Ein Mann trägt seine Skier am 8. Februar 2010 über den schmelzenden Schnee der höchstgelegenen Skipisten von Whistler. (Foto von Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images – CNW Group/University of Waterloo)
Waterloo, Ontario – Wenn sich die Prognosen zur Erderwärmung bewahrheiten, wird es am Ende dieses Jahrhunderts in nur sechs ehemaligen Austragungsorten der Olympischen Winterspiele noch kalt genug sein, um verlässlich Wettkämpfe austragen zu können.
Selbst bei konservativsten Klimaprognosen wären in den kommenden Jahrzehnten nur 11 der 19 ehemaligen Austragungsorte in der Lage, die Wettkämpfe zu veranstalten. Dies geht aus einer neuen Studie der University of Waterloo (Kanada) und des Management Center Innsbruck (Österreich) hervor.
«Das kulturelle Erbe der weltweiten Feierlichkeiten zu Ehren des Wintersports ist zunehmend in Gefahr», so Professor Daniel Scott, ein Canada Research Chair aus dem Bereich globaler Tourismus und Hauptautor der Studie. «Aufgrund der Erderwärmung werden immer weniger traditionelle Wintersportregionen in der Lage sein, die Olympischen Winterspiele auszutragen.»
Weckruf
Laut der Studie werden im internationalen Raum bekannte Olympiastädte wie etwa Squaw Valley (USA), Garmisch-Partenkirchen (Deutschland), Vancouver (Kanada) und Sotschi (Russland) bis Mitte des 21. Jahrhunderts nicht mehr über die erforderlichen Klimabedingungen verfügen, um die Wettkämpfe verlässlich austragen zu können. Da für die späteren Jahrzehnte gen Ende des Jahrhunderts ein weiterer Klimaanstieg prognostiziert wird, wären nur noch sechs ehemalige Austragungsorte in klimatischer Hinsicht weiterhin zur Austragung der Wettkämpfe geeignet.
«Dieser Bericht weist unmissverständlich auf die grossen Probleme hin, die den Olympischen Spielen aufgrund des Klimawandels bevorstehen», so Chris Steinkamp, der nicht an der Studie beteiligte geschäftsführende Direktor von Protect Our Winters. «Besonders eindrücklich sind die Konsequenzen, die sich bei erhöhten Emissionswerten für ehemalige Olympiastädte ergeben könnten. Deshalb hoffen wir, dass dieser Weckruf das IOC und Staatsoberhäupter aus aller Welt davon überzeugen wird, dass zur Senkung der Emissionen umfassende Zugeständnisse nötig sind.»
Meteorologische Risikomanagementstrategien zunehmend notwendig
Olympiaveranstalter bedürfen zunehmend meteorologischen Risikomanagementstrategien, da die im Februar in den ehemaligen Austragungsorten der Winterspiele verzeichnete durchschnittliche Tagestemperatur kontinuierlich gestiegen ist – ausgehend von 0,4°C während der Wettkämpfe in den 1920er bis 1950er Jahren auf 3,1°C während der Wettkämpfe in den 1960er bis 1990er Jahren bis 7,8°C während der Wettkämpfe im 21. Jahrhundert.
«Heutzutage kann man sich nur schwer vorstellen, das vielfältige olympische Wettkampfprogramm ausschliesslich auf natürlichem Eis und Schnee auszutragen, wie es in den ersten Jahrzehnten der Olympischen Winterspiele noch der Fall war», so Dr. Robert Steiger des Management Center Innsbruck.
Da Prognosen zufolge davon auszugehen ist, dass die Durchschnittstemperaturen im Februar in den ehemaligen Austragungsorten der Olympischen Winterspiele bis Mitte des Jahrhunderts um weitere 1,9 bis 2,1°C und bis Ende des Jahrhunderts um 2,7 bis 4,4°C steigen werden, wird das meteorologische Risikomanagement in den kommenden Jahrzehnten weiter an Bedeutung gewinnen.
Vorteilhafte Wetterbedingungen als Erfolgsfaktor
Überdies geht aus der Studie hervor, dass der Erfolg der Wettkämpfe in vielen Fällen teilweise auf vorteilhafte Wetterbedingungen zurückzuführen ist, wobei schlechte Wetterverhältnisse laut den olympischen Organisationskomitees zu den grössten Herausforderungen zählen. Das Wetter wirkt sich auf die Wettkampfvorbereitungen aus und kann zudem direkten Einfluss auf die im Freien stattfindende Eröffnungs- und Abschlussfeier, die Chancengleichheit der Outdoor-Wettkämpfe, den Besucherkomfort, das Transportwesen sowie auf die Sendezeit und die Sichtverhältnisse bei TV-Übertragungen haben.
Im Rahmen der Studie wurde auch untersucht, inwieweit über mehrere Jahrzehnte hinweg entwickelte Strategien und technologische Fortschritte genutzt worden sind, um die mit den Olympischen Winterspielen einhergehenden Wetterrisiken besser steuern zu können. Technologien wie Beschneiungsanlagen, Kühlanlagen für Laufstrecken und Sprungrampen sowie hochauflösende meteorologische Vorhersagemodelle zählen mittlerweile zu den entscheidenden Voraussetzungen, um die Winterspiele erfolgreich austragen zu können.
«Trotz technologischer Fortschritte sind den derzeitigen meteorologischen Risikomanagementstrategien gewisse Grenzen gesetzt», so Professor Scott. «Bis Mitte des Jahrhunderts werden wir diese Grenzen in einigen ehemaligen Austragungsorten der Olympischen Winterspiele allerdings überwunden haben.»
Olympia-Bewerbung besser heute als morgen einreichen
Die Studie bietet Gelegenheit zur Reflexion über die langfristigen Implikationen des globalen Klimawandels für die Welt des Sports und das kollektive kulturelle Erbe der Welt, für das die olympische Bewegung symbolisch steht. Darüber hinaus macht die Studie deutlich, dass einige Städte und Regionen, die an einer Austragung der Olympischen Winterspiele interessiert sind, ihre Olympia-Bewerbung besser heute als morgen einreichen sollten.
Der Bericht «The Future of the Winter Olympics in a Warmer World» steht hier zum Download bereit. (University of Waterloo/mc/ps)
Informationen zur University of Waterloo
In nur einem halben Jahrhundert hat sich die im Herzen des kanadischen Technologiezentrums gelegene University of Waterloo mit 35.000 Voll- und Teilzeitstudenten in verschiedenen Grund- und weiterführenden Studienprogrammen zu einer führenden Gesamthochschule Kanadas entwickelt. Waterloo kann sich aufgrund seines weltgrössten universitären berufsakademischen Ausbildungsprogramms weltweiter Verbindungen rühmen und unterstützt Unternehmenspartnerschaften in den Bereichen Bildung, Forschung und Entwicklung. Im kommenden Jahrzehnt wird sich die Universität für den Aufbau einer besseren Zukunft für Kanada und die Welt im Allgemeinen engagieren und vor diesem Hintergrund Innovationen und Kooperationen fördern, um sich so mit den Bedürfnissen von heute und morgen zu befassen und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Nähere Informationen zu Waterloo erhalten Sie auf http://www.uwaterloo.ca.