Der Beschluss des EU-Parlaments, Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035 zu verbieten, hat Signalwirkung. Mit der Zustimmung der Mehrheit der Abgeordneten ist die erste Hürde genommen.
von Christoph Erni, Gründer und CEO Juice Technology
Die Schlagrichtung ist seit dem Bekenntnis der EU-Kommission zum Green New Deal für eine neue Klima-, Energie- und Verkehrspolitik klar. Mit Investitionspaketen in Milliardenhöhe wird dieser auch als Ausweg aus der Corona-Krise propagiert. Ein Zaudern beim motorisierten Individualverkehr würde diesem Ansinnen zuwiderlaufen. Bis die Verordnung in Kraft treten kann, stehen zwar noch Verhandlungen mit den einzelnen Mitgliedsländern aus. Doch der Grundstein ist nun offiziell gelegt.
Als Vertreter der Elektrofahrzeugindustrie können wir uns über diesen Entscheid nur freuen. Allerdings kommt er für uns nicht unerwartet. Zukunftsforscher und Verwaltungsratsmitglied Lars Thomsen hat bereits vor einiger Zeit mit einem vorzeitigen Verbrennerverbot gerechnet. Ob dieses nun, wie prognostiziert, bis Ende des Jahrzehnts oder erst fünf Jahre später kommt, ist unerheblich. Für Branchenkenner ist es längst eine Tatsache: Die Elektromobilität setzt sich als dominierende Antriebstechnologie in beschleunigtem Tempo durch. Daran werden Förderungen und Verbote keinen grossen Einfluss haben. Gleichwohl ist diese Zustimmung wichtig für die Wahrnehmung in der breiten Bevölkerung.
Diese Wegmarke setzt einen Zeithorizont und schliesst gleichzeitig die Auswahl der alternativen Antriebstechnologien Erdgas, Wasserstoff – zumindest für Personenkraft- und Lieferwagen – aus. Doch was bedeutet das für die Automobilindustrie, die eine tragende Funktion für die Wirtschaftsleistung in den einzelnen Ländern hat? Die Umstellung betrifft schliesslich nicht nur die grossen OEM, sondern ebenfalls ganze Lieferketten, darunter auch kleine und mittlere Unternehmen. Diese müssen sich sputen, die Umstellung beschleunigt anzugehen.
Zugleich eröffnen sich mit der Elektromobilität Chancen für die lokale Industrie. Industrieanlagen zur Batterieproduktion nach dem Vorbild der Gigafactory in Brandenburg könnten einen Teil der frei gewordenen Arbeitskräfte auffangen. Parallel dazu muss auch für eine funktionierende, flächendeckende Ladeinfrastruktur gesorgt werden. Dazu braucht es Ladestationen, die unterschiedliche Bedürfnisse und Szenarien im öffentlichen und privaten Bereich bedienen – fixe und mobile Wallboxen sowie dynamische Lastmanagementsysteme. (Juice Technology/mc)