Von Karin Bosshard
Moneycab.com: Die Halter AG richtete vor zwei Jahren ihre Geschäftseinheit Halter Immobilien neu aus. Diese sollte sich künftig auf die Immobilienvermarktung sowie das strategische Facility Management konzentrieren. Ist diese Neuausrichtung geglückt? Welchen Herausforderungen mussten Sie sich stellen?
Jacques Hamers: Das Ziel der Neuausrichtung war und ist immer noch, mit unseren Kernkompetenzen im Bereich Ertrag und Betrieb einen Mehrwert für den Kunden zu realisieren ‒ dies mit hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mittels fortschrittlicher digitaler Werkzeuge. Um unsere Positionierung im Markt als unabhängiger Dienstleister, der auch für Kunden ausserhalb der Halter-Gruppe tätig ist, zu stärken, werden wir ein Rebranding realisieren. Ab Mitte August wechseln wir daher von Halter Immobilien zu dem neuen Brand «Tend». Mit Tend werden wir unsere Stärken, die Sicherung des Ertrags und die Senkung der Betriebskosten, weiterhin ausbauen. Dies beinhaltet auch eine geografische und personelle Expansion.
«Um unsere Positionierung im Markt als unabhängiger Dienstleister, der auch für Kunden ausserhalb der Halter-Gruppe tätig ist, zu stärken, werden wir ein Rebranding realisieren.»
Jacques Hamers, Geschäftsführer, Halter Immobilien AG, im Interview
Worin unterscheidet sich das „strategische Facility Management“ von Ihrem Geschäftsfeld „projektbegleitendes Facility Management»?
Unter strategisches Facility Management verstehen wir eine Reihe von Dienstleistungen, die die Effizienz und Sicherheit von Bestandesliegenschaften steigern und so die Betriebskosten optimieren. Projektbegleitendes Facility Management setzt den Fokus auf die Optimierung von Bauprojekten. Eine systematische Planung stellt sicher, dass der zukünftige Betrieb optimal abläuft und weniger kostet. Eigentümer und Investoren sind sich heute bewusst, dass der Hebel bei den Betriebskosten während der Planung am grössten ist. Bei Tend setzen wir Benchmarks und digitale Betriebssimulationen ein, um diese Kosten frühzeitig zu ermitteln und zu optimieren. Nicht zuletzt haben wir bei Tend auch Energie- und Gebäudetechnik-Experten, weil ein grosser Teil der Betriebskosten durch den Energieverbrauch entsteht.
«Eigentümer und Investoren sind sich heute bewusst, dass der Hebel bei den Betriebskosten während der Planung am grössten ist.»
Und der Unterschied von „Transaktionsmanagement» und „Verkauf»?
Das ultimative Ziel vom Transaktionsmanagement ist der Verkauf einer Immobilie. Dazu kommt, wie das Wort schon suggeriert, die Transaktionsbegleitung von einem Eigentümer zum anderen. Darin enthalten sind unterschiedlichste Leistungen wie Schätzung, Potenzialanalyse, Wiedervermietung, Entwicklungsberatung und nicht zuletzt das Sicherstellen von vollständigen, transparenten Unterlagen und Informationen einer Liegenschaft, um Unklarheiten oder Missverständnisse während und nach Abschluss des Transaktionsprozesses zu verhindern. Das Transaktionsmanagement kommt meistens für Anlageimmobilien von Investoren und nicht für Selbstnutzer zum Zuge.
Sie vermarkten pro Jahr 1000 Quadratmeter Geschäftsfläche, 4000 Quadratmeter Büroflächen, 650 Mietwohnungen sowie 200 Wohneigentumseinheiten. Priorität haben für Sie sicherlich die Wohnungen, richtig?
Bei Tend haben wir Experten in allen Bereichen, die Sie erwähnen, und zwar neben Zürich auch in Bern, Basel und Lausanne. Ausserdem setzen wir im Tessin und in der Zentralschweiz Projekte um. Für uns sind alle Leistungen gleich wichtig, weil wir uns somit als ganzheitlicher Vermarkter positionieren. Immer öfter werden in einem Vermarktungsauftrag Kompetenzen aus mehreren Disziplinen verlangt, zum Beispiel weil zuerst eine Fläche wieder vermietet werden muss, um die Liegenschaft zu verkaufen. Oder wenn in einem Erstvermietungsauftrag gleichzeitig Wohnungen und Büroflächen zu vermieten sind.
«Immer öfter werden in einem Vermarktungsauftrag Kompetenzen aus mehreren Disziplinen verlangt.»
Sie betreuen auch Grossprojekte wie THE CIRCLE oder Zwicky-Areal. Stösst die gemischte Nutzung, Königsweg für solche Grossprojekte, nicht an eine Art Grenze?
Wegen der Mischnutzung steigt vor allem die Komplexität im Betrieb solcher Areale. Umso wichtiger ist es, die möglichen Konflikte oder Betriebsschwierigkeiten bereits während der Planung zu erkennen und zu lösen. Im Projekt THE CIRCLE begleiten und beeinflussen wir zum Beispiel die Planung für einen optimalen zukünftigen Betrieb und hinterfragen das Energiekonzept, um die Energiekosten zu senken.
