HSG strebt an globale Forschungsspitze

HSG strebt an globale Forschungsspitze
Thomas Bieger, Rektor Universität St. Gallen (HSG). (Bild: HSG)

Thomas Bieger, Rektor Universität St. Gallen (HSG). (Bild: HSG)

St. Gallen – Die Universität St.Gallen (HSG) lanciert zwei Profilbereiche, die zukunftsgerichtet Lösungen für Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft bringen sollen. Mit dem «Global Center for Customer Insight» soll das Denken und Verhalten von Kunden noch besser erforscht werden und mit dem «Global Center for Entrepreneurship & Innovation» stehen zwei zentrale Wachstumstreiber einer modernen Volkswirtschaft im Zentrum. Mit der gezielten Förderung von Profilbereichen möchte die HSG in diesen Gebieten an die globale Forschungsspitze vorrücken.

«Stärken stärken», ist die Devise der Universität St.Gallen, wenn es darum geht auch in Zukunft als eine der führenden Wirtschaftsuniversitäten Europas wahrgenommen zu werden und in ausgewählten Gebieten zur globalen Forschungsspitze aufzurücken. Dies machte die Universitätsleitung im Rahmen ihres Jahresmediengesprächs zum Auftakt des Herbstsemesters deutlich.

Vorhandene Kompetenzen ausbauen
Drei bis vier Bereiche der Universität, die mit ihrer Forschung international in Wissenschaft und Praxis schon gut etabliert sind, sollen in den nächsten Jahren gezielt gestärkt werden, so dass sie sich zu global anerkannten Profilbereichen entwickeln können. Damit sollen in einer sich weiter internationalisierenden Bildungslandschaft folgende Ziele erreicht werden, wie Rektor Thomas Bieger ausführte:

  • Wesentliche Impulse in der Forschung setzen
  • International renommierte Forscherinnen und Forscher für die HSG gewinnen und an sie binden
  • Die Qualität in Forschung und Lehre in den entsprechenden Gebieten steigern
  • Die internationale Reputation der Universität weiter stärken
  • Wissensaustausch und wirtschaftliche Effekte für die Region ermöglichen

Die globalen Profilbereiche sollen pro Jahr mit rund 6 bis 7 Millionen Franken ausgestattet werden. Die Finanzierung soll über öffentliche Mittel sowie Drittmittel aus Forschungskooperationen sichergestellt werden. In einem ersten Schritt geht die HSG nun mit zwei Profilbereichen an den Start.

Kaufentscheidungen und Käuferverhalten verstehen
Neuartige und relevante Einblicke in das Denken und Verhalten von Kunden sind für Unternehmen zentral, um im Markt von morgen erfolgreich Marketing betreiben zu können. Aufbauend auf den Errungenschaften und Erkenntnissen der Forschungsstelle für Customer Insight (FCI-HSG) soll das neue Global Center for Customer Insight (GCCI) ein weltweit anerkannter Denkplatz im Gebiet der Kaufentscheidungs- und Käuferverhaltensforschung werden. Das FCI-HSG gehört bereits heute zu einer der europaweit forschungsstärksten Institutionen und verfügt über beste Kontakte zur Praxis, sei es u.a. zu ABB, Audi, BMW, Bühler, Hilti, Lufthansa, Die Post oder Schindler. Das Forschungsspektrum reicht von Behavioral Branding, Design und Produktentwicklung, über Marke und Emotion bis hin zu Marktforschung und Datenmodellierung. Das künftige Global Center soll von den Professoren Andreas Herrmann, Torsten Tomczak und Wolfgang Jenewein geleitet werden.

