Weltrettung: Ob Handtücher da reichen, ist fraglich.
Pullman – Wenn sich Hotels mit der Aufforderung zur Wiederbenutzung von Handtüchern umweltbewusst geben, kann das auch nach hinten losgehen. Denn wenn sie den Verdacht hegen, dass es sich um Greenwashing ohne Öko-Gedanken handelt, kommen sie nicht wieder. Das zeigt eine Studie der Washington State University. Damit ein Hotel als «grün» punkten kann, muss es mehr als nur ein paar – womöglich eigennützige – Akzente setzen. Ideal zum Ausräumen von Kundenbedenken ist den Forschern zufolge eine passende Öko-Zertifizierung.
3.000 US-Konsumenten befragt
Aufforderungen, der Umwelt zuliebe Handtücher einen Tag länger zu nutzen, gehören in Hotels mittlerweile praktisch zum guten Ton. Doch wie viele aus eigener Erfahrung weiss, beschleicht den Gast bisweilen das Gefühl, dass das Hotel sich damit nur in ein positives Licht rücken will – also Greenwashing betreibt. Wenn das passiert, rächt es sich der Studie mit über 3.000 befragten US-Konsumenten zufolge. Denn wirklich umweltbewusste Gäste werden ihre Handtücher zwar mehrfach nutzen, aber sie beehren das Hotel sicher nicht wieder. Auch andere Kunden tendieren dazu, beim nächsten Mal eine andere Unterkunft zu wählen, wenn sie sich hinters Öko-Licht geführt fühlen.
Die Aufforderung zur Wiederbenutzung von Handtüchern kann sehr leicht als eigennützig verstanden werden. Immerhin mag es dem Betreiber nur darum gehen, Reinigungskosten zu sparen. Kunden werden da leicht skeptisch, wenn ein Hotel Umweltfreundlichkeit nicht in allen Bereichen praktiziert. So kann beispielsweise das Fehlen von Recycling-Mistkübeln ebenso Bedenken auslösen wie das überschnelle Entsorgen angebrochener Körperpflegeprodukte. «Es ist unabdinglich, dass Hotels sich besonders anzstrengen, umweltfreundliche Praktiken umzusetzen, um in Kundenaugen Glaubwürdigkeit zu erlangen», meint daher Christina Geng-qing Chi, eine der Studienautorinnen.
Zertifikate mit Vorsicht geniessen
Ebenfalls potenzielles Image-Gift ist die Zugehörigkeit zu «grünen» Marketing-Vereinigungen, die vielleicht Plaketten vergeben, aber Mitglieder bekanntermassen nicht recht prüfen. Ein anerkanntes, seriöses Öko-Zertifikat ist den Forschern zufolge hingegen besonders sinnvoll, um Konsumenten-Skepsis entgegenzuwirken. Für die Hotellerie-Branche sind das Green Seal oder Leadership in Energy & Environmental Design. Auch das Weiterverbreiten von Online-Mundpropaganda zufriedener Gäste sowie ordentliche Schulung des Personals in Sachen Öko-Praktiken seien sinnvoll. (pte/mc/ps)