Industrie gibt weniger für Umweltschutz aus

Nachhaltigkeit

Neuenburg – Die Ausgaben der Schweizer Industrie für Umweltschutz sind rückläufig. 1,14 Mrd CHF wendeten die Industrieunternehmen 2009 für den Umweltschutz auf. Das ist real ein Rückgang um 10% gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2003. Die Umweltschutzausgaben der Industrie machten 1,1% ihrer Bruttowertschöpfung aus, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte.

In der Europäischen Union (EU) liegt der Wert gemäss BFS mehr als doppelt so hoch. Aus dem Rückgang der Umweltschutzausgaben könne allerdings nicht geschlossen werden, dass sich die Industrie weniger für den Umweltschutz engagiere, heisst es in der Mitteilung. Der Unterschied könnte auch auf Strukturveränderungen zurückzuführen sein.

Rückgang kein Anlass zur Sorge
Zudem seien beispielsweise Investitionen in effizienzsteigernde Technologien nur dann erfasst, wenn sie Mehrkosten für die betroffene Unternehmung zur Folge hätten, erklärte Jacques Roduit vom BFS gegenüber der sda. Auch aus Sicht des Wirtschaftsverbands Swisscleantech ist der Rückgang kein Anlass zur Sorge – im Gegenteil. «Das Ergebnis zeigt, dass die Schweizer Industrie offensichtlich die Anforderungen im Umweltschutz effizient erfüllt», sagte Christian Zeyer, Verantwortlicher für Energie, Klima und Strategieentwicklung bei Swisscleantech.

Prävention im Vordergrund
Geringere Ausgaben sollten seiner Ansicht nach nicht als fehlendes Engagement für die Umwelt interpretiert werden. «Das Ziel ist nicht, dass man für Umweltschutzmassnahmen Geld ausgibt, sondern dass man die Produktion so optimiert, dass solche Massnahmen gar nicht notwendig sind», erklärte Zeyer. Allgemein lässt sich gemäss Jacques Roduit sagen, dass die Firmen ihre Aufwendungen stärker auf die Prävention fokussieren und weniger in die Behandlung von Umweltverschmutzung. Der Anteil der Investitionen zur Vermeidung von Umweltschäden an den Gesamtausgaben stieg gegenüber 2003 von 57 auf 67%.

Auslagerung von Umweltschutzaktivitäten
Ein weiterer Trend stellt die vermehrte Auslagerung von Umweltschutzaktivitäten dar. Hatte der Einkauf von Dienstleistungen von Dritten 2003 noch 26% der Ausgaben ausgemacht, waren es 2009 bereits 45%. «Die vermehrte Auslagerung deutet auf eine Professionalisierung im Abfallbereich hin», sagte Christian Zeyer von Swisscleantech. Auch diese Entwicklung bewertet er positiv. Es sei sinnvoller, wenn eine spezialisierte Firma die Abfälle wiederverwerte, als wenn sie Kehrichtverbrennungsanlagen und Deponien zugeführt würden. Insgesamt beliefen sich die Umweltschutzausgaben der Schweizer Wirtschaft auf 2,75 Mrd CHF oder 0,5% des Bruttoinlandprodukts, Aus methodischen Gründen könne bei dieser Zahl kein Vergleich mit 2003 gezogen werden. (awp/mc/ps)

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