Kleinkinder entwickeln sich trotz Corona-Pandemie sozial normal

Kleinkinder entwickeln sich trotz Corona-Pandemie sozial normal
Ein einjähriges Kind während einer Studie mit Eyetracking, bei der das Blickverhalten analysiert wird. (Bild: UZH)

Zürich – Krankheit und Tod, aber auch soziale Isolation und psychische Probleme – die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesellschaft sind immens. Aber wie ergeht es den Kleinsten der Gesellschaft: den Säuglingen? Forschende der Universität Zürich zeigen, dass Eltern und nahe Bezugspersonen ausreichen, um negative Effekte auf die soziale Entwicklung der Kleinkinder abzufedern.

Die COVID-19 Pandemie hatte und hat einen grossen Einfluss auf das soziale Leben aller. Von einem Tag auf den anderen wurde von zu Hause aus gearbeitet, die Menschen gingen auf Distanz und bedeckten die Hälfte ihres Gesichtes mit einer Hygienemaske. Dies ist weder an Kindern und Jugendlichen noch an Erwachsenen spurlos vorüber gegangen. Welchen Einfluss die pandemie-bedingten Veränderungen jedoch auf die Kleinsten haben, wurde bisher noch wenig erforscht.

Blickverfolgung ist grundlegend für soziale Entwicklung
Forschende der Universität Zürich (UZH) haben nun untersucht, ob Kleinkinder, die während der Pandemie zur Welt gekommen sind, ein anderes Sozialverhalten zeigen als gleichaltrige Kinder davor. Sie fokussierten sich dabei auf die Fähigkeit der Kleinen, dem Blick einer anderen Person zu folgen. «Diese Fähigkeit ist grundlegend, um soziale Interaktionen eingehen zu können, Beziehungen aufzubauen und die Sprache zu entwickeln», sagt Stephanie Wermelinger, die am Psychologischen Institut der UZH zur Entwicklungspsychologie im Säuglings- und Kindesalter forscht. Dies zeigt sich etwa bei Personen mit Autismus, die diesbezüglich eingeschränkt sind: Ihre Interaktion mit der Gesellschaft kann erschwert sein.

80 Kleinkinder im Alter von 12 bis 15 Monaten nahmen an der Studie teil. Sie sahen verschiedene Videos, in denen eine Person ihren Blick auf eines von zwei Objekten richtete. Durch die Messung der Augenbewegungen wurde erfasst, wie oft und wie schnell die Kinder dem Blick der Person folgten. Diese Daten verglichen die Forschenden dann mit jenen von 133 Kindern, deren Blickverhalten mit derselben Methode vor der Pandemie analysiert wurde.

Eltern und Bezugspersonen puffern Pandemieeffekte ab
Die Ergebnisse zeigen keine signifikanten Unterschiede im Verhalten zwischen den Kindern mit und ohne Pandemieerfahrung. In beiden Gruppen folgten sie dem Blick der Person gleich oft und gleich schnell. Obwohl die Säuglinge während der Pandemie weniger Personen sahen und mit mehr maskierten Personen interagierten, scheinen sie sich nicht anders zu entwickeln als Kinder vor den pandemie-bedingten Veränderungen.

«Wir gehen davon aus, dass die unveränderten sozialen Interaktionen mit Eltern und Bezugspersonen im häuslichen Rahmen ausreichen, um einen möglichen Einfluss der Corona-Pandemie auf Kleinkinder abzufedern», sagt Studienautorin Wermelinger. Diese Kontakte könnten also ausreichen, um Säuglinge mit genügend sozialem Input zu versorgen, um sich soziale und emotionale Kompetenzen wie das Verfolgen von Blicken anzueignen. (UZH/mc/pg)

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