Zürich – Mit dem Wegfall der meisten Corona-Massnahmen kehrt in Schweizer Unternehmen wieder weitgehend Normalität ein. Und trotzdem: Die Arbeitswelt ist heute für viele Firmen eine deutlich andere als vor dem Ausbruch der Pandemie. Das Rekrutieren neuer Mitarbeitender fällt oft schwerer als vor Corona und Personalmanager berichten von einer geringeren Loyalität der Mitarbeitenden. Bei der Frage, wie viel Homeoffice langfristig bleibt, klafft eine Lücke zwischen den Plänen der Unternehmen und den Wünschen der Berufstätigen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von New Work unter Personalmanagern und Berufstätigen in der Deutschschweiz.
Im Auftrag von New Work hat das Markt- und Mediaforschungsinstitut Forsa dieses Frühjahr in der Deutschschweiz hundert Personalentscheider in Unternehmen sowie rund tausend Berufstätige zum Thema Recruiting und Homeoffice befragt. Die wichtigsten Resultate:
Jedes zweite Unternehmen plant langfristig mit Homeoffice
Insgesamt rund die Hälfte der befragten Unternehmen (48 Prozent) plant, Homeoffice langfristig zu ermöglichen. 28 Prozent geben an, dass Mitarbeitende auch nach Pandemieende bis zu einem Viertel ihrer Arbeitszeit ausserhalb des Büros leisten können, bei 18 Prozent kann bis zur Hälfte der Arbeitszeit im Homeoffice stattfinden. Weiter gehen die allerwenigsten: Nur 2 Prozent planen, dass langfristig mehr als die Hälfte der Arbeitszeit von fern stattfinden kann. Knapp die Hälfte der befragten Personalmanager (48 Prozent) sagt, dass es in ihrem Unternehmen langfristig keine Möglichkeit für Homeoffice geben wird. Darin enthalten sind auch Betriebe mit Angeboten, die eine physische Präsenz erfordern.
Jeder Sechste würde gerne dauerhaft im Homeoffice arbeiten
Mit ihrem langfristigen Bekenntnis zu Homeoffice kommen zwar viele Unternehmen den Wünschen der Mitarbeitenden entgegen, gehen aber nicht so weit, wie es sich die Berufstätigen wünschen. Von ihnen würden 16 Prozent gerne auch in Zukunft vollständig zuhause arbeiten können, weitere 16 Prozent bis zu drei Viertel und 22 Prozent bis zur Hälfte ihrer Arbeitszeit. 6 Prozent wären zufrieden, wenn sie langfristig bis zu einem Viertel ihrer Zeit ausserhalb des Büros arbeiten könnten. 34 Prozent geben an, dass Homeoffice in ihrem Beruf nicht möglich ist.
Zwischen der Bereitschaft von Schweizer Unternehmen, Homeoffice langfristig anzubieten und den Wünschen der Berufstätigen klafft damit eine Lücke. Firmen, die Homeoffice-Möglichkeiten zu stark einschränken oder gar nicht anbieten, laufen Gefahr, ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu schmälern. Wenn Unternehmen eine hohe Präsenzrate anstreben, so sollte das Büroumfeld so ausgestaltet werden, dass das Arbeiten vor Ort auch für Mitarbeitende einen klar erkennbaren Mehrwert liefert.
Homeoffice bringt nicht zwingend flexiblere Arbeitszeiten
Aus Sicht der Personalmanager hat sich das Arbeitsleben im Zuge der Pandemie vor allem in Bezug auf die Kommunikation im Unternehmen (65 Prozent), die Art und Weise der Zusammenarbeit (63 Prozent) sowie neue Arbeitskonzepte wie Home-Office und Remote Work (63 Prozent) verändert. Neue Arbeitskonzepte bedeuten aber nicht zwingend flexiblere Arbeitszeiten: Nur 34 Prozent geben an, dass Corona in ihrem Betrieb zu einer freieren Einteilung der Arbeitszeit geführt hat. Und weniger als die Hälfte (42 Prozent) sagen, dass die Pandemie einen spürbaren Einfluss auf den Führungsstil in ihrem Unternehmen hatte.
Schwierigere Personalsuche und mehr Wechsel seit Corona
Die Rekrutierung von Mitarbeitenden ist seit Corona herausfordernder geworden, findet mehr als ein Drittel der befragten Personalmanager (37 Prozent). Nur gerade 2 Prozent sagen, dass ihnen die Rekrutierung neuer Mitarbeitender heute leichter fällt als vor der Pandemie. Tendenziell zugenommen hat gemäss den Befragten auch die Wechselhäufigkeit. 20 Prozent berichten von mehr Personalwechseln seit dem Beginn der Pandemie, während nur 10 Prozent einen Rückgang feststellen.
Unternehmenskultur ist das Top-Thema bei Bewerbungsgesprächen
Danach befragt, welche Themen aktuell in Bewerbungsgesprächen besonders stark zur Sprache kommen, nennen 77 Prozent der Personalmanager die Unternehmenskultur. Weitere zentrale Themen in Vorstellungsgesprächen sind Jobsicherheit (75 Prozent), Lohn (73 Prozent), Work-Life-Balance (73 Prozent) sowie gutes Führungsverhalten (68 Prozent) und persönliche Sinnerfüllung im Beruf (66 Prozent). Die Zahlen illustrieren das Bedürfnis von Schweizer Stellensuchenden, herauszufinden, wie ein Unternehmen tickt und ob sie ihre eigenen Werte darin reflektiert sehen. (New Work/mc/pg)