Hitze-Extreme können bis 2100 fast überall auf der Welt auftreten. (Foto: pg)
Potsdam – Extreme wie die heftige Hitzewelle 2012 in den USA werden in naher Zukunft wahrscheinlich häufiger auftreten. Vor wenigen Jahrzehnten kamen sie in dieser Form kaum vor. Heute lassen sich durch den menschgemachten Klimawandel bereits auf fünf Prozent aller Landflächen monatliche Hitze-Extreme im Sommer beobachten. Bis 2020 wird sich diese Zahl voraussichtlich verdoppeln und bis 2040 vervierfachen, wie eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universidad Complutense de Madrid (UCM) ergab.
„In vielen Regionen werden die kältesten Sommermonate Ende des Jahrhunderts heisser sein als die heissesten Monate heute – das zeigen unsere Berechnungen für ein Szenario mit unvermindertem Klimawandel“, sagt Dim Coumou vom PIK. Die Wissenschaftler haben sich auf Hitzewellen konzentriert, die die üblichen natürlichen Schwankungen in den Temperaturen der Sommermonate einer bestimmten Region stark überschreiten – so genannte 3-Sigma Ereignisse. Das sind Zeiträume von mehreren Wochen, die um drei Standardabweichungen wärmer sind als das normale örtliche Klima – oft führen sie zu Ernteverlusten, Waldbränden und zusätzlichen Todesfällen in den aufgeheizten Städten.
Hitze-Extreme bis 2100 fast weltweit möglich
Solche Hitzeextreme könnten bis 2100 im Sommer auf 85 Prozent der globalen Landflächen auftreten, wenn weiterhin soviel CO2 emittiert wird wie heute, heisst es in der Studie. Zudem würden 60 Prozent der Landflächen von Hitzeereignissen einer Intensität betroffen, wie sie heute so gut wie nie vorkommen.
Klimaschutzmassnahmen können nur langfristig greifen
Während dies noch durch Massnahmen zum Klimaschutz verhindert werden könnte, wird die Zunahme der Extreme im Zeitraum bis Mitte des Jahrhunderts ganz unabhängig davon erwartet, wie die Emissionen sich entwickeln. „Bereits jetzt sind soviel Treibhausgase in der Atmosphäre, dass die kurzfristige Zunahme von von Hitzewellen nahezu unvermeidlich scheint“, sagt Coumou. Dieses Wissen ist wichtig, um in den betroffenen Sektoren Anpassungsmassnahmen zu entwickeln.
Hitze-Extreme unterscheiden sich je nach Region
Da die Studie Hitzeextreme definiert als Abweichung von den natürlichen Schwankungen, die in einer Region in der Vergangenheit beobachtet wurden, sind die absoluten Temperaturen für diese Ereignisse von Region zu Region unterschiedlich. Die Hitzewelle in Russland zum Beispiel brachte einen Anstieg der monatlichen Durchschnittstemperaturen um 7 Grad Celsius in Moskau, und an einzelnen Tagen Spitzenwerte von mehr als 40 Grad Celsius. In tropischen Regionen wie etwa Süd-Indien oder Brasilien ist die natürliche Variabilität sehr viel kleiner als in den gemässigten Breiten, 3-Sigma-Ereignisse bedeuten hier deshalb in absoluten Temperaturwerten weniger grosse Ausschläge.
„Gesellschaften und Ökosysteme sind im Allgemeinen an die Extreme angepasst, die sie in der Vergangenheit erlebt haben, aber viel weniger an Extreme außerhalb ihrer historischen Erfahrung“, sagt Alexander Robinson von der UCM. „In den Tropen können daher schon relativ kleine Veränderungen grosse Folgen haben – und unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Veränderungen, die bereits durch frühere Forschung prognostiziert wurden, tatsächlich bereits stattfinden“. (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung/mc/pg)