IEA würdigt «methodisches Vorgehen» bei der Suche nach einem atomaren Tiefenlager.
Bern – Der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie stellt die Schweiz vor grosse Herausforderungen. So ist die geplante Stabilisierung des Stromverbrauchs nur mit einem umfassenden Gesamtpaket an griffigen Massnahmen umzusetzen.
Nötig sind etwa Investitionen in die Erneuerung und den Ausbau der Energieinfrastrukturen. Für eine wettbewerbsfähige und sichere Energieversorgung ist zudem die Integration in den Energiebinnenmarkt sowie eine Annäherung an die Energie- und Umweltpolitik der EU von Vorteil, wie das Bundesamt für Energie in einer Mitteilung schreibt.
Die bisher regulierten Strompreise (Gestehungskosten-Modell) seien durch ein marktorientiertes Preismodell abzulösen. So lauten einige der Empfehlungen, welche die Internationale Energie-Agentur (IEA) aus ihrer kürzlich erfolgten Tiefenprüfung der schweizerischen Energiepolitik ableitet. Positiv würdigt die IEA das methodische Vorgehen der Schweiz bei der Energiestrategie 2050 und bei der Suche nach einem atomaren Tiefenlager. Maria van der Hoeven, die Exekutivdirektorin der IEA, hat UVEK-Vorsteherin Doris Leuthard diesen Bericht übergeben.
Anreize schaffen
Um die Energiewende bis 2050 umzusetzen, soll die Schweiz gesetzliche und regulatorische Grundlagen schaffen, die den Marktakteuren langfristig verlässliche Rahmenbedingungen garantieren, schreibt die IEA in ihrem Bericht. So brauche es zur Stabilisierung des Stromkonsums ein attraktives Umfeld. Dies verstärke die Anreize für Investitionen in Stromnetze und Stromproduktionsanlagen.
Schweizer Markt für CO2-Emissionen mit EU-System verknüpfen
Als Beispiel für die Annäherung an die Energiepolitik der EU nennt die IEA etwa die Verknüpfung des Schweizer Marktes für CO2-Emissionen an das «Emission Trading Scheme» (ETS) der EU, wie sie auch der Bundesrat anstrebt. Zur Erreichung der inländischen CO2-Ziele soll deren Kompatibilität mit den volkswirtschaftlichen Zielsetzungen kritisch betrachtet und insbesondere der Verkehrssektor nicht länger zulasten anderer Sektoren geschont werden.
Hintergrund
Rund alle fünf Jahre unterzieht die IEA die Energiepolitik ihrer Mitgliedsländer einer Tiefenprüfung (in-depth review). Zu diesem Zweck besuchte ein 11-köpfiges international zusammengesetztes Review-Team die Schweiz vom 21.-25. November 2011, um eingehende Gespräche mit zahlreichen Fachpersonen aus Behörden von Bund und Kantonen, Energieunternehmen, Verbänden und anderen Organisationen (insgesamt 35 Organisationen) zu führen. Untersucht wurden dabei Ziele, Instrumente und Erfolge der Energiepolitik im Allgemeinen und insbesondere in den Bereichen Klimawandel, Energieeffizienz, fossile Energien, erneuerbare Energien, Kernenergie, Elektrizität und Energieforschung. Die einzelnen Themen werden im rund 140-seitigen Prüfungsbericht (Energy Policies of IEA Countries – Switzerland, 2012 Review) detailliert diskutiert und Kritik und Empfehlungen dazu ausgesprochen. (BFE/mc/pg)