Klimawandel bedroht Lemuren auf Madagaskar
Zürich – Mausmakis gebären ihren Nachwuchs in der 5-monatigen Regenzeit und legen ein Fettpolster an, um die futterarme Trockenzeit zu überstehen. Aber was passiert, wenn die Regenzeit trockener und die Trockenzeit wärmer wird? Forschende des Deutschen Primatenzentrums – Leibniz-Institut für Primatenforschung und der Universität Zürich zeigen, dass Klimaveränderungen die Mausmaki-Populationen destabilisieren und das Aussterberisiko erhöhen.
Auswirkungen von Klimaveränderungen wurden meist bei grossen, langlebigen Tierarten vermutet und untersucht. Kleine Säugetiere mit einer hohen Fortpflanzungsrate wie die Mausmaki können sich in der Regel gut an veränderte Umweltbedingungen anpassen, daher wurden sie im Zusammenhang mit Klimaveränderungen bislang kaum erforscht. Claudia Fichtel und Peter Kappeler vom Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ) forschen seit vielen Jahren an Lemuren auf Madagaskar und haben so einen einmaligen Datensatz aufgebaut, um diese Wissenslücke zu schliessen.
Mit Langzeitdaten Trends erkennen
Über einen Zeitraum von 26 Jahren, von 1994 bis 2020, haben Peter Kappeler und Claudia Fichtel die Altersstruktur einer Mausmaki-Population auf Madagaskar untersucht. Klimadaten aus demselben Zeitraum zeigen, dass die Regenzeit dort immer trockener und die Trockenzeit immer wärmer wurde. Diese Daten haben sie nun zusammen mit Arpat Ozgul, Professor für Populationsökologie an der Universität Zürich, ausgewertet und eine zunehmende Sterblichkeit bei gleichzeitig steigenden Fortpflanzungsraten festgestellt. «Diese gegensätzlichen Trends haben zwar einen Zusammenbruch der Mausmaki-Population verhindert, aber dennoch zu einer Destabilisierung der Population geführt, da der sowieso schon schnelle Lebenszyklus der Tiere weiter beschleunigt wurde», sagt Claudia Fichtel.
Aussterberisiko steigt
Die aufgrund der Klimaveränderungen schwankenden Populationsgrössen stellen eine grosse Gefahr für die Tiere dar, sie könnten zum Aussterben der Art führen. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass auch eine Tierart, die sich dank einer hohen Fortpflanzungsrate vermeintlich leicht an veränderte Umweltbedingungen anpassen kann, durch Klimaveränderungen in ihrem Überleben bedroht ist», sagt Peter Kappeler. Dies sind schlechte Nachrichten, sind doch die nur auf Madagaskar vorkommenden Lemuren die weltweit am stärksten bedrohten Säugetiere. «Bei der Einstufung des Gefährdungsstatus einer Tierart sollten in Zukunft auch Daten zur demografischen Stabilität einer Population einbezogen werden», sagt Claudia Fichtel. (UZH/mc/pg)