Das EU-Parlament hat entschieden, Kernkraft- und fossile Gaskraftwerke in die Taxonomie nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten aufzunehmen. Das ist ein enttäuschender Schritt in die falsche Richtung. Der Entschluss billigt ein Greenwashing mit EU-Siegel. Denn Erdgas und Kernkraft sind mit keiner Definition von Nachhaltigkeit vereinbar.
von Dr. Tillmann Lang, Gründer und CEO von Inyova
Die Entscheidung des EU-Parlaments sendet ein falsches Signal und stellt die Glaubwürdigkeit der Taxonomie in Frage. Nicht nur, dass sie nicht nachhaltig sind: Kernkraft- und fossile Gaskraftwerke sind inzwischen überholte Brückentechnologien, die erneuerbare Energien blockieren.
Grün angemalt, was nicht grün ist
Erdgas ist und bleibt problematisch für den Klimawandel. Zudem befinden sich unter den weltweit zehn grössten Gasproduzenten etliche diktatorische Regime. Je geringer die Abhängigkeit der EU von diesen Regimen ist, desto besser. Zwei Drittel der Gasförderung des weltgrössten Gasproduzenten USA werden ausserdem durch Fracking gewonnen, womit beträchtliche Umweltrisiken verbunden sind.
Kernenergie ist wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig, nur durch massive staatliche Finanzierungen umsetzbar und riskant. Mit dem Atommüll hinterlässt sie ein schweres Erbe für nachfolgende Generationen.
Die Energie der Zukunft ist bereits verfügbar
Die Entscheidung des EU-Parlaments befeuert weitere Investitionen in diese überholten Technologien als vermeintlich nachhaltige Lösungen. Sie ermöglicht es Lobbygruppen, unter einem grünen Deckmantel an ihnen festzuhalten. Doch Brückentechnologien sollten und müssen nicht Teil eines langfristigen Plans sein.
Denn die Kosten für erneuerbare Energien sind schneller gesunken als erwartet. Sie sind in vielen Teilen der Welt bereits billiger als fossile oder nukleare Brennstoffe. Auch Lösungen für die Speicherung von erneuerbaren Energien sind bereits vielversprechend.
Mit zusätzlichen Investitionen wären diese Technologien laut Berechnungen der International Energy Agency (IEA) schon viel weiter fortgeschritten: Bis 2030 müssten die Investitionen lediglich von bisher 2,5 % auf 4,5 % des weltweiten BIP ansteigen und dieses Niveau halten, um neue Technologien zu Schlüssellösungen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu machen.
Anstatt also noch länger an veralteten Brückentechnologien festzuhalten, müssen wir endlich wirksam in erneuerbare Energien investieren. (Inyova/mc)