Der alljährlich am 18. November stattfindende Europäische Antibiotikatag dürfen wir auch in der Schweiz als Anlass nehmen, uns die Tragweite der sich immer weiter verschärfenden Lieferengpässe bei lebenswichtigen Arzneimitteln vor Augen zu führen.
Positionspapier von Intergenerika
Wie akut die Versorgungslage mittlerweile ist, zeigt ein aktueller Bericht von Pro Generika, unserem deutschen Pendant: „Die Abhängigkeit von China ist riesig – nur noch ein Fünftel der Herstellungsstätten ist in Europa.“ Angesichts anhaltender geopolitischer Spannungen haben auch hierzulande die Alarmglocken zu läuten.
Politik zur Problemlösung entschlossen
Vor diesem Hintergrund begrüsst Intergenerika die vom Bundesrat am 22. August veröffentlichten Massnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit der lebenswichtigen Arzneimittel der Grundversorgung. Zwei Massnahmen stechen dabei heraus:
- Schaffung von Anreizen
Angesichts der Erkenntnis, dass der über Jahre anhaltende massive Preisdruck auf Medikamente der Grundversorgung zu einem unhaltbaren Zustand für Hersteller geführt hat, lässt sich der Bundesrat wie folgt zitieren: „Für die Hersteller lebenswichtiger Arzneimittel sollen Anreize geschaffen werden, diese Medikamente auch in Zukunft zu produzieren. So soll unter gewissen Bedingungen auf eine Überprüfung der Wirtschaftlichkeit dieser Arzneimittel bzw. auf eine Preissenkung im Rahmen der dreijährigen Prüfung durch das BAG verzichtet werden können. Damit soll vermieden werden, dass die Hersteller die Medikamente aus Rentabilitätsgründen vom Markt nehmen. Zudem wird geprüft, ob die Vergütung bzw. Zulassung noch stärker an das Kriterium geknüpft werden kann, dass die Versorgung mit diesem Medikament gewährleistet ist.“
Konkret geht es hier um die Umsetzung der differenzierten WZW (Wirksamkeit, Zweckmässigkeit, Wirtschaftlichkeit)-Kriterien, welche im Rahmen des Kostendämpfungspaketes 2 im Parlament diskutiert werden. In diesem Zusammenhang sind die Forderungen von Intergenerika klar: Es braucht einen nachvollziehbaren Prozess, nach welchem die Kriterien festgelegt werden, wie und wann die regelmässigen Preisüberprüfungen ausgesetzt werden. Für lebenswichtige Medikamente dürfen die Preise nicht unter eine bestimmte Grenze fallen. Liegen diese Preise heute schon unter diesem Schwellenwert, müssen die Preise nach oben angepasst werden können. Wir begrüssen es deshalb, dass die, vom BAG zu dieser Thematik einberufenen Expertengruppe genau diese Empfehlungen ausspricht (S.39 des Schlussberichts der Interdisziplinären Arbeitsgruppe „Umsetzungsvorschläge zu den Massnahmen des BAG-Berichts Arzneimittelversorgungsengpässe“)
- Internationale Zusammenarbeit
Unisono kommen die Experten zum Schluss, dass die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit bei Medikamenten der Grundversorgung eine Aufgabenstellung von paneuropäischer Tragweite ist und plädieren für eine internationale Zusammenarbeit. Zu diesem Schluss kommt auch der Bundesrat in seiner Erklärung: „Da es sich bei Versorgungsengpässen um ein weltweites Problem handelt, setzt sich die Schweiz auch international dafür ein, die Liefer- und Wertschöpfungsketten sicherer und widerstandsfähiger zu machen.“ Auch bei Intergenerika sind wir der Überzeugung, dass die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene geboten ist, angesichts der Tatsache, dass die Herstellung von lebenswichtigen Medikamenten der Grundversorgung in der Schweiz aus Kostengründen eher unrealistisch ist. Wir verweisen hier auf den Pro Generika-Bericht vom 14.11. zur Situation der Antibiotika-Lieferketten für Europa.
Jetzt ist entschlossenes Handeln angesagt
Angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Lage sind Bestimmtheit und Schnelligkeit in der Umsetzung der zu treffenden Massnahmen geboten. Das Interesse für das nationale Wohl muss dabei klar über Partikularinteressen stehen.