Klimawandel mit Unwetter-Karte entschlüsselbar

Blitz

Unwetter: Blitze werden mit Radio-Wellen gemessen.

Tel Aviv / Wien / Offenbach – Mit einem neuen Algorithmus wollen israelische Forscher der Tel Aviv University errechnen, welche Effekte der Klimawandel weltweit auf die Häufigkeit von Gewittern und deren Heftigkeit hat. Mit einer erstmals speziell erstellten Gewitter-Karte ist den Forschern ein erheblicher Fortschritt gelungen.

«In Österreich treten im Jahr im Flächenmittel etwa 20 bis 25 Gewitter auf. Wobei der Schwerpunkt in Unterkärnten und der Steiermark liegt. In diesen Regionen ereignen sich im Mittel etwa 35 bis 45 Gewitter pro Jahr. Unterdurchschnittliche Blitzaktivitäten gibt es vor allem im Tiroler Oberland und in Vorarlberg. Der Höhepunkt der Gewittertätigkeit reicht von Juni bis August. In diesen Monaten treten etwa fünf bis sechs Gewitter pro Monat auf», so Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik gegenüber pressetext.

Radio-Wellen von Blitzen
«Satelliten haben bislang nur Schnappschüsse von Unwettern erstellen können. Wir wollen unseren Algorithmus nun nutzen, um genauer zu sehen, welchen Effekt der Klimawandel auf die Frequenz und die Intensität von Gewittern hat», erklärt Professor Colin Price. Schenkt man aktuellen Prognosen Glauben, zieht jeder neue Prozent-Anstieg der globalen Temperatur einen zehn prozentigen Anstieg von Unwettern mit sich. «Das bedeutet, dass wir bis zum Ende des Jahrhunderts einen Anstieg um 25 Prozent miterleben», unterstreicht Price.

Um die globale Gewitter-Karte zu erstellen, errichteten die Forscher weltweit ein Netzwerk aus 70 Wetterstationen. Die Stationen mussten in der Lage sein, Radio-Wellen, die von Blitzen ausgelöst werden, aufzuzeichnen. Das funktioniert auch über tausend Kilometer weite Entfernungen. Die Wetter-Station in Israel ist beispielsweise in der Lage, in einer Entfernung bis Zentralafrika Blitzaufzeichnungen anzufertigen. Stündlich wurde die exakte GPS-Zeit von jedem entdeckten Blitz aufgezeichnet.

«In Deutschland werden jährlich mehr als zwei Mio. Blitze registriert. Blitze innerhalb der Wolken sind sehr häufig. Nur ein Teil aller Entladungen sind gefährliche Erdblitze, also Blitze zwischen Wolke und Erdboden. In Deutschland sind das im Mittel zwischen 200.000 und 400.000 pro Jahr. Besonders viele Gewitter scheint es entlang der Schwäbischen Alb und im Raum Stuttgart zu geben, sowie im hessischen Ried, in der Rhön, im Erzgebirge sowie entlang des Alpenkamms», erklärt Diplom-Meteorologe Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst, gegenüber pressetext.

«Thunderstorm Cells» im Fokus
Nach sieben Jahren konnten die erstellten Aufzeichnungen gruppiert in sogenannten «thunderstorm cells» sichtbar gemacht werden. Es stellte sich anhand der Ergebnisse heraus, dass weltweit in jeder Sekunde etwa 1.000 Gewitter gleichzeitig aktiv sind. Der Höhepunkt der Blitzmessungen lag täglich immer bei etwa 1.900 GMT, während gegen 0300 GMT der Tiefpunkt erreicht wurde.

Vorangegangene Studien hatten bislang festgehalten, dass etwa 90 Prozent der Blitze über Landregionen auftauchen. Dieses Ergebnis konnten die Forscher der Tel Aviv University jedoch widerlegen. Nur etwa 50 Prozent aller Unwetter ereignen sich über Landregionen. Über dem Wasser werden in jedem Unterwetter jedoch immer wesentlich weniger Blitze verzeichnet. (pte/mc/ps)

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