Zürich – Seit Jahren steigt die Nachfrage nach Wohneigentum in den grossen Metropolen weltweit stark. Vielerorts haben sich inzwischen Blasenrisiken gebildet. Wenig überraschend zählt auch Zürich zu den weltweit teuersten Städten.
Das Preiswachstum für Wohneigentum hat sich von Mitte 2020 bis Mitte 2021 durchschnittlich auf sechs Prozent beschleunigt. Dies ist die höchste jährliche Zunahme seit 2014, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten «UBS Global Real Estate Bubble Index 2021» hervorgeht, den die Grossbank bei 25 Städten erhoben hat und jährlich veröffentlicht.
Als Ursachen hat UBS die Urbanisierung, die Coronapandemie, tiefe Zinsen, gelockerte Kreditvergabestandards für Eigenheimkäufer und höhere Sparquoten ausgemacht. Zudem hätten die boomenden Aktienmärkte zusätzliches Eigenkapital freigesetzt.
Genf «überbewertet»
Solange der Glaube an stetig steigende Immobilienpreise als gottgegeben gilt, und die Zinsen tief bleiben, dürfte sich an dieser Entwicklung nicht viel ändern, sagte Matthias Holzhey von der UBS am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. «Aber jeder Boom kommt an Grenzen.»
Mit den steigenden Preisen steige auch die Verschuldung und damit das Risiko, dass sich eine Blase bildet. Auch dürften die Zinsen in Zukunft leicht steigen und die gelockerten Kreditvergabekriterien wieder verschärft werden. Zudem sorgten höhere Preise dafür, dass die Nachfrage aus den Städten ins günstigere Umland abwandert. Eine stärkere Korrektur erwarten die Experten aber nicht.
In der Schweiz sind die Städte Zürich (weltweit an 5. Stelle) und Genf (Platz 14) die teuersten Pflaster. Der Markt in Zürich sei überhitzt, und es bestehe das Risiko einer Blase und Genf sei «überbewertet», sagte UBS-Experte Maciej Skoczek. Kurzfristig sei in beiden Städten keine Marktkorrektur zu erwarten. Doch bei steigenden Zinsen könnten die überhöhten Preise erodieren. Zudem dürfte sich die Nachfrage aufgrund der hohen Preise in den Innenstädten in die Peripherie verlagern.
Höchstes Risiko in Frankfurt
Was für Zürich zutrifft, gilt für andere Städte noch verstärkt. Das deutlichste Blasenrisiko weisen Frankfurt, München, Toronto und Hongkong auf. Stockholm, Amsterdam und Paris sowie Vancouver gehörten ebenfalls zu den Städten mit Risiko. Eine unmittelbare Preiskorrektur stehe nicht bevor, solange der Arbeitsmarkt in den Städten solide und die Zinsen tief blieben.
Madrid, Mailand und Warschau seien weiterhin fair bewertet, wobei Mailand und Madrid hart von der Pandemie getroffen worden seien. Auch der Wohnungsmarkt in Inner London habe stark unter den Folgen der Pandemie gelitten, sei aber weiterhin überbewertet.
Alle untersuchten US-Städte – Miami, Los Angeles, San Francisco, Boston und New York – befinden sich im «überbewerteten» Bereich. In den Wohnungsmärkten von Tokio, Sydney, Genf, London, Moskau, Tel Aviv und Singapur bestünden starke Ungleichgewichte. (awp/mc/pg)