Innovative Universität: Von der visionären Idee zum Spin-off

Michael Hengartner

Prof. Dr. Michael Hengartner, Rektor Universität Zürich. (Foto: © Universität Zürich; Frank Brüderli)

Prof. Dr. Michael Hengartner, Rektor Universität Zürich. (Foto: © Universität Zürich; Frank Brüderli)

Zürich – Innovationen entstehen nicht von heute auf morgen. Der Weg von der Vision zum vielversprechenden Produkt bis hin zum Spin-off führt über langjährige Forschung. Die Universität Zürich zeigte an ihrer Jahresmedienkonferenz, dass Grundlagenforschung der ideale Boden für Innovationen ist. Viele erfolgreiche Erfindungen entstehen an der UZH, die der Allgemeinheit zugute kommen ­– wie etwa massgeschneiderte Proteine gegen Augenleiden oder ein neuartiger Sensor für die Verkehrszählung.

Der Output an Innovationen der Universität Zürich lässt sich sehen: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gründeten im 2013 sechs Spin-off-Firmen, sie starteten täglich mehr als zwei neue Kooperationsprojekte mit Wirtschaftspartnern und aus ihren Forschungsergebnissen sind 45 Erfindungen, 20 Anmeldungen zum Patent und 34 Lizenzen entsprungen. Aus Kooperationen mit externen Partnern, die über «Unitectra», die Technologietransfer-Organisation der Universität Zürich, abgewickelt worden sind, flossen rund 57 Millionen Franken Drittmittel in die UZH-Forschung. «Die Universität Zürich ist ein attraktiver Partner für die Wirtschaft», erklärte Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich, an der Jahresmedienkonferenz. «Aus unserer Forschung entstehen Innovationen, die zu neuen Produkten führen, von denen die Allgemeinheit profitiert.»

Innovationen, die für die Gesellschaft wirklich einen grossen Sprung nach vorne bedeuten, lassen sich kaum planen, sie entstehen oft als Nebenprodukt und sind mit hohen Risiken verbunden. Da Unternehmen solche Risiken ungern tragen, sollte eine ideale Innovationspolitik sogenannte «schlafende Kostbarkeiten» fördern, wie sie die Grundlagenforschung birgt, erklärte Armin Schmutzler, Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre, den Medien. Zwar ist nur ein Bruchteil der Innovationen kommerziell interessant, doch viele Erfindungen bringen wiederum die Grundlagenforschung voran.

Künstliche Proteine und Silizium-Retina
Den langen Weg von der Grundlagenforschung zur Innovation bis hin zum erfolgreichen Spin-off veranschaulichte Andreas Plückthun, Professor für Biochemie. Er hat mit seinen Mitarbeitern bereits vor 15 Jahren begonnen, eine neue Form von künstlichen Proteinen zu entwickeln. Diese sind ungewöhnlich stabil und lassen sich massschneidern, so dass sie an jede gewünschte Zelle des Körpers andocken können. Zunächst erfolgreich für die akademische Forschung entwickelt, erkannte Plückthun schnell das grosse Potential dieser Proteine. Einige von Plückthuns Mitarbeitenden haben den Sprung in die Selbständigkeit gewagt und mit ihm zusammen die Spin-off-Firma «Molecular Partners» gegründet. Diese Biotech-Firma entwickelt aus den künstlichen Proteinen einen Wirkstoff gegen Makuladegeneration, der nun in der klinischen Prüfung ist. Kürzlich ist die Firma eine Partnerschaft mit «Roche» eingegangen, zur Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen Krebs.

Einen neuartigen optischen Sensor, und damit eine weitere visionäre Idee aus der Grundlagenforschung, stellte Tobi Delbrück vom Institut für Neuroinformatik vor. Der Sensor, eine der menschlichen Netzhaut ähnliche Silizium-Retina, verarbeitet nur die bewegten Objekte in einer Szene und reduziert im Gegensatz zu konventionellen Sensoren den Stromverbrauch und die Verarbeitungsgeschwindigkeit. Der optische Sensor ist an diverse Partner lizenziert: als Retina-Implantat für eine künstliche Netzhaut zur Wiedererlangung der Sehfähigkeit bei stark sehbehinderten Personen, zur Steuerung über Gestik bei mobilen Geräten und für die Verkehrszählung und -steuerung.

Deutlich besseres Betreuungsverhältnis im 2013
An der Jahresmedienkonferenz gab Stefan Schnyder, Direktor Finanzen, Personal und Infrastruktur, die definitiven Jahreszahlen bekannt. Im Herbstsemester 2013 waren 25 715 Personen an der Universität Zürich eingeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Studierendenzahl ohne Weiterbildungsstudierende auf konstantem Niveau. Insgesamt haben 4 477 Personen ein Studium an der Universität Zürich begonnen. Die Zahl der neueintretenden Studentinnen und Studenten liegt somit ein wenig über dem Stand des Vorjahres (4 433). Die Rechtswissenschaft stellt nach wie vor das grösste Studienfach dar, gefolgt von Wirtschaftswissenschaften, Psychologie, Humanmedizin, Mikrobiologie, Publizistik- und Kommunikationswissenschaften und Allgemeiner Geschichte.

Eine UZH-Professorin oder ein UZH-Professor betreute im letzten Jahr durchschnittlich 45,9 Studierende; dies ist eine markante Verbesserung gegenüber 2012 (49,1). Das Betreuungsverhältnis hat sich auch auf Stufe der Assistierenden, Oberassistierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden verbessert. Die Zahl der Dozierenden stieg um rund 2,5 Prozent auf 4 295 Personen, wobei sich der Anstieg über alle Kategorien von Dozierenden verteilt hat.

1 322,5 Millionen Franken betrug der konsolidierte Gesamtumsatz im 2013. Das entspricht einer Steigerung von 21,6 Millionen Franken (+ 1,7 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Der höhere Gesamtumsatz ist hauptsächlich auf eine erhöhte Grundfinanzierung sowie eine Anpassung der Studiengebühren ab dem Frühjahrssemester zurückzuführen. Der Kostenbeitrag des Kantons Zürich stieg um rund 12,8 Millionen Franken von 588,3 Millionen auf 601,1 Millionen Franken. (Universität Zürich/mc/ps)

 

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