Zürich – Die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen hat sich zuletzt weiter abgekühlt. Die meisten Wirtschaftsbereiche vermelden eine Verlangsamung gegenüber Jahresbeginn.
Gemäss April-Umfrage der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH ist der Geschäftslageindikator bereits den fünften Monat in Folge gesunken. Im Verarbeitenden Gewerbe, im Grosshandel, im Gastgewerbe und bei den übrigen Dienstleistungen habe sich die Abschwächungstendenz aus den Vormonaten fortgesetzt, heisst es in einer Mitteilung der KOF vom Dienstag. Leicht gestiegen sei der Geschäftslageindikator dagegen im Projektierungsbereich.
Deutlich zugelegt hat der Indikator laut KOF zwar im Detailhandel, im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und im Baugewerbe. Verglichen mit dem Jahresbeginn 2019 hätten aber nur das Baugewerbe und der Projektierungsbereich eine positive Entwicklung verzeichnet. Alle anderen Wirtschaftsbereiche seien im bisherigen Jahresverlauf tendenziell unter Druck.
Die Erwartungen der Unternehmen für das kommende halbe Jahr haben sich laut der Umfrage dagegen nicht mehr weiter verschlechtert, sie sind verhalten zuversichtlich. Die Schweizer Konjunktur befinde sich dennoch in einem schwierigen Umfeld, folgert die KOF.
Die Wirtschaftsbereiche im Einzelnen
Wie oben angetönt, zeigt die Umfrage vom April ein uneinheitliches Bild nach Wirtschaftssektoren. Im Verarbeitenden Gewerbe etwa nimmt demnach die Nachfrage ab und die Auslastung sinkt, wobei vom Auslandsgeschäft geringere Impulse erwartet werden. Insgesamt stellen sich die Firmen auf eine weiter abnehmende Dynamik ihrer Geschäfte ein, rechnen aber nicht mit einer abrupten Bremsung oder gar Schrumpfung.
Der Baubereich stemmt sich derweil gegen die allgemeine Abwärtstendenz. Die Firmen würden vermehrt über einen Mangel an Fachkräften klagen, heisst es gar etwa. Auch sei die Ertragslage nicht mehr so stark unter Druck wie bisher. Bei den Projektierungsbüros hat sich die Geschäftslage leicht verbessert. Allerdings nahm die Nachfrage nach den Leistungen der Planer weniger stark zu als zuvor.
Im Detailhandel entspannt sich die Lage erstmals seit vier Monaten wieder. Hinsichtlich der Umsatzentwicklung in der nächsten Zeit sind die Detailhändler zudem zuversichtlicher als bisher, bleiben in ihrer Bestellpolitik für neue Waren aber vorsichtig. Der Grosshandel mit Konsumgütern entwickelt sich derweil stabil, bei dem für die Industrie tätigen Grosshandel harzt es laut KOF hingegen.
Zahl der Logiernächte dürfte steigen
Im Gastgewerbe zeigt der Lageindikator zwar ein leicht ungünstigeres Bild als vor einem halben Jahr. Die Aussichten sind hingegen einigermassen positiv: So erwarten die Betriebe immerhin ein kleines Plus beim Absatz von Getränken und Speisen. Unverändert günstig ist die Geschäftslage der Beherbergungsbetriebe. Die Zahl der Logiernächte dürfte nach Ansicht der Umfrageteilnehmer in der nächsten Zeit verstärkt steigen, wobei die vorliegenden Reservationen bereits den Stand aus dem Vorjahr übertreffen.
Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen erholt sich die Lage, sie ist aber nicht so gut wie im Vorjahr. Die Geschäftserwartungen sind laut der Umfrage positiv, aber ebenfalls nicht mehr so günstig wie vor Jahresfrist. Bei der Untergruppe der Banken rechnet man für die nahe Zukunft mit einer stark steigenden Nachfrage vonseiten der inländischen Firmen und Privatkunden.
In die KOF-Konjunkturumfrage vom April sind Antworten von mehr als 4’500 Firmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Die Rücklaufquote der Umfrage lag bei etwa 61 Prozent. (awp/mc/ps)