Von Bastiaan van Amstel, Head of Public Relations EMEA, Hitachi Vantara
Immer mehr Menschen haben den Wunsch, dass ihr Kapital etwas bewegen soll und zwar positiv und nachhaltig. Vor allem bei der jungen Generation liegen nachhaltige Geldanlagen voll im Trend. Aber auch institutionelle Anleger halten immer öfter nach „grünen Investments“ Ausschau. Eine 2021er Statista Research Umfrage hat ergeben, dass 82 Prozent der professionellen Anleger weltweit ihren Anteil an sozial verantwortlichen Investitionen erhöhen wollen.
Diesen Wunsch haben die Finanzinstitute frühzeitig erkannt und so gibt es heute ESG-Anlagen für jeden Bereich (ESG = Environmental, Social and Governance). Nach Angaben von Morningstar Direct wuchs das globale ESG-Fondsvermögen Ende 2021 auf 2,74 Billionen $ gegenüber 1,65 Billionen $ im Vorjahr. Und die Zahl der globalen ESG-Fonds stieg im gleichen Zeitraum von 4.153 auf 5.932.
Nicht jedes ESG-Produkt ist wirklich „green”
In einem jungen Markt mit grosser Nachfrage und einem solch riesigen Angebot ist es nicht immer einfach, das Angebot zu überblicken. Noch schwerer fällt es, zu überprüfen, ob die Investments wirklich das halten, was sie versprechen. Investitionen in ESG-Fonds sind wie der Versuch, sich im „wilden Westen» zurechtzufinden. Wo es viel Geld zu verdienen gibt, besteht auch immer der Anreiz, zu schummeln, um es salopp auszudrücken, Stichwort „Greenwashing”. Vor allem, wenn kaum ein Investor in der Lage ist, vor Ort sicherzustellen, dass die versprochenen ESG-Auflagen auch wirklich eingehalten werden.
Kein Wunder also, dass laut einer Studie der Shareholder Advocacy Group 60 von 94 ESG-Fonds die Grundsätze für ökologische, soziale und Governance-Investitionen nicht genau einhalten. Die Ergebnisse, die der US-Börsenaufsichtsbehörde mitgeteilt wurden, zeigen, dass man den Unterschied zwischen einem Prospekt für echte ESG-Angebote und Greenwashing-Fonds nicht erkennen kann.
SEC und EU schaffen den Rahmen für mehr Transparenz
Die Regulierungsbehörden haben daher reagiert, indem sie die Offenlegung von ESG-Informationen zu einer Priorität gemacht haben. So hat die US-Börsenaufsicht SEC eine spezielle Arbeitsgruppe eingerichtet, die ESG-bezogenes Fehlverhalten aufdecken soll, wenn es sich um wesentliche Berichtslücken oder falsche Angaben in der Offenlegung von Klimarisiken durch Emittenten im Rahmen der bestehenden Vorschriften handelt.
Auf der anderen Seite des Atlantiks hat die Europäische Union die Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte (Sustainable Finance Disclosure Regulation – SFDR) eingeführt, um die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten zu standardisieren: Ziel ist, dass sowohl institutionelle Vermögensinhaber als auch Privatkunden die Nachhaltigkeitsmerkmale grüner Investmentfonds genau vergleichen können. Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA hat vorhersehbar ihre eigenen SDR-Richtlinien (Special Drawing Rights) mit einem sehr ähnlichen, wenn auch strengeren Konstrukt eingeführt.
Diese Vorgaben nehmen Banken in die Pflicht, eine Informationskette zu pflegen und zu verwalten, die den ESG-Nachweis erbringen kann. Aber letztlich stehen die Banken vor demselben Problem wie die Anleger: Sie können nur sehr selten vor Ort nachsehen, ob das Investment wirklich grün ist und alle Auflagen eingehalten werden. Und selbst bei einem Ortsbesuch erschliessen sich nicht immer alle Aspekte eines Projektes.
Grüne Daten bringen Licht ins Dunkle
In einer kürzlich durchgeführten Studie der Capital Group wurde festgestellt, dass der Mangel an robusten ESG-Daten eines der grössten Hindernisse ist, das Investmentmanager davon abhält, ESG-Aspekte überhaupt in ihre Angebotskatalog zu integrieren. Was fehlt sind verlässliche Projektdaten und darauf aufbauend verständliche Auswertungen.
Hitachi Vantara hat dazu eine Reihe von Lösungen entwickelt, die Finanzinstituten ein grösseres Bewusstsein für und eine bessere Sichtbarkeit auf grüne Daten verschaffen. Die Sustainable Finance Platform zum Beispiel basiert auf Blockchain und IoT und ermöglicht es Investmentmanagern, mehrere kleine bis mittelgrosse Nachhaltigkeitsprojekte zusammenzufassen.
Sobald ein grünes Projekt anfängt, Betriebsdaten zu erzeugen, überwacht das System die Leistung mithilfe von IoT-Sensoren. Diese lassen sich nahezu überall anbringen und zwar nicht nur an Produktionsmaschinen in Werkhallen, sondern auch an Bäumen, Wasserpumpen oder im Boden. Mit ihnen lassen sich unterschiedlichste Abläufe in Echtzeit erfassen, vom Energieverbrauch eines Windrades über den Benzinverbrauch von LKW bis hin zum Wasserverbrauch einer Plantage.
Grüne Daten bringen Licht ins Dunkle
Die gewonnenen Daten können dann in die Cloud übertragen und von dort aus mit Datenplattformen wie Hitachi Lumada ausgewertet werden. All das nicht mit Wochen Zeitverzug, sondern nahezu in Echtzeit. Sowohl die Daten als auch die Ergebnisse lassen sich in der Blockchain unveränderbar speichern und können automatisch in KPIs und Berichte integriert werden. Diese können dann Emittenten, Banken und Investoren online zur Verfügung gestellt werden.
Hitachi nutzt auch andere Tools in seinem Portfolio, um Privatkunden dabei zu helfen, ihr Risiko durch die Analyse des ESG-Verhaltens des Emittenten (z. B. EPC-Ratings) zu mindern. Geschäftsbanken können damit ESG-Faktoren in ihre Handelsentscheidungen einbeziehen und Emittenten bei der Berichterstattung an Aufsichtsbehörden eine höhere Genauigkeit erreichen. Auf diese Weise erhalten alle Beteiligten mehr Durchblick auf ESG-Anlagen und niemand muss mehr im Trüben nach grünen Investments fischen.