Zürich – Am Weltwasserforum in Marseille haben die Regierungen am Mittwoch eine sehr unverbindliche Erklärung veröffentlicht. Die Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas bemängelt, dass konkrete Ziele und Verpflichtungen zur Bekämpfung der globalen Wassernot fehlen.
Das Weltwasserforum wird seit 1997 alle drei Jahre durchgeführt und ist das weltweit grösste Treffen rund ums Wasser. Die sechste Ausgabe findet unter dem Motto «Zeit für Lösungen» in Marseille statt und versammelt rund 25’000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 180 Ländern.
Keine Bekräftigung des Rechts auf Wasser
Mit der heute in Marseille veröffentlichten Minister-Erklärung lassen die unterzeichnenden Regierungen – darunter die Schweiz – Zweifel darüber aufkommen, ob sie ernsthaft zur Lösung der Wasserprobleme bereit sind. Das Dokument unterstreicht zwar die zentrale Bedeutung des Wassers für die Gesundheit, Ernährung und Entwicklung, sowie für eine intakte Umwelt. Hinsichtlich der notwendigen Massnahmen, um die nachhaltige Nutzung von Wasser zu garantieren, finden sich im Dokument allerdings nur schwammige Absichtserklärungen. «Konkrete Ziele und politische Verpflichtungen fehlen in der Minister-Erklärung zum Weltwasserforum», bemängelt Agnes Montangero, Wasserexpertin der Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas und Vorstandsmitglied des internationalen NGO-Netzwerks «End Water Poverty». Sie kritisiert ferner, dass die Regierungen sich nicht darauf einigen konnten, das von der UNO-Generalversammlung am 28. Juli 2010 deklarierte Recht auf Wasser explizit zu bekräftigen.
800 Millionen Menschen ohne sauberes Trinkwasser
Die schwache Minister-Erklärung steht möglicherweise im Zusammenhang mit einer vor Wochenfrist bekanntgegebenen Erfolgsmeldung: Von 1990 bis 2015 konnte der Anteil der Weltbevölkerung ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser halbiert werden – damit wurde das entsprechende UNO-Milleniumsziel frühzeitig erreicht. «Helvetas freut sich über die Fortschritte bei der Bekämpfung der Wasserarmut. Doch noch immer haben 783 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Zudem lebt noch ein Drittel der Weltbevölkerung ohne Zugang zu geeigneten sanitären Einrichtungen. Die Staatengemeinschaft darf jetzt die Hände nicht in den Schoss legen. Das Recht auf Wasser und Sanitärversorgung muss für alle gelten», fordert Agnes Montangero.
Während sich die Wasserversorgung in den Städten verbessert hat, ist die Wasserarmut in den abgelegenen ländlichen Gebieten noch weit verbreitet. Hier braucht es in Zukunft weitere Anstrengungen. Insbesondere in Afrika südlich der Sahara, wo 39 Prozent der Bevölkerung ohne sauberes Trinkwasser und mehr als die Hälfte ohne funktionierende sanitären Einrichtungen wie Latrinen auskommen müssen. (Helvetas/mc/ps)
Über Helvetas
Helvetas ist die grösste Schweizer Entwicklungsorganisation und engagiert sich mit Wasser- und anderen Entwicklungsprojekten in den ländlichen Gebieten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Im vergangenen Jahr hat sie 420’000 Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser verschafft. Helvetas führt das Sekretariat der vom Bund neu gegründeten «Swiss Water Partnership» und ist auf internationaler Ebene im NGO-Netzwerk «End Water Poverty» aktiv.