Bei der Inbetriebnahme von Arealen mit Mischnutzungen ist nicht zuletzt ein ausgeklügeltes Betriebskonzept, in dem sämtliche betriebsrelevanten Informationen rasch und unkompliziert verfügbar sind, notwendig. Bei Tend programmieren wir eine betriebsbezogene Plattform, mit der die Eigentümer, Portfoliomanager, Bewirtschafter, Entwickler und nicht zuletzt auch Nutzer sämtliche betriebsrelevanten Informationen benutzerfreundlich und schnell finden.
Die Immobilienpreisindizes von Fahrländer Partner Raumentwicklung (FPRE) zeigen, dass die Mieten von Neubauwohnungen seit Mitte 2015 mit -10% deutlich zurückgegangen sind. Wie begegnen Sie diesem Problem?
Wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, befinden wir uns in einem Verdrängungsmarkt, und die schlechteren Produkte müssen entweder angepasst werden oder die Preisen sind zu senken. Das ist in gewissen Regionen mit Wohnungen der Fall und bereits seit einiger Zeit auch mit Büroflächen. In einem Verdrängungsmarkt müssen sowohl das Produkt als auch dessen Vermarktung besser als das der Konkurrenz sein. Bauherren und Entwicklern sei geraten, unsere Marktkompetenz frühzeitig abzuholen, damit bessere Produkte geschaffen und rascher abgesetzt werden können.
Bei der Vermarktung ist ein hochqualitativer, vertrauenswürdiger und emotionaler Auftritt wichtig, um die Kunden auf das Produkt aufmerksam zu machen und sie davon zu überzeugen. Heute stehen dafür sehr gute digitale Werkzeuge zur Verfügung.
«Wir raten Bauherren und Entwicklern Marktkompetenzen frühzeitig abzuholen, damit bessere Produkte geschaffen und rascher abgesetzt werden können.»
Eine integrale Customer Journey ist ein entscheidender Faktor für den Vermarktungserfolg Ihres Projektes, heisst es auf Ihrer Firmenwebsite. Wann ist eine Customer Journey integral, können Sie uns das an einem Beispiel erläutern?
Eine Customer Journey ist integral, wenn der Kunde vom ersten bis zum letzten Touchpoint mit dem Produkt begleitet wird. Bereits vor dem ersten Spatenstich können neue Technologien ein gewisses Wohngefühl in den noch imaginären Räumen vermitteln und Emotionen wecken. Die Wohnungen lassen sich mit Ausbau- und Möblierungsszenarien zu verschiedenen Tageszeiten und auf verschiedenen Geschossen nahezu realistisch abbilden. Diese digitalen Mittel helfen dem Vorstellungsvermögen zwar auf die Sprünge, aber den persönlichen Kontakt und das reale Erleben können sie nicht noch nicht ganz ersetzen. Deshalb richten wir Showrooms ein, organisieren Käuferevents und intensivieren so den persönlichen Kontakt. Um während einer langen Vermarktungsdauer die Kundenbindung aufrechtzuerhalten, kommt auch eine App zum Einsatz. Sie begleitet die Interessenten im Vermarktungsprozess und steigert die Vorfreude auf das neue Zuhause. Diese Mischung aus virtuellen und realen Erlebnissen ermöglicht eine optimale Customer Experience.
«Digitale Mittel helfen dem Vorstellungsvermögen zwar auf die Sprünge, aber den persönlichen Kontakt und das reale Erleben können sie nicht noch nicht ganz ersetzen.»
Sie bieten Ihren Kunden ein multimediales Produkt- und Markenerlebnis. Auf welche Technologien und digitalen Werkzeuge setzen Sie dabei?
Für jedes Projekt und Marktumfeld müssen die passenden Massnahmen angewendet werden. Allgemein sind die digitalen Werkzeuge in den letzten Jahren so gut geworden, dass man wirklich «heute erleben kann, was morgen gebaut wird». Man kann mit diesen Mitteln das Vertrauen in ein Produkt, das man kauft oder mietet, stärken. Für die digitalen Werkzeuge arbeiten wir mit unserer Schwestergesellschaft Raumgleiter zusammen, die sich auf 3D-Modelle und High-End-Visualisierungen spezialisiert hat. Aber auch viele andere Lieferanten wie Werbeagenturen sind für uns tätig. Wichtig ist, für jede spezifische Aufgabe den geeignetsten Partner zu wählen.
Zu den digitalen Werkzeugen gehören auch 3D-basierte Nutzungs-, Energie- und Notfallmodelle resp. -simulationen. Was bringt dieser Einsatz dem Kunden?
