Zug – Das Metaverse ist in aller Munde. Die Verschmelzung von physischer und digitaler Welt bietet auch der Bau- und Immobilienbranche ganz neue Chancen, ist Daniel Rutishauser von Inacta überzeugt. Wird der Makler bald virtuell?
Ein Unternehmen ohne eigene Internetpräsenz? Undenkbar. Was gestern die Website und heute das Smartphone, das sei morgen das Metaverse, sagt Daniel Rutishauser. «Wir zünden gerade die nächste Evolutionsstufe. Die physische Welt verschmilzt mit der digitalen. Und das bietet der Bau- und Immobilienbranche ganz neue Möglichkeiten.»
Raus aus dem Game, rein ins Business
Rutishauser ist Partner bei der Zuger Krypto- und Blockchain-Beratungsfirma Inacta. Er beschäftigt sich täglich mit der Frage, welches die nächsten Schritte sind, die wir im Zuge der digitalen Revolution machen werden. Für ihn ist klar: Statt durchs Internet zu klicken und langweilige Videokonferenzen über uns ergehen zu lassen, tauchen wir bald schon als Avatare ein in begehbare, dreidimensionale und ereignisreiche Welten. Dies nicht nur im privaten Rahmen, sondern ebenfalls im unternehmerischen Umfeld. «Wer Kinder oder Grosskinder hat, der kennt bestimmt Game-Plattformen wie Minecraft oder Roblox. Sie liefern uns einen Vorgeschmack auf das, was auch in der Geschäftswelt Einzug halten wird.»
Unser eigenes Ich erhält einen Doppelgänger (Avatar), der im virtuellen Raum mit den Avataren anderer Menschen interagiert, die sich in Tat und Wahrheit (oder Fleisch und Blut) ganz woanders auf der (realen) Welt befinden. Das Metaverse als solches will gemäss Eigendefinition ein für alle zugängliches, fortdauerndes Erlebnis in Echtzeit bieten, das selbstredend auch ein funktionsfähiges Wirtschaftssystem beinhaltet, in dem Geld ausgegeben und verdient werden kann. «Die Blockchain, wie wir sie heute kennen, ermöglicht es Menschen, Eigentumsrechte auf kryptografisch gesicherte Weise zu halten oder direkt zu übertragen, ohne dass eine zentrale Behörde, eine Bank oder eine Plattform die Zertifikate manipulieren könnte», führt Rutishauser aus.
Und das Geld, es fliesst momentan unablässig ins Metaverse. Techgiganten wie Microsoft oder Sony kaufen laufend Unternehmen aus der Game-Industrie auf, weil diese nach wie vor die Krönung der Schöpfung im grossen, weiten Metaverse sind, von denen sich wiederum neue Geschäftsmodelle für andere Bereiche ableiten lassen. Firmen wie Crypto Oasis Sentio und Crypto Oasis Collection bieten die Möglichkeit, früh ins Metaverse zu investieren und diese Assets auch für Geschäftsanwendungen zu nutzen.
Fortschritt im Rahmen des Sinnvollen
Doch wo genau finden sich nun die Schnittstellen von virtuell-visionärem und ungemein dynamischem Metaverse und der realen Immobilienbranche des Jahres 2022? Daniel Rutishauser schmunzelt. Er kennt das Bild vom behäbigen Dampfer, der eine Kursänderung vornehmen muss. Und stellt klar: «Es geht nicht darum, den Fortschritt allein des Fortschritts wegen voranzutreiben, sondern darum, Innovation dort zu nutzen, wo sie eben sinnvoll und gewinnbringend ist.» Zudem, und auf diese Feststellung legt er besonders Wert, würde die Bau- und Immobilienbranche nicht gänzlich bei null anfangen. Zu erwähnen sei an dieser Stelle etwa das Building Information Modeling (BIM), also die vernetzte Planung, wie sie im Entwurf, beim Bau und in der Bewirtschaftung heute schon zum Einsatz gelange. Oder aber auch die Möglichkeit der Begehung von noch nicht existierenden Wohnungen mittels VR-Brille.
Unlängst, führt Rutishauser weiter aus, sei der Fachwelt ein digitaler Klon der Reissbrettstadt Neom am Roten Meer präsentiert worden – «en détail» in 3D – noch bevor die ersten Eingaben erfolgten. «Im Metaverse erkennen Sie frühzeitig all jene Herausforderungen und Probleme, die Sie in der Realität sehr viel Geld kosten oder Ihr Projekt gar scheitern lassen können. Denken Sie in diesem Zusammenhang nur mal an den Schattenwurf.»
Was das Metaverse auszeichnet, ist seine Dezentralität. Einzelne Plattformen verschmelzen zu einem riesigen Unioder eben Omniversum, das jedem und jeder auf der ganzen Welt zugänglich ist – so zumindest die Theorie. Der Einzelne, die Einzelne wird in Form eines Stellvertreters zum Teil dieser Parallelwelt. Rutishauser ist überzeugt, dass den Immobilien im Metaverse die gleich grosse Bedeutung zukommt, wie in der Wirklichkeit. Auch und gerade, was deren Wert anbelangt. «Immobilien sind für Anleger ein sicherer Hafen, egal, ob dieser nun physischer oder digitaler Natur ist.» Die Nachfrage fördere das Angebot, das Angebot die Nachfrage: Diese Entwicklung könne aktuell ebenfalls im Metaverse beobachtet werden.
Künstlicher Raum für reale Werte
Bereits würden denn auch erste Immobilienunternehmen aus der Schweiz ihr Engagement im digitalen Universum forcieren. Einfach so, vielleicht mal ins Blaue hinaus? Daniel Rutishauser schüttelt den Kopf und schlägt gedanklich eine Brücke, um die konkreten Gründe zu veranschaulichen: «Wenn man sieht, welcher Run in den letzten Monaten beispielsweise auf digitale Kunst eingesetzt hat, dann liegt es auf der Hand, dass die Besitzer ihre Kunstwerke und Sammlerstücke zudem in der digitalen Welt präsentieren wollen.» Also brauche es entsprechend Galerien oder repräsentative Räume und Bauten, die letztlich alle geplant, erstellt, verkauft und verwaltet werden müssten. «Wir bei Inacta haben eine virtuelle Insel mit Pavillons erstellt, die Firmen für ihre Zwecke nutzen können. »
Gerade die Bereiche Präsenz und Präsentation, oder aber auch die Instandhaltung von Bauwerken, würden der Immobilienbranche eine praktische Eingangspforte bieten, um das Metaverse zu betreten. «Und hier», sagt Rutishauser, «sprechen wir dann nicht mehr über die lokale oder regionale Bewirtschaftung von Immobilien, sondern von globalen, oder noch besser, von endlosen Geschäftsgängen.» Insofern sei es wohl bloss eine Frage der Zeit, bis die ersten Makler virtuell aktiv würden.
Den Urknall also hat das Metaverse längst hinter sich. Jetzt entwickelt es sich, dehnt sich immer mehr aus, so Rutishauser weiter. «Natürlich esse auch ich meine Pizza nach wie vor gerne selber und überlasse sie nicht meinem Avatar », lacht er. «Aber die Bestellung, die kann ich ja trotzdem im Metaverse vornehmen. » Letztlich werde es sich mit dem virtuellen Universum verhalten, wie es sich mit dem Internet und der Website verhält: «In ein paar Jahren schon wird man kaum mehr einen Gedanken daran verlieren, ob man nun Teil davon sein will oder nicht, man ist es einfach – auch in der Immobilienbranche. » (Inacta/mc/ps)