Joseph Stiglitz: Mittel für Kampf gegen Klimawandel sind vorhanden

US-Ökonomen Joseph Stiglitz.

Davos – Für den Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft sind die Ressourcen für den US-Ökonomen Joseph Stiglitz durchaus vorhanden. Die derzeitigen Negativzinsen in Europa und der Schweiz signalisierten ja, dass es keinerlei Knappheit an Kapital gebe, sagte Stiglitz. Dieser Überschuss sollte nun «produktiv» eingesetzt werden, um sowohl die Wirtschaft als auch den Planeten zu stärken.

Es gehe nun darum, so schnell wie möglich und so umfassend wie möglich zu handeln, sagte Stiglitz im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. «Wir wissen, wie schnell der Klimawandel vor sich geht und wie lange es dauert, einen Wandel in der Wirtschaft zu bewirken.»

Der an der Columbia University lehrende Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger nimmt am Donnerstag an der Konferenz «Climate Change & Financial Risk» teil und reist anschliessend zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.

Starker Antrieb durch Umbau der Wirtschaft
Stiglitz, der in den USA als einer der Befürworter eines «Green New Deal» hervorgetreten ist, erhofft sich auch einen starken Antrieb für die Wirtschaft durch den massiven Umbau. «Viele Leute glauben, dass sich Wachstum und Umweltverträglichkeit ausschliessen. Ich glaube aber, dass sich dies ergänzen kann, wenn es richtig angepackt wird.»

Von «Green Deal» der EU beeindruckt
«Beeindruckt» zeigt sich der Nobelpreisträger zudem von den Plänen der EU-Kommission für einen «Green Deal». Es handle sich um einen sehr durchdachten und umfassenden Zugang «Ich bin wie die EU-Kommission überzeugt, dass dieses Programm sehr positive Auswirkungen für die europäische Wirtschaft haben wird.»

Dass es Widerstände gegen das Programm gibt, ist für Stiglitz klar. «Strukturelle Umbrüche in der Wirtschaft produzieren immer Gewinner und Verlierer.» So drohe auch für viele Vermögenswerte in einem solchen Umbau ein starker Wertverlust.

Europa in besserer Ausgangslage
Europa sei aber gerade dank seines noch immer gut ausgebauten Sozialsystems in einer besseren Ausgangslage als etwa die USA oder viele Entwicklungsländer. «Denn die Anpassung werde mit Kosten verbunden sein – so müssten etwa die Leute in der Kohleindustrie anderswo ihren Lebensunterhalt verdienen.» Gleichzeitig würden aber etwa mehr neue Stellen für die Installation von Solarpanels geschaffen.

Ein Vorteil für Europa sei auch, dass drei Viertel der Bevölkerung die Notwendigkeit anerkennen würden, den Klimawandel zu bekämpfen. «In den USA leugnet derweil eine der beiden grossen Parteien einschliesslich des derzeitigen US-Präsidenten weiterhin den Klimawandel», sagte der Starökonom. (awp/mc/pg)

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