London – Die verstaatlichte Royal Bank of Scotland (RBS) muss mal wieder eine Sonderbelastung in Milliardenhöhe verkraften. Dieses Mal stellte die Bank weitere 3,1 Milliarden Pfund zurück. Es geht um die erwarteten Kosten zur Beilegung eines seit Jahren anhaltenden Rechtsstreits im Zusammenhang mit krummen Geschäften mit Hypothekenpapieren in den USA. In den vergangenen Tagen wurde bereits in einigen Berichten über die erneute Belastung spekuliert.
Die gesamte Vorsorge für den Hypothekenstreit in den USA betrage jetzt 6,7 Milliarden Pfund (7,9 Mrd Euro), teilte das Institut am Donnerstag in London mit. Damit muss die RBS wahrscheinlich noch mehr als die Deutsche Bank bezahlen, die einen ähnlichen Rechtsstreit kurz vor Weihnachten für 7,2 Milliarden Dollar oder umgerechnet rund 6,4 Milliarden Euro beigelegt hat.
Mit der neuen Milliardenbelastung steuert die Bank auf den neunten Jahresverlust in Folge zu. Die Bank will am 24. Februar die Zahlen vorlegen. Allein bis Ende September hatte sie bereits ein Minus von 2,5 Milliarden Pfund verbucht. Die jetzt veröffentlichten 3,1 Milliarden Pfund werden im vierten Quartal verbucht. Das dürfte erneut die operativen Fortschritte, die Bankchef Ross McEwan immer wieder für sich proklamiert, einmal mehr als aufzehren.
Neben den hohen Kosten für Rechtsstreitigkeiten musste die Bank in den vergangenen Jahren immer wieder Milliarden auf faule Wertpapiere oder Kredite abschreiben, hohe Kosten für den Konzernumbau verdauen oder Kunden Entschädigungen für fehlerhafte Beratung bei Restschuldversicherungen zahlen.
Verliererin der Finanzkrise
Die Bank gehört zu den grössten Problemfällen und Verlierern der Finanzkrise. Trotz der vielen Probleme zog der Aktienkurs seit dem Mehrjahrestief im Juni nach der Brexit-Entscheidung deutlich an. Auch am Donnerstag legte er zu. Mit aktuell 232,10 Pence je Aktie ist er aber immer noch weit entfernt von dem Niveau, bei dem der Staat, der insgesamt 45,5 Milliarden Pfund in die Bank gepumpt hat, seinen Anteil verlustfrei verkaufen könnte. Dafür müsste die Regierung, die derzeit rund 72 Prozent der Anteile hält, 407 Pence je Anteil bekommen.
Experten gehen deshalb derzeit nicht davon aus, dass der Staat seinen Anteil in den kommenden Monaten weiter reduzieren wird. Im Sommer 2015 hatte die Regierung erstmals seit der Verstaatlichung im Jahr 2008 ein paar RBS-Aktien verkauft und so den Staatsanteil leicht gesenkt. Die Einnahmen damals beliefen sich auf rund zwei Milliarden Pfund. Das derzeit noch beim Staat liegende Paket von rund 72 Prozent der Papiere ist an der Börse aktuell zirka 19 Milliarden Pfund wert. (awp/mc/upd/ps)