Lebenszyklus eines Unternehmens
Das Global Center for Entrepreneurship and Innovation (GCE&I) soll durch das Forscherteam der Professoren Oliver Gassmann, Dietmar Grichnik und Thomas Zellweger geleitet und vorangetrieben werden. Die drei Professoren haben wesentlichen internationalen Einfluss in ihren Forschungsgebieten zu Innovationsforschung (Gassmann), Start-ups und Jungunternehmen (Grichnik) und Familienunternehmen (Zellweger). Firmen wie Audi, BASF, Bosch, Bühler, Daimler, SAP und Swisscom haben mit ihnen langjährige Forschungskooperationen etabliert. Die Erkenntnisse aus den Forschungsprojekten mit diesen Partnern werden auch regionalen KMU über Arbeitskreise zugänglich gemacht. Durch zahlreiche Start-ups und Spin-offs wird zudem weiterer Nutzen für die Region realisiert. Das HSG-Gründer-Lab mit der Gründergarage erzielt eine hohe Wirkung für die Gründungskultur auf dem Campus der Universität und in der Region.

Mit den drei Lehrstühlen würden sie den gesamten unternehmerischen Zyklus abdecken: von der Gründung, über die Geschäftsmodellentwicklung und Innovation bis zur Unternehmensnachfolge und dem Unternehmensexit, sagte Oliver Gassmann, der das GCE&I präsentierte. Zudem sei das Center an führenden Projekten beteiligt wie:

  • Swiss Start-up-Monitor: Der Swiss Start-up-Monitor generiert quantitative Daten und Erkenntnisse über die Schweizer Start-up-Szene. Aktuell werden darin 1460 neugegründete Unternehmen über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet und untersucht. Ein deutsches und ein österreichisches Pendant dazu sind in Planung. (Leitung: Dietmar Grichnik)
  • Innovationsforschung: In der Innovationsforschung geht es stets zusammen mit ausgewählten Wirtschaftspartnern um die Themen Open Innovation, um die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sowie um die Globalisierung von Forschung und Entwicklung. Der Lehrstuhl arbeitet dabei mit den jeweils führenden Universitäten des Fachgebietes eng zusammen wie mit den kalifornischen Universitäten Berkeley und Stanford, der Tongji Universität in Shanghai und Skoltech in Moskau. (Leitung: Oliver Gassmann)
  • Family Business: In 35 Länden auf allen fünf Kontinenten untersucht das Projekt GUESSS wie aus Studierenden Unternehmer werden. Besondere Berücksichtigung bei der Befragung von rund einer Million Studierender erfährt das Thema Unternehmensnachfolge. Im globalen Projekt STEP untersucht die HSG mit anderen führenden Universitäten weltweit, was Familienunternehmen langfristig erfolgreich macht. (Leitung: Thomas Zellweger)

Mit den bereits laufenden und neuen Projekten möchte das Center zu einer weltweit führenden Forschungsinstitution in Unternehmertum und Innovation sowie Europas Nummer 1 in Fragestellungen für Unternehmen rund um diese Themen werden.

Meilensteine in Lehre und Forschung
Im vergangen Jahr seien weitere Meilensteine in Richtung der Vision 2020 und damit zur Sicherstellung der Qualität erreicht worden, sagte Thomas Bieger in seinem Rückblick auf das abgeschlossene Studienjahr. Mit dem Rang 7 im «Financial Times»-Ranking konnte erneut die Platzierung unter den Top Ten der europäischen Wirtschaftsuniversitäten bestätigt werden.

In der Lehre konnte die im Herbst 2013 gestartete neue Assessment-Stufe erfolgreich umgesetzt werden. Zum ersten Mal kann an der HSG ab dem ersten Semester auf Englisch studiert werden. Dabei waren in der englischsprachigen Gruppe von 1328 Assessment-Studierenden 258 bzw. fast 20 Prozent der Studierenden eingeschrieben. Die anderen 80 Prozent verteilen sich auf die zwei deutschsprachigen Gruppen. Es sind vor allem auch Studierende aus der Schweiz, die eine englischsprachige Matura abgelegt haben, die ihr Studium auf Englisch aufnehmen. Die Universität St.Gallen verfügt damit auf Bachelor- und Master-Stufe über englische Studiengänge in allen Fachrichtungen.

