IHAG-Kommentar: Earnings Season läuft, erste Risse im Nasdaq
Zürich – Das Hin und Her an den Börsen geht weiter. Die letzte Woche brachte mehrheitliche grüne Vorzeichen und der S&P500 stieg um 0.6%. Einzig der Nasdaq bekundete für einmal Mühe und korrigierte um 1.1%. Grund waren hauptsächlich die etwas schlechteren Quartalszahlen bei Facebook, die aber zu einer heftigen Kursreaktion von Minus 20% führten.
In Europa gewann der Dax 2% und setzte damit seine zaghafte Erholung fort. Das Treffen zwischen US-Präsident Trump und EU-Kommissionspräsident Juncker verlief positiv und es besteht die Hoffnung, dass es zu keinen grösseren Zöllen in der Autoindustrie kommt. Besiegelt ist aber noch nichts. Streitpunkt dürfte die Landwirtschaft sein, wo die Europäer kaum zu Zugeständnissen bereit sein werden. Auch der SMI setzte seinen Anstieg fort. Seit Anfang Juli entwickelte sich der Schweizer Markt wie ein Phönix aus der Asche. Der Gewinn seit dann beträgt 6.5%. Gefragt waren vor allem die defensiven Werte Novartis, Roche und Nestlé.
Bei den Währungen pendelt der EUR/USD immer noch um 1.165 herum. Der EUR/CHF handelt ebenfalls in einem engen Band um 1.16. Es sind kurzfristig kaum Impulse ersichtlich, die zu einer grösseren Bewegung führen könnten.
Die zehnjährigen US-Zinsen verharrten unter der Marke von 3%. Selbst die sehr gute BIP-Zahl vom 2. Quartal vermochte die Renditen nicht anzuheben. Ebenfalls keine Bewegung bei den deutschen Zinsen, diese verbleiben bei 0.4%. Der Eidgenosse rentiert mit -0.03% leicht negativ.
Nach drei Wochen mit schweren Verlusten fing sich der Ölpreis in der letzten Woche wieder etwas. Es ist aber immer noch die Angst vor einem grösseren Handelskrieg, die den Preis momentan zurückhält. Auch der Goldpreis konnte sich nach dem Rückgang in den Vorwochen stabilisieren. Ein Trigger für einen starken Rebound ist indes nicht ersichtlich.
Die wirtschaftliche Entwicklung sieht allen voran in den USA gut aus, nachdem sich das BIP-Wachstum im 2. Quartal auf 4.1% beschleunigte. Bemerkenswert ist auch das nominelle Wachstum von über 7%. Solch gute Zahlen stützen zweifelsohne die Trump-Administration. China leidet unter dem Handelskonflikt mit den USA. Als Reaktion scheint die Regierung die Kreditschleusen zu öffnen und lässt den Yuan abwerten. Damit scheint China eine ähnliche Taktik zu verfolgen, wie Grossbritannien nach dem Brexit. Ob diese Strategie längerfristig von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt abzuwarten. Insbesondere droht im Zuge des schwächeren Yuan eine Kapitalflucht.
Zurzeit dominiert die Earnings Season das Geschehen an den Aktienmärkten. Im S&P500 hat bis jetzt etwa die Hälfte der Firmen ihre Zahlen auf den Tisch gelegt und die meisten konnten die Erwartungen übertreffen. Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Börse eine Einbahnstrasse war. Zum Teil waren zwar die Zahlen besser als erwartet, aber der Ausblick enttäuschte. Facebook, Intel, Western Digital, Halliburton oder Polaris sind Beispiele von bekannten Namen, die erkleckliche Kursverluste nach den Zahlen hinnehmen mussten.
Insgesamt bleiben wir eher auf der vorsichtigeren Seite. Wir raten den Investoren, zuerst die Zahlen abzuwarten und dann zu investieren. Das Risiko von Enttäuschungen ist grösser als die Chance auf einen schnellen Kursgewinn. So gesehen bei Amazon, die die Erwartungen um das Doppelte übertrafen, die Aktie aber danach nur ein halbes Prozent anstieg.
Bei den Einzeltiteln würden wir einen Blick auf Total werfen. Der französische integrierte Ölkonzern meldete gute Quartalszahlen und konnte die Fördermenge um 9% anheben. Total verdient heute soviel Geld, wie früher in einem Ölpreisumfeld von über USD 100/bbl. Weiter bauen die Franzosen das LNG-Geschäft aus und avancieren zum zweitgrössten Player in diesem Markt.
Bei Fiat Chrysler Automotive scheint uns der Kursrückgang übertrieben zu sein. Die Zahlen fielen zwar 20% unter den Erwartungen aus, was indes auf temporäre Faktoren zurückzuführen ist. Es sind dies Verzögerungen bei der Einführung des wichtigen Dodge RAM in den USA und in China warteten die Kunden in Aussicht auf tiefere Preise (tiefere Zölle) mit Maserati-Käufen. Wir denken, dass Preise um EUR 14.5 interessant sind, ist doch die Aktie nur mit einem P/E von 4.5x bewertet. (IHAG/mc/pg)