Hypotheken weiterhin zum Spottpreis erhältlich
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Zürich – Der Abwärtstrend von Zinsen für Festhypotheken hielt an: Nach ihrem Anstieg im ersten Halbjahr sind die Hypothekarzinsen in der Schweiz wieder gesunken. Im vierten Quartal letzten Jahres lagen die Richtzinsen für Festhypotheken über 10 Jahre bei 1,9 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte unter dem Jahres-Höchststand im Sommer 2015, wie das aktuelle Hypotheken-Barometer des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch zeigt. Gut verhandelt lassen sich aktuell Hypotheken mit zehnjähriger Laufzeit unter 1,5 Prozent, mit fünfjähriger Laufzeit sogar unter 1 Prozent abschliessen.
Die Zinsen für Festhypotheken sind im vierten Quartal erneut leicht gesunken. Seit ihrem historischen Tiefstand zu Beginn vom 2015, waren die Hypozinsen wieder langsam, aber stetig nach oben geklettert. Im zweiten Halbjahr entspannte sich der Markt, die Zinsen bewegten sich wieder leicht nach unten. Zehnjährige Laufzeiten wurden wieder zu 1,9 Prozent verzinst. Das sind 0,1 Prozentpunkte unter dem ersten Halbjahr 2015. Dies geht aus dem aktuellen Hypotheken-Barometer von comparis.ch hervor. Gleichzeitig ging die Nachfrage nach mittelfristigen Laufzeiten zwar wieder etwas zurück im Vergleich zum letzten Quartal, blieb aber insgesamt auf einem höheren Niveau, als in der ersten Jahreshälfte.
Der Banken-Experte von comparis.ch, Marc Parmentier, stellt fest: «Die Leitzinsen sind seit der Finanzkrise 2008 auf stabil niedrigem Niveau. Jedoch erst die langanhaltenden globalen und insbesondere europäischen Wirtschafts-Herausforderungen haben Jahr für Jahr zu immer tieferen Zinserwartungen und somit auch zu immer tieferen Zinsen für Festhypotheken geführt.» Kosteten 10-jährige Festhypotheken seit der Jahrtausendwende bis zur Finanzkrise 2008 noch um 4 Prozent, fielen sie danach auf unter 3 Prozent. «Spätestens seit dem Negativzinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank Anfang des letzten Jahres werden nun 10-jährige Festhypotheken fast ausnahmslos gar unter 2 Prozent angeboten», so der Experte.
Experte: «Banken dürften wieder mehr verdienen»
Ein Blick auf das aktuelle Hypotheken-Barometer zeigt im Einzelnen: Die Richtzinsen für zehnjährige Festhypotheken sanken im Laufe des zweiten Halbjahres von 2,0 auf 1,9 Prozent. Die Richtzinsen für fünfjährige Festhypotheken lagen Ende des Jahres bei 1,2 Prozent. «Gut verhandelt und bei guter Bonität können Zinsen für Hypotheken mittlerer Laufzeit sogar unter einem Prozent liegen», erklärt Banken-Experte Parmentier.
Die am 15. Januar 2015 eingeführten Negativzinsen bleiben weiterhin bestehen, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) erst kürzlich kommunizierte. «Trotz fallender Leitzinsen sind die Preise für Festhypotheken von Banken gegenüber dem SWAP um rund 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Heute beträgt somit die Brutto-Marge zum SWAP bei Festhypotheken von Banken rund 1,5 Prozent. Auch vor dem Hintergrund erhöhter Zinsabsicherungskosten dürften die Banken also inzwischen wieder mehr an Festhypotheken verdienen», wie Parmentier vermutet.
Erhöhte Nachfrage nach langfristigen Laufzeiten
Die Nachfrage nach mittleren Laufzeiten ging im letzten Quartal 2015 erstmals wieder etwas zurück, und zwar von 29 Prozent im dritten Quartal auf nunmehr 21 Prozent. Im gleichen Zeitraum legte die Nachfrage nach langfristigen Laufzeiten entsprechend von 68 auf 76 Prozent zu, die nach kurzen Laufzeiten blieb unverändert bei 3 Prozent.
Marc Parmentier sagt rückblickend auf das Jahr 2015: «Wer eine Festhypothek abschliessen konnte, hat dies zu historisch tiefen Zinsen erreicht – hier könnte in den kommenden Jahren Neid aller anderen Hypothekarnehmer entstehen, welche nicht im 2015 zum Zug gekommen sind.»
Wie erwartet, kam politisch und regulatorisch etwas Bewegung in den Markt. Die US-amerikanische Notenbank FED hob nach fast 7 Jahren den Leitzins um 0,25 Prozent an. «Die SNB ist bestrebt, den Franken insbesondere gegenüber dem Euro nicht zu teuer werden zu lassen. Aus diesem Grund wird der Entscheid des FED das Schweizer Zinsgefüge kaum tangieren.» Die Schweizerische Nationalbank indes bestätigte den Negativ-Leitzins von 0,75 Prozent – ein zeitnahes Anheben desselben ist nicht in Sicht. (comparis.ch/mc/ps)
Datengrundlage von comparis.ch
Die Angaben zu den Zinssätzen basieren auf den Richtzinssätzen von rund 65 Kreditinstituten. Sie werden täglich aktualisiert und im Zinsüberblick publiziert. Für die nachgefragten Laufzeiten wurden die Finanzierungsgesuche ausgewertet, welche Kreditsuchende bei der Comparis-Schwesterfirma HypoPlus nach einer unabhängigen Beratung angaben. Die Erfahrung zeigt, dass in den meisten Fällen die Zinsen der Hypothekarofferten unter den offiziellen Richtsätzen liegen. Die Datengrundlage der Nachfrage wurde 2014 geändert. Daher ist kein direkter Vergleich zu den Werten der Vorjahre möglich. Das nächste Hypotheken-Barometer erscheint Anfang April 2016.