Im Bereich der Forschung fand mit der Berufung von sechs neuen Ordinarien eine wesentliche personelle Verstärkung statt. Als einer der Höhepunkte darf die erfolgreiche Etablierung einer internationalen Summer School bezeichnet werden. Mit dieser setzt die Universität St.Gallen im Bereich der empirischen Forschungsmethoden für Doktorierende und Post-Docs einen neuen Standard in Zentraleuropa. Die zweite Durchführung in 2014 umfasste bereits 225 Teilnehmende aus 45 Ländern.

Bauliche Erweiterung und mehr finanzielle Autonomie
Im Bereich der Infrastruktur konnten die Engpässe in der Lehre gemildert werden. Mit dem Gebäude an der Tellstrasse 2 hat die HSG Stiftung einen attraktiven Lehr- und Lernort direkt in der Stadt erworben und der Universität günstig zur Verfügung gestellt. Zusätzlich konnte dank eines Nachtragskredits des Kantonsparlamentes direkt auf dem Campus-Areal ein grosser Lehr-Pavillon errichtet werden.

Noch immer ungenügend sind die Kapazitäten der Bibliothek. Diese ist auf 3500 Studierende ausgelegt und damit bei aktuell über 7600 Studierenden und den erwarteten rund 8000 Studierenden im Herbstsemester 2014 (provisorische Anmeldungen) auf nicht einmal die Hälfte des heutigen Bedarfs ausgerichtet. Gleichzeitig laufen die Bewilligungen für verschiedene Provisorien in absehbarer Zeit aus.

Die Regierung hat deshalb in Zusammenarbeit mit der Universitätsleitung die Planungsarbeiten für einen nächsten Ausbauschritt der Universität an die Hand genommen, wie Regierungsrat Stefan
Kölliker ausführte. Aktuell wird der konkrete Raumbedarf der HSG ermittelt und die Erweiterungsmöglichkeiten geprüft. Darüber hinaus ist es ein erklärtes Ziel dieses Projekts, Räumlichkeiten in Wohnliegenschaften im Quartier Rosenberg freizugeben und an einigen zentralen Standorten zusammenzufassen. Die Regierung werde sich im Herbst mit dem künftigen Bauvorhaben befassen und voraussichtlich im November dieses Jahres konkreter darüber informieren, sagte Kölliker.

Im Bereich der Finanzierung der Universität, möchte der Kanton neue Wege gehen, wie Regierungsrat Kölliker ausführte. Die Regierung hat im Rahmen des Entlastungsprogramms 2013 für ihre Hochschulen (HSG, Pädagogische Hochschule und Fachhochschulen) die «Einführung mehrjähriger Leistungsvereinbarungen mit verbindlichen Staatsbeiträgen und gleichzeitige Erhöhung der Autonomie» vorgeschlagen. Mit der Einführung mehrjähriger Leistungsvereinbarungen ist die Erwartung verbunden, dass die Hochschulen noch stärker als heute finanzielle Verantwortung übernehmen und im Gegenzug dazu von Seiten des Kantons eine Finanzierungssicherheit über mehrere Jahre erhalten. Schliesslich soll eine erhöhte Autonomie die Hochschulen befähigen, verstärkt unternehmerisch handeln zu können.

Der Kantonsrat hat im August 2013 im Rahmen des Entlastungsprogramms 2013 diese neue Art der Finanzierung für die Hochschulen beschlossen. Die entsprechende Botschaft zur Anpassung der gesetzlichen Grundlagen wird im September 2014 dem Kantonsrat zur Beratung vorgelegt. Die Einführung der mehrjährigen Leistungsvereinbarung an der HSG ist auf den 1. Januar 2016 geplant.

Für die HSG sei dies ein zukunftsweisender Schritt, der einerseits in ihre unternehmerische Kultur passe und andererseits ihre Rolle als zentraler Akteur des St.Galler Denk- und Forschungsplatzes stärke; dies letztlich auch zum Wohl der gesamten Region, sagte Kölliker. (HSG/mc/ps)

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