London – Der Favorit im Rennen um die Nachfolge der britischen Premierministerin Theresa May, Boris Johnson, hat sich bei einer TV-Debatte am Dienstagabend nicht auf ein Brexit-Datum festlegen lassen. Auf die Frage eines Zuschauers, ob er garantieren könne, dass Grossbritannien die Frist bis zum 31. Oktober für einen EU-Austritt einhalten werde, antwortete Johnson ausweichend.
«Wir müssen rauskommen», sagte er. «Ansonsten, fürchte ich, werden wir einen katastrophalen Vertrauensverlust in die Politik erleben.» Gleichzeitig betonte er, niemand wolle einen «ungeordneten Brexit».
Johnson will nachverhandeln, die EU nicht
Der Ex-Aussenminister will das drei Mal im Parlament gescheiterte Brexit-Abkommen mit Brüssel nachverhandeln. Die EU lehnt das aber kategorisch ab. Einziger Ausweg wäre ein Austritt ohne Abkommen, auf den viele Johnson-Unterstützer hoffen. Experten rechnen für diesen Fall mit drastischen Konsequenzen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbereiche.
Haushoher Favorit
Johnson hatte am Dienstag bei einer zweiten Wahlrunde in der Fraktion 126 der 313 Stimmen aus der Tory-Fraktion erhalten. Er zieht damit als haushoher Favorit in die nächste Wahlrunde am Mittwoch. Ebenfalls eine Runde weiter sind Aussenminister Jeremy Hunt (46 Stimmen), Umweltminister Michael Gove (41), Überraschungskandidat Rory Stewart (37) sowie Innenminister Sajid Javid (33), die auch an der TV-Debatte im BBC-Fernsehen am Abend teilnahmen.
Bis Donnerstag soll die Zahl der Bewerber in weiteren Wahlrunden, bei denen jeweils der Letztplatzierte rausfliegt, von der Fraktion auf zwei reduziert werden. Wer von den beiden Parteichef und damit Premierminister wird, sollen dann die rund 160 000 konservativen Parteimitglieder entscheiden. Umfragen zufolge ist Johnson an der Basis unangefochtener Spitzenreiter. (awp/mc/pg)