Klimakonferenz in Marrakesch: «Augen der Welt ruhen auf uns!»
Marrakesch – Mit flammenden Appellen zum Kampf gegen die Erderwärmung hat die Klimakonferenz im marokkanischen Marrakesch ihre Arbeit aufgenommen. «Untätigkeit und der Status quo sind keine Optionen», erklärte die neue UN-Klimachefin Patricia Espinosa am Montag vor Delegierten aus knapp 200 Ländern. Der marokkanische Aussenminister und Konferenzchef Salaheddine Mezouar mahnte: «Die Augen der Welt ruhen auf uns!»
In der französischen Hauptstadt hatte die Weltgemeinschaft im vergangenen Jahr unter anderem vereinbart, dass die gefährliche Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, besser 1,5 Grad, begrenzt werden soll. Die Nachfolger-Konferenz in Marokko dauert bis zum 18. November und soll einen Fahrplan für die Umsetzung dieser Ziele erarbeiten. «Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die Ziele und Ambitionen des Paris-Abkommens erreicht werden», betonte Espinosa.
Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal als Gastgeberin der Konferenz von Paris im vergangenen Jahr übergab zur Eröffnung der Konferenz den Hammer des Vorsitzenden an den marokkanischen Aussenminister Mezouar.
«Der Klimawandel ist in Afrika am grausamsten und ungerechtesten»
Die Delegierten in Marrakesch wollen Verfahren und Zeitpläne zur konkreten Umsetzung der Pariser Klimaziele ausarbeiten. Dabei geht es etwa um die Frage, wie arme Länder bei der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung unterstützt werden oder wie die ganz unterschiedlichen Klimaziele der Staaten verglichen werden können. Während in der ersten Woche vor allem Experten verhandeln, werden in der zweiten Woche die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks und andere Politiker erwartet.
Royal betonte insbesondere die Bedeutung einer Klimakonferenz auf dem afrikanischen Kontinent. «Der Klimawandel ist in Afrika am grausamsten und ungerechtesten», sagte sie. «Der afrikanische Kontinent leidet am meisten darunter, ohne dafür verantwortlich zu sein», sagte sie unter Verweis auf Naturkatastrophen und Wüstenbildung. «Von den 50 Ländern, die am meisten von der Klimaerwärmung betroffen sind, befinden sich 36 im subsaharischen Afrika.» Die reichen Länder hingegen verhielten sich im Umgang mit natürlichen Ressourcen so, «als ob es drei Planeten gäbe».
Der in Paris vereinbarte Weltklimavertrag war erst drei Tage vor Beginn der Konferenz in Marrakesch in Kraft getreten. Dies war möglich geworden, weil grosse Staaten und Gemeinschaften wie China, die USA und die EU rasch ratifiziert haben. Damit können die USA auch im Falle eines Wahlsiegs des Klimawandel-Skeptikers Donald Trump nicht so leicht vom Abkommen zurücktreten. Genau genommen findet das neue Klimaabkommen aber erst nach 2020 Anwendung: Solange gilt noch der Vorläufer, das Kyoto-Protokoll. (awp/mc/ps)