei der Hausbank oder Versicherung abgeschlossen, diese wickelte sie nach ihren hauseigenen Prozessen ab und war auch wieder Anlaufpunkt für eine anstehende Ablösung. Die Credit Exchange zeichnet sich durch eine strikte Trennung von Vertrieb, Kreditgebern und der Abwicklung aus. Wer eine Hypothek braucht, gibt bei seinem gewohnten Berater seine Bedürfnisse an. Dann erhält er – ähnlich wie an der Börse – in Echtzeit das für sich günstigste Angebot.
«Da die CredEx ein komplementäres Angebot für Banken offeriert, kann die Kundentreue sogar ein Vorteil sein für Banken, die mit der CredEx arbeiten.»
Welche Vorteile und neue Möglichkeiten bietet CredEx den Kreditgebern?
Die Kreditgeber können ihre Kredit-Risiken in Echtzeit optimieren und haben klar kalkulierbare Kosten. Kreditgeber profitieren von einem funktionierenden Sekundärmarkt für Hypotheken. Und sie erhalten eine substantielle Effizienzsteigerung durch neu definierte Abwicklungsprozesse.
Die meisten Hypotheken werden nach wie vor bei der bestehenden Bank verlängert. Der Umstand der Schweizer Bankentreue macht ihr Geschäft nicht einfacher…
Da die CredEx ein komplementäres Angebot für Banken offeriert, kann die Kundentreue sogar ein Vorteil sein für Banken, die mit der CredEx arbeiten. Wir machen positive Erfahrungen. Dies wird durch bereits zahlreiche Partnerschaften im Onboarding-Prozess untermauert. Der Ansatz, die Anbieterseite des Hypothekarkreditmarktes zu öffnen, dadurch Wettbewerb zu generieren und Transparenz zu schaffen, wird von den Hypothekarkunden vermehrt geschätzt und eröffnet zusätzliche Möglichkeiten.
Wie schätzen Sie die Lage am Immobilienmarkt aktuell ein? Wo sehen Sie die grössten Risiken?
Der Schweizer Immobilienmarkt profitiert vom wirtschaftlichen Aufschwung im laufenden Jahr. Während die Preise für Wohneigentum wieder anziehen, bleibt die Situation auf dem Mietwohnungs-, Büroflächen- und Verkaufsflächenmarkt herausfordernd. Das Blasenrisiko am Schweizer Immobilienmarkt hat aber weiter abgenommen.
Herr Ackermann, wir bedanken uns für das Interview.
Zur Person:
Hanspeter Ackermann (1960, lic oec HSG, dipl. Wirtschaftsprüfer), studierte Wirtschaft an der Universität St. Gallen und hat ein Fachdiplom als Wirtschaftsprüfer. Von 1987 bis 2014 arbeitete er bei Credit Suisse in verschiedensten Funktionen im In- und Ausland. Von 2015 bis 2017 hatte Hanspeter Ackermann als Chief Executive Officer die Leitung der Bank Cler inne. In seine Verantwortung fiel auch die Namensänderung von Bank Coop zu Bank Cler und der Start der mobilen Bank App Cler ZAK. Seit dem 1. Januar 2018 ist Hanspeter Ackermann Vorsitzender der Geschäftsleitung der Credit Exchange AG. Er ist verheiratet und Vater von 4 Kindern.