Zürich – Im US-Steuerstreit wird die Drohkulisse gegen die Credit Suisse in den von den US-Behörden gefütterten Medien immer grösser. Insider nennen laufend höhere Bussen. Laut verschiedenen Medienberichten soll die Strafzahlung sich schon auf bis zu 1,6 Mrd USD belaufen. Zugleich wurden in der Schweiz Pläne bekannt, wie sich die Grossbank aus ihrer misslichen Lage befreien könnte.
Eine Busse in der Höhe von 1,6 Mrd USD sei bei den Verhandlungen der Grossbank mit dem US-Justizministerium im Gespräch, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person in der Nacht zum Dienstag der Reuters. Der Betrag wäre damit etwa zwei Mal so hoch wie die 780 Mio USD, welche die UBS 2009 in einem ähnlichen Verfahren zahlte. Zwei weitere Personen erklärten, die Credit Suisse werde zu einem Schuldeingeständnis gedrängt.
Die Gespräche seien noch nicht abgeschlossen, die Einzelheiten würden noch ausgearbeitet, hiess es weiter. Eine Einigung könnte in den kommenden Wochen erzielt werden.
CS: Kein Kommentar
Credit-Suisse-Sprecher Marc Dosch wollte auf Anfrage keinen Kommentar abgeben. Die Bank arbeite seit längerem an einer Lösung. Wann diese komme und wie sie aussehen werde, sei offen.
Andere Medien nannten gar eine Busse von bis zu 3 Mrd USD. In den vergangenen Tagen häuften sich die Berichte über steigenden Druck aus den USA, eine drohende Klage gegen die CS und eine baldige Einigung zwischen der CS und der US-Justiz.
Bundesrat appelliert an Fairplay
Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf war am Freitag kurzfristig in die USA gereist, um bei Justizminister Eric Holder eine faire Behandlung der Schweizer Banken einzufordern. Schweizer Institute dürften nicht schlechter behandelt werden als andere Banken, erklärte ihr Departement danach. Bereits am Mittwoch hatte sich Bundespräsident Didier Burkhalter mit einem aussergewöhnlichen Aufruf an die USA gewandt: «Der Bundesrat appelliert, die Regeln des Fairplay einzuhalten und die Verhältnismässigkeit zu respektieren.»
Holder verschärft den Ton
Trotzdem verschärfte US-Justizminister Holder am Vortag noch einmal kräftig den Ton: Keine Bank stehe über dem Gesetz. «Niemand ist zu gross fürs Gefängnis», sagte Holder in Abwandlung des aus der Finanzkrise bekannten Begriffs des «Too big to fail». Vor einem Jahr hatte er noch erklärt, es könne schwierig sein, grosse Finanzinstitute zu verfolgen, da eine Anklage Probleme für das Finanzsystem und die gesamte Wirtschaft hervorrufen könne. Dies brachte ihm harsche Kritik von US-Politikern, allen voran dem einflussreiche Senator Carl Levin, ein. Diese werfen den US-Behörden vor, viel zu nachgiebig mit den Schweizern umzugehen.
Spekulationen schiessen ins Kraut
In Schweizer Medien gab es über das Wochenende Spekulationen, die US-Justizbehörde könnte gegen Credit Suisse Klage einreichen mit dem Ziel, dass sich die Bank formell der Beihilfe zu Steuerhinterziehung schuldig bekennt und ohne Rücksicht auf das Schweizer Bankgeheimnis die Namen von mutmasslichen US-Steuersündern herausgibt.
Am Dienstag häuften sich die Spekulationen, dass die CS ihre im Herbst gegründete Tochter CS International Advisors AG als «Bad Bank» verwenden könnte, um einen Untergang der ganzen Grossbank zu verhindern. Denn laut einem Eintrag im Handelsregister von Ende Februar hat diese Tochter den Geschäftsbereich «US-Offshore-Geschäft» und damit Aktiven von 241,7 Mio CHF sowie Passiven von 237,7 Mio CHF übernommen. (awp/mc/pg)