Hoch oben lebt es sich länger
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Bern – Die Bewohner der oberen Stockwerke eines Hauses leben im Schnitt länger als ihre Nachbarn im Parterre. Dies ergab eine im «European Journal of Epidemiology» veröffentlichte Studie der Universität Bern. Die Forscher vermuten soziale Unterschiede als Grund für das unterschiedliche Sterberisiko. Allerdings sterben in den oberen Stockwerken mehr Menschen durch Sprünge aus grosser Höhe.
Wer in einem mindestens vierstöckigen Haus in einem oberen Stockwerk wohnt, hat meist nicht nur die bessere Aussicht als die Nachbarn weiter unten, er kann diese auch länger geniessen. Das Team um Professor Matthias Egger und Radoslaw Panczak vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern hat in einer Kohortenstudie gezeigt, dass Menschen im untersten Stock ein deutlich höheres Risiko haben, an Herzkreislauf- oder Lungenerkrankungen zu sterben als ihre Nachbarn, die im vierten oder höheren Stock wohnen.
Sozioökonomische Unterschiede
Beide Todesursachen sind mit gesundheitsrelevantem Verhalten wie Rauchen, Ernährung und Bewegung verbunden. Egger vermutet deshalb, dass die gefundenen Unterschiede im Sterberisiko zumindest zum Teil mit Unterschieden im sozioökonomischen Status der Bewohnerinnen und Bewohner der verschiedenen Stockwerke erklärt werden können. Zwar wurden in der Studie einige dieser Faktoren wie Bildung, Nationalität und Beruf berücksichtigt. Hingegen sind etwa das Einkommen und das Vermögen der Bewohner nicht bekannt.
Die Forscher schliessen auch nicht aus, dass das Leben in einem höheren Stock mehr Bewegung bringt und damit die Gesundheit verbessert. «Wer regelmässig die Treppen zu seiner Wohnung erklimmt, macht etwas für seine Gesundheit“» sagt Egger. Allerdings dürfte vor allem in die höheren Stockwerke doch meistens der Lift zum Einsatz kommen.
Mehr Suizide von Bewohnern höherer Stockwerke
Nicht bei allen Todesursachen sind die Nachbarn in den höheren Stockwerken jedoch im Vorteil: Sie starben in der Beobachtungszeit von 2001 bis 2008 deutlich häufiger als die Bewohner der untersten Stockwerke durch Sprünge aus grosser Höhe in suizidaler Absicht. Gemäss Egger ist es unklar, ob dies allein an der Gelegenheit liegt. «Die Frage ist aber interessant für die Diskussion, ob die Verfügbarkeit einer Methode einen Einfluss auf die Suizidrate hat», sagt der Epidemiologe.
In der Kohortenstudien auf Bevölkerungsebene wurden die Daten von 1,5 Millionen Menschen analysiert, die zum Zeitpunkt der Volkszählung 2000 in der Schweiz in einem Gebäude mit vier oder mehr Stockwerken wohnten. In der Beobachtungszeit von 2001 bis 2008 wurden insgesamt 142‘390 Todesfälle verzeichnet. Das Projekt ist Teil der vom Schweizerischen Nationalfonds und vom Bundesamt für Statistik unterstützten Schweizer Kohortenstudie (Swiss National Cohort). (Universtität Bern/mc/pg)