Kleine Innovationen mit Billionen-Wirkung

Kleine Innovationen mit Billionen-Wirkung

Bain & Company erwartet Anstieg des globalen BIP um 40 % bis 2020.

Zürich – Innovationen sind die wesentliche Grundlage für den steigenden Wohlstand auf der Welt bis zum Jahr 2020. Neue Technologien wie Robotik oder künstliche Intelligenz und noch viel stärker die stetige Verbesserung bestehender Produkte und Dienstleistungen: Das sind zwei von acht strukturellen Trends, die bis zum Jahr 2020 zu einem Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 40 Prozent auf 90 Billionen Dollar führen werden – ungeachtet kurzfristiger Krisen und volatiler Märkte. In einer Langfriststudie zeigt die internationale Managementberatung Bain & Company, dass vor allem forschungsstarke Länder wie Deutschland und die Schweiz von der steigenden Nachfrage nach kleinen und grossen Innovationen profitieren werden.

Wer an Produktneuheiten denkt, denkt nicht an Kaffee. Und doch ist die Kaffeebranche ein gutes Beispiel für den enormen Wert stetiger Verbesserungen eines vermeintlich ausgereiften Produkts. Dank Pads, Kapseln und Coffee Shops stieg der weltweite Kaffeeumsatz in den vergangenen zehn Jahren um 80 Prozent auf 135 Milliarden Dollar. Der Kaffeeverbrauch erhöhte sich in diesem Zeitraum gerade einmal um 20 Prozent.

Auch in anderen Branchen haben intelligente Weiterentwicklungen vorhandener Angebote einen enormen Umsatzeffekt: Bain & Company kommt in seiner neuen Langfriststudie zu dem Ergebnis, dass das weltweite BIP durch solchen Neuerungen bis zum Jahr 2020 um 5 Billionen Dollar ansteigen wird. Die häufig im Marketing und durch verbesserte Prozesse angestossenen Produktweiterentwicklungen tragen damit knapp 20 Prozent zu dem von Bain bis 2020 prognostizierten Wachstum der Weltwirtschaft bei: Insgesamt erwartet die Beratung einen Anstieg des weltweiten BIP um 27 Billionen Dollar auf 90 Billionen Dollar bis zum Ende der Dekade.

Industriestaaten profitieren von neuen, attraktiven Angeboten
Die Studie widerlegt zugleich die These vom Ende des Wachstums und einem Wohlstandsverlust in den Industriestaaten. Denn 40 Prozent des prognostizierten BIP-Anstiegs entfallen der umfassenden Modellrechnung zufolge auf Europa und Nordamerika. Für zusätzliche Umsätze in den Industriestaaten sorgt unter anderem die wachsende Nachfrage der kaufkräftigen Bevölkerung nach optimierten und differenzierten Produkten. Für die steigende Kauflust nennt die Bain-Studie drei wesentliche Gründe: Erstens werden Konsumenten verstärkt zu Premiumprodukten wie den Café Latte aus dem Coffee Shop oder dem iPhone greifen. Zweitens vergrössert die Weiterentwicklung bestehender Produkte die Preisspielräume der Unternehmen. Und drittens steigt die Gesamtnachfrage je besser es gelingt, mit mehr Produktvarianten weitere Marktnischen abzudecken.

Chancen aus Optimierung des Leistungsspektrums
Nach Überzeugung von Bain-Deutschlandchef Rolf-Magnus Weddigen werden die inkrementellen Innovationen mit grossem Wachstumspotenzial in vielen Betrieben noch unterschätzt: «Beim Thema Innovation denken Unternehmen häufig nur an neue Produkte und den Einsatz neuer Technologien», so Weddigen. «Dabei übersehen sie die Chancen, die sich aus der Optimierung ihres Leistungsspektrums ergeben.» Welche Effekte das selbst in Lowtech-Branchen hat, belegt der Erfolg von Bio-Supermärkten. Wenn die Qualität stimmt, sind Verbraucher bereit, erheblich mehr für Lebensmittel aus Bioläden zu zahlen. Rolf-Magnus Weddigen ist daher überzeugt: «Unabhängig von Branche und Grösse kann jedes Unternehmen sein Kerngeschäft weiterentwickeln und mit attraktiveren Produkten oder den richtigen Services höhere Umsätze erwirtschaften.»

Bahnbrechende neue Technologien in fünf Bereichen zu erwarten
Der grosse Wert kleiner Innovationen wird auch deutlich, wenn man ihr Wachstumspotenzial von 5 Billionen Dollar mit dem Umsatzpotenzial vergleicht, das die Bain-Studie völlig neuen Technologien beimisst. Demnach werden Nano- und Biotechnologie, künstliche Intelligenz, Robotik und soziale Medien bis zum Jahr 2020 lediglich zu einem Anstieg des globalen BIP um 1 Billion Dollar führen. Sie können aber die Rahmenbedingungen in weiten Teilen der Wirtschaft so sehr verändern, wie einst die Elektrizität oder die Dampfmaschine. «Diese Technologien werden einen Produktivitätsschub auslösen und zur Entstehung völlig neuer Märkte führen», erklärt Bain-Deutschlandchef Weddigen. «Unternehmen müssen deshalb prüfen, ob, wann und wie sie ihr Geschäftsmodell beeinflussen und sich frühzeitig darauf einstellen.»

