IT-Abteilungen von Schweizer Firmen vor fundamentalem Umbau

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(Foto: carlos castilla - Fotolia.com)

Zürich – Die IT-Abteilungen von Schweizer Industrieunternehmen stehen vor grundlegenden Veränderungen: Bis zum Jahr 2020 müssen sie neue Kompetenzen aufbauen und bei wachsender Personallücke aber steigenden Budgets immer komplexere IT-Landschaften betreuen. Die Chief Information Officers (CIOs) sehen Chancen in Standard-Software, Cloud-basierten Lösungen und Offshoring. Vom Umstieg auf solche Modelle werden rund 40 Prozent der Stellen betroffen sein.

Somit werden in den nächsten Jahren rund 37’000 IT-Mitarbeiter umschulen, zu einem externen Dienstleister übergehen oder sich einen neuen Job suchen müssen. Auf der anderen Seite wächst die Zahl der unbesetzten Stellen – bis 2020 von 10’000 auf 16’000. Ein Mangel wird vor allem an Spezialisten für vertriebs- und kundenspezifischen Lösungen bestehen. Das sind die Ergebnisse einer Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney für die u.a. 150 CIOs globaler Unternehmen befragt wurden.

Andreas Liedtke, Partner und Managing Director von A.T. Kearney Schweiz erläutert: „Aufgrund der Digitalisierung von Unternehmensprozessen und des zunehmenden Wettbewerbsdrucks wächst die Bedeutung der IT in fast allen Industrien. Doch auch die Anforderungen, die an sie gestellt werden, nehmen zu. Darauf sollten sich Schweizer CIOs rechtzeitig einstellen.“

Steigende Anforderungen
Fast alle CIOs (98 Prozent) sind sich einig: die Anforderungen an die IT hinsichtlich Funktionalität, Zugang und Verfügbarkeit steigen. Auch die Umsetzung innovativer Funktionalitäten in den Systemen muss schneller erfolgen: 95 Prozent der Teilnehmer glauben an eine „schnellere“ Time-to-Market. Dafür stellen 65 Prozent der Unternehmen mehr IT Budget zur Verfügung, wobei der Fokus klar definiert ist. Während früher vor allem Prozessverbesserungen im Mittelpunkt der IT Investitionen standen, werden 2020 über 60 Prozent der IT-Ausgaben in vertriebs- und kundenspezifische Lösungen fliessen. Die IT wird zunehmend als differenzierender Faktor im Wettbewerb eingesetzt.

Deutliche mehr spezialisierte Applikationen erwartet
Diese Anforderungen müssen CIOs in einer Umgebung umsetzen, die alles andere als einfach ist. Allen Konsolidierungsbemühungen zum Trotz, erwarten 84 Prozent der CIOs deutlich mehr und spezialisiertere Applikationen. Jede zweite Applikation wird nach Meinung von über 80 Prozent der Befragten zudem über eine wiederum die Komplexität treibende mobile Schnittstelle verfügen. Einzig der Wille der Firmen, auf Standardsoftware zu setzen macht den CIOs Mut. 80 Prozent der Befragten glauben, dass jede zweite Applikation eine „Software von der Stange“ sein wird. Auf Seiten der IT-Infrastruktur werden Konsolidierungsbemühungen allerdings durch immer neue Geräte überkompensiert: Über 60 Prozent der CIOs erwartet bis 2020 doppelt bis vier Mal so viele Endgeräte und Server wie heute.

Massive Transformation steht bevor
Wie wollen sich die CIOs behelfen? Durch eine massive Transformation der IT. Drei Viertel der Befragten wollen noch einmal mehr Outsourcing betreiben als heute: einfachere Leistungen, die sogenannten „Commodities“ werden ausgelagert, wenn möglich sogar in die Cloud. Nach Ansicht von 70 Prozent der Befragten werden 2020 mehr als die Hälfte aller Fir-men Lösungen aus der Cloud beziehen. Zudem wird ins billigere Ausland ausgelagert: 60 Prozent glauben an mehr Offshoring im Jahr 2020. Parallel müssen neue Stellen mit neuen Fähigkeiten geschaffen werden, um die in- und ausländischen Partner zu managen. Ganz zu schweigen von den Mitarbeitern, die Lösungen für die neuen Anforderungen an die IT entwickeln müssen.

Nachwuchs nur unzureichend vorhanden
Diese Transformation wir einen fundamentalen Umbau der IT-Abteilungen nach sich ziehen, von dem in der Schweiz 37’000 Mitarbeiter betroffen sein werden: Übergang zu Dritten, Umschulung, Freisetzung. Die gute Nachricht für den Arbeitsmarkt: den 37’000 Mitarbeitern stehen 44’000 neue Stellen gegenüber. Doch nicht alle Mitarbeiter können trotz Umschulung den Anforderungen dieser neuen Stellen genügen. Und Nachwuchs ist nur unzureichend vorhanden. Rund 16’000 Stellen werden in der Schweiz somit nicht besetzt werden können.

Der Job der CIOs wird dadurch nicht leichter. „Die neue Aufgabe der CIOs gleicht der Quadratur eines Kreises“, findet Dr. Marcus Eul, Partner bei A.T. Kearney im Bereich Strategische IT. „An sie wird der Anspruch formuliert, schneller und effizienter als bisher zum Geschäftserfolg beizutragen. Zugleich müssen sie mit leicht aufgestockten, aber insgesamt begrenzten Mitteln eine immer komplexere IT-Landschaft betreuen“, so Eul weiter. (A.T. Kearney/mc/pg)

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