Innovative Unternehmen etablieren sich gerade in unsicheren Zeiten als Leader und führen den Strukturwandel in ihren Branchen herbei. Die Abkehr von russischen Energiequellen beispielsweise, beschleunigt den ökologischen Umbau der Wirtschaft.
von Frank Schwarz, Portfoliomanager der Fonds MainFirst Global Equities und Absolute Return Multi Asset
Angst ist ein schlechter Ratgeber. Innovative Unternehmen machen sich in der Not auf die Suche nach neuen Lösungen. Die Weltwirtschaftskrise 1929 gab der Nestlé den Anstoss, den löslichen Nescafé auf den Markt zu bringen. Er wurde ein Welterfolg. Jetzt hat Russlands Krieg in der Ukraine der Welt vor Augen geführt, wie gefährlich die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist. Der Konflikt markiert einen entscheidenden Wendepunkt für den weltweiten Energiesektor, aber ganz besonders für Europas Energiepolitik.
Energiesektor ist der grösste CO2-Verursacher
Nach wie vor verursacht der Energiesektor mit insgesamt 38 Prozent den grössten Anteil an den globalen CO2-Emmissionen. Innovationen in diesem Bereich sind nicht nur aus ökologischer Perspektive interessant und sinnvoll, sie haben sowohl das Potenzial eines wachsenden Anteils am Energiemarkt als auch hoher Investitionen und Gewinne. Einer der global innovativsten Anbieter von Lösungen für «grüne» Energie ist Sungrow. Das Unternehmen setzt unter anderem auf Photovoltaikanlagen und Energiespeichersysteme.
Ähnlich wie nach dem nach dem Nuklearunfall in Fukushima 2011 und dem libyschen Bürgerkrieg erwarten wir eine Beschleunigung des globalen Ausbaus von Flüssigerdgas im Zuge der Wiederbelebung weltweiter kurzzyklischer Ölproduktion und globaler Gasvorkommen.
Im Gegensatz zu 2011 sind heute die Investitionsausgaben allerdings wesentlich höher. Der anhaltende Fokus auf die Dekarbonisierung führt, zusammen mit den zu geringen Investitionen in Kohlenwasserstoffe und abnehmenden Ölreserven, zu höheren Kosten bei der Erschliessung von Öl- und Gasvorkommen.
CO2-Neutralität: Technologien als Treiber des Wandels
Die Anstrengungen zur Dekarbonisierung haben sich in den letzten Monaten vervielfacht. Kapitalmärkte haben ihren Fokus, ebenso wie Unternehmen und Regierungen, auf ein breites Spektrum sauberer Technologien ausgeweitet. Auf dem Weg zur Kohlenstoffneutralität spielen Technologien in diesen Bereichen eine führende Rolle: Erneuerbare Energien, sauberer Wasserstoff, Kohlenstoffsequestrierung und Batteriespeicherung.
Auch im Verkehr, dem zweitgrössten CO2-Emmitenten, können Innovationen grosse Auswirkungen. Elektrofahrzeuge von Tesla und BYD, aber auch Fahrzeuge mit hybriden Antrieben, gewinnen Marktanteile und werden politisch gefördert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Lithium-Batterien. Die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Batterieantriebe hat die Konsolidierung innerhalb der Batterieindustrie und das Entstehen von reinen Batterieunternehmen wie CATL begünstigt. Jetzt gilt es von der Sicherung der Rohstoffe über deren Gewinnung bis zur Batterie im Auto die gesamte Wertschöpfungskette zu optimieren.
Halbleiter sind nicht wegzudenken
Trotz anhaltender Lieferengpässe bildet die Halbleiterindustrie einen Grundpfeiler der globalen Wirtschaft. Trotz der jüngsten makro- und geopolitischen Veränderungen, die zu einer kurzfristigen Abschwächung der Nachfrage geführt haben, bleibt das langfristige Wachstum der Halbleiterindustrie intakt.
Asien produziert derzeit bis zu 80 Prozent der weltweiten Chips, hauptsächlich in Taiwan, Südkorea, China und Japan. Momentan werden 92 Prozent der Prozessoren mit Transistoren kleiner als 10 nm ausschliesslich von TSMC in Taiwan produziert. Die restlichen 8 Prozent der Produktion dieser Prozessoren hält Samsung in Südkorea. Der innovative Markt birgt aufgrund seiner Bedeutung ein grosses Wachstumspotenzial entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Digitale Transformation
Aktivitäten und Prozesse im digitalen Zeitalter erfordern enorme Rechenleistungen und erzeugen vor allem riesige Datenmengen. Die Auslagerung von Software in externe Rechenzentren ist deshalb einer der logischen Schritte bei der Optimierung der digitalen Datenverarbeitung. Einer der relevanten Innovatoren in diesem Bereich ist Nvidia.
Riesige Datenmengen können heute schon skalierbar durch künstliche Intelligenz genutzt wer-den, was einen Wettbewerbsvorteil darstellen kann und Branchenführern ihre Marktstellung sichert. Der Wert der Geschwindigkeit bei KI und maschinellem Lernen hat das Potenzial, den Trend zu günstigerer Hardware beim Aufbau von Rechenzentren und Netzwerken zu beeinflussen. Dies könnte zu erheblichen Verschiebungen bei den Anteilen von Hardware-, Software- und Dienstleistungsausgaben führen. KI und maschinelles Lernen (ML) können Produktivitätssteigerungen vorantreiben, die dem Wirtschaftswachstum zugutekommen.
Innovation ist in allen Bereichen des Lebens und der Wirtschaft essenziell – für Fortschritt, Wandel und die Erschliessung neuer Technologien und Möglichkeiten. Wer sein Augenmerk auf solche Entdeckungen und Neuerungen legt und dabei akribisch technologische Entwicklungen verfolgt, kann auch in Krisenzeiten Renditen erzielen. (mc/pg)