Zürich – Der WWF hat insgesamt 50 Bücher auf ihren Gehalt an Tropenholz überprüfen lassen. Das Resultat: Ein Zehntel davon enthält Tropenholz. Es stammt mit grosser Wahrscheinlichkeit aus Raubbau.
Der WWF kaufte in Schweizer Buchhandlungen und Kiosken insgesamt 50 Bücher und liess sie beim «Institution for Paper Science and Technology» der TU Darmstadt auf ihren Gehalt an Tropenholz überprüfen. Die Bücher hatten etwas gemeinsam: Sie alle wurden in Asien gedruckt oder enthielten keine Angaben zum Druckort. In fünf Proben, also in 10 Prozent aller Bücher, wurde das Labor fündig. Der Tropenholz-Anteil der Proben bewegt sich zwischen 8 und 15 Prozent.
Holz aus Raubbau
«Dieser Befund ist beunruhigend», sagt Simone Stammbach, Holzexpertin beim WWF Schweiz. «Das verwendete Tropenholz stammt wahrscheinlich aus Raubbau in tropischen Naturwäldern.» Die in den Proben nachgewiesenen Tropenhölzer wachsen vor allem in Südostasien. Gerade in dieser Region finden grossflächige Abholzungen für Landwirtschaftsflächen statt, etwa für Palmöl- oder Akazienplantagen. «Das Holz aus artenreichen Naturwäldern endet dann oft in billigem Zellstoff für die Papierproduktion», so Stammbach. Aber auch das in den Büchern mehrfach nachgewiesene Akazienholz sei nicht unproblematisch, da für dessen Plantagen Naturwald abgeholzt werde.
China als Drehscheibe für Papier und Druck
Immer häufiger lassen Verlage ihre Bücher aus Kostengründen in China oder anderen asiatischen Ländern drucken, so der WWF in der Mitteilung weiter. Vor allem für aufwendig produzierte Werke sind die Einsparungen gross. Entsprechend hat sich China in den vergangenen Jahren zu einer Drehscheibe für Papier und Druck entwickelt. Heute ist das Land der grösste Abnehmer von Zellstoff, es kauft rund einen Viertel der weltweiten Produktion auf. Die wichtigsten Herkunftsländer sind nebst Kanada und USA auch Brasilien und Indonesien – beides Länder, in denen illegaler Holzeinschlag weit verbreitet ist.
Zudem gibt es in China für den Import von Papier und Zellstoff keinerlei Gesetze. Ob sie aus legalen oder illegalen Quellen stammen, ist deshalb unklar. «Verlage, die in China und auf chinesischem Papier drucken lassen, profitieren davon», so Stammbach. Während der Import von Zellstoff aus illegalen Quellen von der EU inzwischen verboten ist, ist dies in der Schweiz leider nach wie vor erlaubt. Simone Stammbach rät deshalb den Konsumentinnen und Konsumenten: «Achten Sie beim Kauf von Büchern darauf, dass deren Papier das FSC-Label trägt oder dass sie zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt sind.»
Unterschiedliche Reaktionen
Die Reaktionen der betroffenen Verlage fallen unterschiedlich aus: Während Wooky Europe in Amsterdam keine Stellungnahme abgab, wollen Usborne und Moewig weitere Abklärungen treffen. Depesche schreibt, bereits auf unbedenkliches FSC-Papier umgestiegen zu sein. Die Schweizer Edition Olms legt ein Zertifikat vor, dass die Legalität des beanstandeten Papiers bescheinigt. Allerdings handelt es sich bei dessen Produzenten um den Zellstoffgiganten «Asia Pulp and Paper», vom Kauf dessen Papiers der WWF wegen Raubbaus abrät. «Dieses Beispiel zeigt: Legal heisst noch lange nicht ökologisch», sagt Simone Stammbach. (WWF/mc/pg)