Kaum Korruption in der Schweiz

Zürich – Korruption bleibt ein globales Problem. Weltweit sind vier von zehn Managern der Ansicht, dass Korruption in ihren Ländern weit verbreitet ist. Jeder neunte Manager hält es in der eigenen Branche für üblich, Aufträge mit Hilfe von Bestechung zu gewinnen. Um das Problem in den Griff zu bekommen, plädiert über die Hälfte der Manager dafür, die Bekämpfung der Korruption auf der obersten Führungsebene anzusiedeln.

Schweizer Top-Manager sehen das Thema Korruption hingegen deutlich gelassener. 94 Prozent von ihnen meinen, dass Betrug und Bestechung in der Schweiz oder in ihrer eigenen Branche kein Thema sind. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young, für die mehr als 1750 Finanzvorstände, Leiter der Revisionen, Rechtsabteilungen und des Compliance Managements aus 43 Ländern befragt wurden, davon 51 aus der Schweiz.

Acht von zehn Unternehmen haben eine Anti-Korruptions-Strategie
«Möglicherweise steckt in der zurückhaltenden Einschätzung der Schweizer Manager zur Verbreitung der Korruption in der Schweiz, ein zu grosses Vertrauen in die Wirksamkeit der Anstrengungen, die man in den letzten Jahren unternommen hat», sagt Michael Faske, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services bei Ernst & Young Schweiz, die optimistische Haltung. Zwar hätten viele Schweizer Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren Risikoanalysen zur Korruption durchführen lassen und das Thema auch sonst recht entschlossen angepackt. In diesem Jahr haben beachtliche 80 Prozent der Schweizer Manager (84 Prozent global) zu Protokoll gegeben, dass sie ihren Mitarbeitenden ihr Anti-Korruptions-Engagement mit Nachdruck vermittelt haben. 82 Prozent der Schweizer Unternehmen haben eine definierte Anti-Korruptions-Strategie und einen entsprechenden Verhaltenskodex – global sind es 81 Prozent. Und 73 Prozent (global 71) haben Strafen für Verstösse gegen diese Richtlinien festgelegt. Durchgesetzt werde diese jedoch nicht immer –  hier geben 33 Prozent der Schweizer Unternehmen an, die Strafen auch verhängt zu haben. International sind es nur 45 Prozent.

CH-Firmen bei Audits im globalen Schnitt  
bei Unterschiedlich sind auch die Ansichten über die Effizienz der öffentlichen Strafverfolgung. 43 Prozent der Schweizer Unternehmen meinen, dass Gesetzgeber und Gerichtsbarkeit ernsthaft gewillt sind, Korruptionsdelikte zu verfolgen und zur Anzeige zu bringen – nur etwa 27 Prozent der Manager in anderen Ländern teilen diese Meinung. Bei internen und externen Audits liegen die Schweizer Firmen im globalen Schnitt  – 84 Prozent (global 86) von ihnen führen regelmässig interne Revisionen mit dem Schwerpunkt «Anti-Korruption» durch und 75 (global ebenfalls 75) Prozent regelmässig externe Revisionen. «Insgesamt aber liegt die institutionalisierte Absicherung gegen Betrug und Bestechung hier zu Lande unter dem internationalen Durchschnitt», so Michael Faske.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird nach wie vor ein Auge zugedrückt Zu denken geben auch die Antworten auf die Frage, ob die eigene Unternehmensführung nach Einschätzung der Befragten in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten auch einmal ein Auge zudrücken soll. In der Schweiz liegt die Zustimmung dafür bei 59, international bei 54 Prozent.

Bargeld weitgehend tabu
Zugeständnisse machen die Führungsspitzen dann, wenn ein konjunktureller Abschwung die Existenz des Unternehmens gefährdet. Aktivitäten zur Unterhaltung der Kunden wären in diesem Fall für 25 Prozent und persönliche Geschenke für 18 Prozent der Führungskräfte ein akzeptables Mittel, um Kunden zu gewinnen oder zu halten. Bargeld allerdings ist weitgehend tabu – nur 6 Prozent würden die monetäre Nachhilfe gutheissen. Insgesamt ist die Toleranz gegenüber allen Mitteln, um Kunden zu halten oder zu gewinnen, gesunken, mit Ausnahme der persönlichen Geschenke  – hier ist die Befürwortung von 18 auf 14 Prozent gesunken. 71 Prozent der Befragten sehen heute weder Bestechung noch finanzielle Missinformation als gerechtfertigt, damit ein Unternehmen eine Krise übersteht. Das sind 20 Prozent mehr als noch in 2010.

Haftungsrisiken bei Verfehlungen von Geschäftspartnern kaum bekannt
Das Bewusstsein, dass ein Unternehmen nicht nur Verantwortung für das eigene Handeln, sondern auch für das der Geschäftspartner hat – insbesondere im Vertrieb und in der Distribution – ist weltweit noch unterentwickelt. Global wie auch in der Schweiz, hat die Frage für ein Drittel der Manager keine Bedeutung. Eines von fünf Unternehmen sieht lediglich eine gemeinsame Verantwortung, und nur jedes sechste akzeptiert die volle Verantwortung für die Handlungen seiner Agenten. 33 Prozent in der Schweiz und 14 Prozent international sind dagegen fest überzeugt, dass der Dritte allein verantwortlich für sein Handeln ist. «Es ist erstaunlich, dass noch so viele grosse Unternehmen sich dieses Risikos nicht bewusst sind», sagt Michael Faske. «Inzwischen sollte es sich herum gesprochen haben, was für Probleme die Anti-Korruptions-Gesetze etwa der USA und Grossbritanniens auch für die Muttergesellschaften und die Auftraggeber regionaler Vertretungen mit sich bringen können.» (Ernst & Young/mc/ps)

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In der Schweiz ist die Ernst & Young AG ein führendes Wirtschaftsprüfungs-  und Beratungsunternehmen mit rund 2’000 Mitarbeitenden an 10 Standorten  und bietet auch Dienstleistungen in den Bereichen Steuern und Recht sowie  Transaktionen und Rechnungslegung an.
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