«Enorme Chancen»
Von steigenden Umsätzen mit neuen Technologien dürften insbesondere forschungsstarke Länder wie die USA, Deutschland und die Schweiz profitieren. Bain geht davon aus, dass sich das Wachstum dieser Länder zum Ende der Dekade hin sogar beschleunigen könnte. «Die Dynamik der Weltwirtschaft eröffnet gerade deutschen und Schweizer Unternehmen enorme Chancen», so Weddigen. «Sie sollten daher trotz aller kurzfristigen Turbulenzen konsequent langfristige Wachstumsstrategien verfolgen und insbesondere ihre Innovationskraft ständig verbessern.»

Die acht Billionen-Dollar-Wachstumstrends und ihr Umsatzpotenzial bis 2020

  1. Wachsende Mittelschicht: plus 10 Billionen US-Dollar Insbesondere in den Schwellenländern werden 1,3 Milliarden Menschen bis 2020 die kritische Grenze von 5.000 US-Dollar Haushaltseinkommen pro Jahr überschreiten und erstmals über freies Einkommen für den Konsum verfügen.
  2. Ausbau der Infrastruktur: plus 1 Billion US-Dollar Während in den Industriestaaten angesichts leerer staatlicher Kassen Strassen, Bahntrassen und Stromnetze vermehrt von privaten Unternehmen finanziert werden, investieren die Schwellenländer selbst massiv in moderne Infrastruktur.
  3. Steigende Militärausgaben: plus 1 Billion US-Dollar Der wachsende Wohlstand asiatischer Staaten wird mit einer Aufrüstung einhergehen, denn diese Länder wollen ihre Liefer- und Absatzwege auch militärisch absichern. Im Westen stehen Terrorbekämpfung und neue Themen wie Cyber War mit ausgefeilter Abhör- und Funktechnik im Zentrum.
  4. Effizienter Rohstoffeinsatz: plus 3 Billionen US-Dollar Angesichts endlicher Ressourcen steigen die Preise für Rohstoffe wie Öl, Getreide und Metalle. Zugleich eröffnet die wachsende Knappheit der Ressourcen neue Chancen für Anbieter alternativer und ressourcenschonender Produktionsverfahren.
  5. Bessere Bildung: plus 2 Billionen US-Dollar Je grösser der Wohlstand, desto grösser der Bedarf nach qualifizierten Arbeitskräften. Der War for Talent wird ein Dauerbrenner bleiben ? und zwar in Industrie- und Schwellenländern. Denn auch in den sich entwickelnden Märkten fehlen inzwischen Fach- und Führungskräfte. Neue Technologien, wie eLearning eröffnen in diesem Umfeld westlichen Anbietern neue Wachstumschancen.
  6. Höhere Gesundheitsausgaben: plus 4 Billionen US-Dollar Die rasante Alterung der Bevölkerung in den Industriestaaten und der medizinische Fortschritt treiben den Gesundheitsmarkt weiter an.
  7. Optimierte Produkte und Dienste: plus 5 Billionen US-Dollar Mit einer ständigen Verbesserung bestehender Produkte und Dienstleistungen wecken Unternehmen neue Bedürfnisse bei Verbrauchern. Der Gebrauch teurer Smartphones anstelle einfacher Handys oder der Übergang vom Filterkaffee zu erheblich teureren Kapseln und Pads zeigen das hier schlummernde Potenzial.
  8. Bahnbrechende Innovationen: plus 1 Billion US-Dollar Insbesondere in der Nanotechnologie, der Biotechnologie, der Robotik, der künstlichen Intelligenz und bei sozialen Medien könnte es zu technologischen Durchbrüchen kommen, die einen Produktivitätsschub in weiten Teilen der Wirtschaft auslösen.

Bain & Company
Strategische Beratung, operative Umsetzung, messbare Ergebnisse: Mit diesem unternehmerischen Ansatz ist Bain & Company eine der weltweit führenden Managementberatungen. Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare Wettbewerbsvorteile zu erreichen und damit den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung stehen das Kerngeschäft der Kunden und Strategien, aus einem starken Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschliessen. Seit Gründung 1973 lässt sich Bain dabei an den Ergebnissen seiner Beratungsarbeit finanziell messen. Bislang waren Bain-Berater weltweit für über 4.600 grosse und mittelständische Unternehmen tätig. Insgesamt unterhält die Beratung 47 Büros in 30 Ländern und beschäftigt 5.000 Mitarbeiter, rund 550 davon im deutschsprachigen Raum.

(Bain & Company/mc/pg)

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