Invasive Arten wie Kriminelle verfolgt
In zahlreiche Länder verschleppt und Überträger von Krankheitserregern: Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus).
London – Um die Schäden durch invasive Arten in den Ökosystemen zu begrenzen, könnten bald Methoden der Kriminalistik zum Einsatz kommen. Einen Hinweis darauf geben Forscher der Londoner Queen Mary University in der Zeitschrift «Ecography». Mit Polizeitaktiken gelang es ihnen zielsicher, den Ursprungsort von Arten festzustellen, die ausserhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes auf dem Vormarsch sind.
Profiling-Methode im Vorteil
Die Londoner Forscher testeten die Methode des «geografischen Profilings», die bei der Polizei schon lange im Gebrauch ist. Orte von Verbrechen wie etwa Morde, Vergewaltigungen oder Brandstiftungen, die miteinander in Verbindung stehen, werden dabei statistisch miteinander verglichen, um den Wohnort des Täters aufzufinden. Nun wurde gezeigt, dass die Strategie auch dabei hilft, Populationen invasiver Tiere, Pflanzen und anderer Organismen aufzuspüren.
Computersimulationen und Tests an realen Datensätzen bei 53 invasiven Arten in verschiedenen Ökosystemen zeigten eindeutig: Geografisches Profiling ist herkömmlichen Methoden des Monitorings um einiges überlegen. «Es zeigt besonders dann viele Vorteile, wenn die Zahl der tatsächlichen oder möglichen Ursprungsorte hoch ist, was in der Realität häufig der Fall ist. Das Profiling hilft somit, die Ausbreitung invasiver Arten besser zu kontrollieren oder Invasionen im Frühstadium zu entdecken», sagt Studienleiter Steven Le Comber.
Monitoring verbessert Prävention
Ohne genaue Kenntnis der Eintrittspforten sind Gegenmassnahmen nicht möglich, verdeutlicht Harald Auge, Biozönoseforscher am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ, im pressetext-Interview. «Invasive Arten können beispielsweise Holzschädlinge sein, die über Holzpaletten auf Schiffen oder in Flugzeugen kommen. Erst wenn man dies herausfindet, kann man Gegenmassnahmen wie verstärkte Kontrollen, Quarantänevorschriften oder Sterilisierungen einleiten», so der Forscher.
Viele Länder sind dazu übergegangen, als Prävention gegenüber Eindringlingen auch im Tourismus schärfere Regelungen an den Grenzen einzuführen. «Etwa in Kanada, den USA oder Australien prüfte man sehr genau und verbietet die Einfuhr von Fleisch oder rohem Obst. Selbst im Apfelkern könnten Kulturschädlinge stecken», berichtet Auge. Auch neue Zierpflanzenarten stellen manchmal ein Problem dar – weshalb auch Mechanismen und Merkmale einzelner Arten genau beobachtet werden müssen.
Zweite Ursache für Massensterben
Invasive Arten lösen Schäden aus, die in die Milliardenhöhe gehen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20100920004). Sie gelten hinter der Zerstörung von Lebensräumen als die zweitwichtigste Ursache für den globalen Verlust der Artenvielfalt. Etwa im Mittelmeer sind bereits vier Prozent der Arten nicht-heimisch (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20100803026). (pte/mc/ps)