Intergenerika: Preisüberwacher torpediert Schweizer Wirtschaftsstandort
Liestal – «Mit seinem gestern publizierten Newsletter, in dem er die Abschaffung des Territorialprinzips und eine Vergütung von im Ausland gekauften Medikamenten sowie die rasche Einführung eines Referenzpreissystems fordert, schiesst der Preisüberwacher einmal mehr übers Ziel hinaus.
Preisüberwacher stellt indirekt Schweizer Zulassungsbehörde in Frage
Die Aufforderung, vom Arzt in der Schweiz verschriebene Arzneimittel im Ausland zu beziehen, beurteilen wir als äusserst kritisch. Festzuhalten ist, dass diese ausländischen Arzneimittel nicht von der Schweizerischen Zulassungsbehörde swissmedic geprüft und zugelassen sind. Die Frage ist dann erlaubt, weshalb man dann überhaupt noch eine Schweizer Zulassungsbehörde braucht. Beim Wegfall von swissmedic würde die Schweiz als souveräner Staat mit eigener Zulassungsbehörde aufhören zu existieren. Gleichzeitig würde durch die Abkehr der Patienten die heimische Industrie massiv ge-schädigt, was mit einer Ausdünnung hiesiger Generika-Firmen einherginge. Die Abhängigkeit unserer Schweizerischen Bevölkerung in der Medikamentenversorgung vom Ausland würde massiv zunehmen.
Schweiz schon in der „Antibiotika-Falle“
Erfahrungen im Antibiotikabereich haben gezeigt, dass wir uns bereits in einer selbstverschuldeten „Antibiotika-Falle“ befinden, da wir aufgrund der Forderung nach immer billigeren Antibiotika uns in die Abhängigkeit von indischen und chinesischen Herstellern begeben haben. In der EU kursieren Zahlen, wonach bei Einstellung der Belieferung von lebenswichtigen Medikamenten durch chinesische Hersteller zum Beispiel binnen kurzer Zeit 300’000 Todesfälle zu beklagen wären (Bericht NZZ am Sonntag vom 15. Oktober 2017). Bei dem höchsten Gut, das wir haben – unserer Gesundheit – dürfen wir unsere Souveränität, Versorgungssicherheit und -qualität nicht fahrlässig aufs Spiel setzen.
Referenzpreissystem mit gesundheitsgefährdenden Folgen
Was die Forderung des Preisüberwachers nach einer raschen Einführung eines Referenzpreissystems anbetrifft, sind folgende Erfahrungen aus der EU anzumerken. Zwar werden Arzneimittelpreise kurzfristig gesenkt, die Gesundheitskosten mittel- und langfristig aber wieder angehoben, weil Ärzte teilweise auf eine Verschreibung von patentierten Originalpräparaten ausweichen, um ihren Patienten die Zuzahlung in der Apotheke zu ersparen. Bei einem solchen Billigstpreisprinzip wird ein tiefer Erstattungspreis der Krankenkassen festgelegt und die Patienten werden laufend zum Wechsel auf das jeweils erstattungsfähige Präparat gezwungen. Ohne Aufzahlung bekämen sie nicht mehr das Präparat, das sie kennen und dem sie vertrauen. Insbesondere betagte Patienten werden durch ständige Medikamentenwechsel überfordert. Ärzte und Apotheker wissen aus Erfahrung, dass erzwungene Arzneimittelwechsel die Therapietreue gefährden. Der Behandlungserfolg wäre massiv gefährdet und langfristig wären vermehrte Hospitalisierungen und ein Anstieg der Gesundheitskosten die Folge.
Ein Referenzpreissystem ist für die Schweiz ungeeignet und nicht erforderlich. Generika haben an den Gesamtgesundheitskosten lediglich einen Anteil von 1% und sind für die Krankenkassenprämienerhöhungen nicht verantwortlich. Was Monsieur Prix erneut unerwähnt lässt ist die Tatsache, dass durch Generika eine Milliarde an Gesundheitskosten jährlich eingespart werden und die Generikapreise dank eines etablierten und funktionierenden Preissystems bereits jedes Jahr konstant sinken. Daher unser Aufruf: Mit Generika sparen und nicht bei Generika sparen!» (Intergenerika/mc)
Intergenerika ist die Vereinigung der führenden Generikafirmen in der Schweiz, die ihrerseits über 90% des Generika-Volumens in der Schweiz repräsentieren. Intergenerika fördert die Akzeptanz von Generika durch Aufklärung von Medizinalpersonen, Fachverbänden, Krankenkassen und Patienten und fördert deren Verbreitung als qualitativ mindestens gleichwertige, jedoch preiswertere Arzneimittel. Im Weiteren plant und koordiniert der Verband die Kontakte zu Medien, Behörden und Vereinigungen im Bereiche von Medizinalpersonen und des Gesundheitswesens. Mit allen Massnahmen verfolgt Intergenerika das Ziel einer angemessenen Vertretung von Generika im schweizerischen Arzneimittelmarkt bzw. im schweizerischen Gesundheitswesen.