Kampf gegen Fachkräftemangel ist laut Finanzkontrolle ungenügend

Kampf gegen Fachkräftemangel ist laut Finanzkontrolle ungenügend
Pascal Stirnimann, Direktor Eidgenössische Finanzkontrolle. (Bild: EFK)

Bern – Der Bund unterstützt die Wirtschaft seit Jahren bei der Entschärfung des Fachkräftemangels. Die Eidgenössische Finanzkontrolle kommt in einem neuen Bericht zum Schluss, dass diese Massnahmen nur begrenzt wirkten. Es bestehe weiterhin Handlungsbedarf.

In der Schweiz herrscht wie in vielen weiteren europäischen Ländern in mehreren Branchen ein Mangel an Fachkräften. Betroffen sind unter anderem die Maschinenindustrie-, die Elektro- und die IT-Branche.

Der Bund hat keine gesetzliche Verpflichtung, diesbezüglich Massnahmen zu ergreifen. Er hat aber dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen in Bereichen wie Arbeit, Bildung und Zuwanderung den Bedürfnissen der Wirtschaft angepasst werden.

Seit 2011 hat der Bund zwei verschiedene Programme zur Bekämpfung des Fachkräftemangels und zur Förderung des inländischen Arbeitskräftepotenzials lanciert – und hat sich das mehrere Hundert Millionen Franken kosten lassen. Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat diese Massnahmen nun geprüft.

«Keine nennenswerten Auswirkungen»
In ihrem am Montagabend veröffentlichten Bericht hält die Finanzkontrolle zwar wohlwollend fest, dass der Bund, weitere Behörden und die Wirtschaft seit vielen Jahren auf die Anzeichen für einen Fachkräftemangel achteten. Die ergriffenen Massnahmen hätten den Fachkräftemangel in den untersuchten Branchen aber nicht beheben können.

Die Massnahmen von Bund und Kantonen hatten laut der EFK «trotz erheblicher Investitionen keine nennenswerten Auswirkungen auf die Lösung des Fachkräfteproblems». Das liege auch daran, dass einige Massnahmen kaum bekannt seien. Es seien deshalb zusätzliche Anstrengungen nötig, um etwa die Berufsbildung innerhalb des Schweizer Bildungssystems zu fördern.

Unter die Lupe genommen hat die EFK auch den vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) in den Jahren 2016 und 2023 veröffentlichten Index für den Fachkräftemangel in den einzelnen Berufen. Dieser liefere der Wirtschaft und den Kantonen nützliche Informationen, um den Grad des strukturellen Fachkräftemangels zu ermitteln. Er erscheine jedoch nicht regelmässig und gebe keine Entwicklungsprognose ab.

Schlechtes Image der Berufsbildung
Gemäss seiner Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss von 2023 plant der Bundesrat, einen Bericht über die Ursachen des Fachkräftemangels und dessen Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft zu verfassen. Dieser Bericht könnte laut der EFK als politische Entscheidungshilfe dienen.

Die EFK hält weiter fest, dass der Bund nicht in der Lage sei, die spezifischen Probleme der einzelnen Branchen zu lösen. Er habe jedoch sicherzustellen, dass die Finanzierung der Ausbildung für die Personen, die eine höhere Berufsbildung anstreben, kein Hindernis darstelle.

Schliesslich schreibt die EFK, dass der Berufsbildung im Vergleich mit der Hochschulausbildung ein schlechteres Image anhafte. «Der Bund sollte in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Anspruchsgruppen bestimmen, ob zusätzliche Massnahmen daran etwas ändern könnten.»

Bund wehrt sich gegen pauschale Kritik
In seiner Stellungnahme zum Bericht verweist das Seco auf die guten Indikatoren des Schweizer Arbeitsmarkts wie beispielsweise die hohe Erwerbsbeteiligung, die tiefe Arbeits- und Erwerbslosigkeit sowie das hohe Lohnniveau. Verantwortlich dafür seien der Bund, die Kantone und die Sozialpartner gemeinsam.

Die von der EFK untersuchten Massnahmen seien «bewusst nicht auf die Behebung branchenspezifischer Mangelsituationen ausgerichtet», hält das Seco weiter fest. Letztere sei eine unternehmerische Aufgabe, wobei die Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt im Wettbewerb mit anderen Unternehmen und anderen Branchen stünden.

Auf die Kritik der EFK, wonach die Ziele der Massnahmen des Bundes genauer hätten definiert werden sollen, schreibt das Seco, dass es nicht für die Steuerung, Umsetzung oder Finanzierung der einzelnen Massnahmen zuständig gewesen sei. Zudem sei das Festlegen quantitativ messbarer Ziele nicht immer möglich. Insgesamt sorge der Bund für weitgehend geeignete Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. (awp/mc/ps)

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