Mit Betriebssimulationen sind bereits während der Planung Konflikte und Schwierigkeiten erkennbar und können vor dem Bau gelöst und vereinfacht werden. Dieser Prozess hat einen direkten Einfluss auf die Betriebskosten. Unsere Vision ist, dass die mit Informationen ausgestatteten 3D-Modelle auch später im Betrieb benutzt werden, um die relevanten Daten für den Portfolio-Manager oder Eigentümer in einfacher Art zugänglich zu machen. Der digitale Zwilling erlaubt tiefere Kosten im Betrieb und bei der Instandhaltung.
«Der digitale Zwilling erlaubt tiefere Kosten im Betrieb und bei der Instandhaltung.»
Seit Anfang 2019 sind fünf langjährige Mitarbeitende neu an der Halter Immobilien AG finanziell beteiligt. Die bisherigen Aktionäre und die Geschäftsstrategie, heisst es, bleiben unverändert. Weshalb dieser Ausbau des Aktionariats? Welche Strategie liegt dahinter?
Als Immobiliendienstleister ist die Qualität unserer Services von der Leistung der einzelnen Mitarbeitenden abhängig. Unser unternehmerischer Ansatz ist, dass tragende Mitarbeitende sich am Erfolg des Unternehmens beteiligen können, und zwar in Form von Aktien. Sie können somit direkt von ihrem eigenen unternehmerischen Mitwirken am Erfolg des Unternehmens profitieren.
Ihre Projektteams wissen also, was es bedeutet, eigenes Kapital zu investieren. Wie zeigt sich das im unternehmerischen Alltag?
Unser unternehmerischer Ansatz ist es, jedes Projekt so anzugehen, als wäre es unser eigenes. Deshalb setzen wir die Ressourcen so ein, dass am meisten Mehrwert für unsere Auftraggeber erzielt werden kann. Selbstverständlich bedeutet das auch eine enge Abstimmung mit unseren Auftraggebern, damit die Ziele gleichgestellt werden.
Auf LinkedIn führen Sie als eigene Stärke das «Erkennen von Wertsteigerungspotenzial und zielgerichtete Realisierung desselben» auf. Was meinen Sie damit?
In jeder projektierten oder Bestandesliegenschaft stecken Chancen, den Wert der Immobilie zu steigern. Das Gleiche gilt auch für Unternehmen oder einzelne Teams. Unsere Rolle als Dienstleister, Projektleiter oder auch als Führungskraft ist, das eigene Wirkungsfeld laufend zu hinterfragen und Verbesserungen einzuleiten.
Heute gibt es dank der Digitalisierung unendlich viele Möglichkeiten, um effizienter, effektiver und besser zu werden. Aber man sollte sich nicht ausschliesslich auf die digitalen Mittel konzentrieren. Mir ist auch der direkte Kundenkontakt sehr wichtig. Im persönlichen Gespräch wird ein Vertrauensverhältnis geschaffen, das dabei hilft, die Wertsteigerungspotenziale in den Bauprojekten, in den bestehenden Liegenschaften oder auch in den Arbeitsprozessen unserer Kunden zu erkennen und umzusetzen. Ich selber lebe unsere Unternehmenswerte bei der Firma Tend unternehmerisch, vorausschauend und authentisch vor.
Zum Gesprächspartner Als Geschäftsführer der Halter Immobilien AG verantwortet Jacques Hamers Dienstleistungen rund um die Vermarktung, den Betrieb und Ertrag von Immobilien in der ganzen Schweiz. In dieser Position treibt er das Rebranding der Marke „Tend AG“ sowie die Etablierung als Dienstleister mit digitaler Kompetenz voran. Nach seinem Architekturstudium an der ETH Zürich war er in verschiedenen Architekturbüros als Projektleiter tätig, gefolgt von der Aufgabe als Mitglied der Geschäftsleitung einer Liegenschaftenentwicklungsfirma. Sein Werdegang führte ihn zu Unternehmen wie Swatch und Sunrise, wo er die Führungsverantwortung in den Bereichen Verkauf und Marketing übernahm. Er spricht neben Deutsch, Französisch und Englisch auch Italienisch und Holländisch. Jacques Hamers ist verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohns. Mit seiner Familie wohnt er in Erlenbach. Seine Freizeit verbringt er mit Kunst, Architektur oder beim Segeln auf dem See. Sein Profil auf LinkedIn |
Zum Unternehmen Die Halter Immobilien AG (ab Mitte August 2019 Tend AG) ist eine Schwestergesellschaft des 1918 gegründeten Familienunternehmens Halter AG und der Raumgleiter AG. Das Unternehmen bietet ein spezifisches Dienstleistungsangebot über den gesamten Lebenszyklus von Immobilien an. Die Expertise reicht von der Betriebsplanung und -optimierung über die Beratung im Bereich Energie- und Gebäudetechnik bis zu konzeptionellen und operativen Vermarktungs- und Verkaufsleistungen. Die Tend AG schafft wertvollere Immobilien, indem sie die Erträge sichert und Betriebskosten senkt. Im Kern dreht sich bei Tend alles um intelligente Immobiliendienstleistungen, die unternehmerisch, vorausschauend und authentisch umgesetzt werden. Weitere Informationen: www.halter-immobilien.ch |