KOF: Schlechtere Geschäftslage bei Schweizer Unternehmen
KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm.
Zürich – Die Unternehmen in der Schweiz sind mit ihrer Geschäftslage derzeit weniger zufrieden als in den ersten drei Quartalen des Jahres. Dies zeigen die KOF Konjunkturumfragen vom Oktober. Der über alle Branchen erhobene Geschäftslageindikator der KOF sinkt auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Die Erwartungen der Unternehmen bezüglich der Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr fallen zudem skeptischer aus als im Juli. Die Schweizer Wirtschaft befindet sich weiterhin in einem Spannungsfeld zwischen positiver inländischer Nachfrage und negativen Einflüssen durch die internationale Entwicklung.
Die Schweizer Industrieunternehmen beurteilen KOF Geschäftslageindikator ihre Geschäftslage momentan als knapp befriedigend. Im Herbst vor einem Jahr war die35.0 (Saldo, Originalwerte) Geschäftslage in der Industrie günstiger als derzeit. Der Bestellungseingang verlief erheblich zähflüssiger als im Vorjahr. Der Auftragsbestand ist leicht abgeschmolzen und die Firmen blicken gegenüber der Juli-Umfrage nochmals unzufriedener auf ihre Auftragsreserven. Die Produktion wurde weiter gedrosselt und die Bestände an Vorprodukten werden vermehrt als zu hoch angesehen. Die Fertigwarenlager sind nach Ansicht der Firmen weiterhin etwas zu stark gefüllt.
Der Personalstamm wird kaum verändert als ein wenig zu gross bewertet. Die Kapazitätsauslastung ist weiter gesunken. Mit 80.2% ist sie klar unterdurchschnittlich. Hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten sind die Industrieunternehmen weiterhin vorwiegend skeptisch. Sie hoffen aber dennoch, die Produktion leicht ausweiten zu können.Die Exporterwartungen der Unternehmen sind deutlich positiver als bisher. Weiterhin rechnen sie damit, Preiszugeständnisse machen zu müssen. Allerdings ist der Druck auf die Verkaufspreise nicht mehr so stark wie bisher. Der Beschäftigungsabbau dürfte sich den Unternehmensmeldungen zufolge in einem moderaten Ausmass fortsetzen.
Im Baugewerbe ist die Geschäftslage weiterhin sehr gut. Die Nachfrage war lebhaft und die Unternehmen sind mit den vorhandenen Auftragsbeständen sehr zufrieden. Die Bautätigkeit wurde ausgeweitet. Hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten haben bei den Befragungsteilnehmern jedoch die skeptischen Stimmen deutlich an Gewicht gewonnen. Die Unternehmen rechnen mit einer Beruhigung der Nachfrage und einer etwas weniger starken Bautätigkeit. Sie planen daher erheblich seltener, die Mitarbeiterzahl zu erhöhen.
Die Detailhändler berichten von einer knapp zufriedenstellenden Geschäftslage. Die vorhandenen Warenbestände bewerten sie weniger häufig als zu gross als noch im Sommer. Die Mitarbeiterzahl gilt als angemessen. Da die Detailhändler mit einer leichten Umsatzbelebung in der nächsten Zeit rechnen, planen sie, die Mitarbeiterzahl vorsichtig zu erhöhen. Insgesamt gehen die Unternehmen von einer nahezu stabilen Geschäftslage im kommenden halben Jahr aus.
Im Grosshandel ist die Geschäftslage weniger günstig als bislang. Sie wird nun als befriedigend eingestuft, nachdem sie in den vergangenen Monaten von den Befragungsteilnehmern vorwiegend als gut erachtet wurde. Die Grosshändler verspüren einen deutlichen Nachfragerückgang.Sie konnten erheblich weniger Waren absetzen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Ihre Mitarbeiterzahl bewerten die Grosshändler vermehrt als zu hoch. Da die Unternehmen einen weiteren Nachfragerückgang erwarten, wollen sie den Personaleinsatz nach unten anpassen. Bezüglich des Geschäftsausblicks für die kommenden sechs Monate haben die skeptischen Stimmen bei den Grosshändlern zugenommen.
Im Gastgewerbe ist die Geschäftslage weiterhin sehr schlecht. Die Nachfrage nach den Diensten des Gastgewerbes ist abermals gesunken und die Betriebe haben Personal abgebaut. Die Beschäftigtenzahl wird nun nicht mehr ganz so häufig als zu gross angesehen. Allerdings hat die Ertragslage der Unternehmen weiter gelitten. Die Gastronomen befürchten nach wie vor Absatzeinbussen in der nächsten Zeit. Ihre Geschäftserwartungen sind daher weiterhin pessimistisch. Die Beherbergungsbetriebe befürchten einen erneuten Rückgang der Logiernächte und sind einem starken Preisdruck ausgesetzt. Daher sind auch die Geschäftserwartungen der Beherbergungsbetriebe nach wie vor düster.
Im Finanzsektor bewerten die Befragungsteilnehmer ihre Geschäftslage nicht mehr ganz so positiv wie bisher. Dennoch ist die Geschäftslage in diesem Sektor vorwiegend gut. Bei den Banken besteht eine Zweiteilung in der Lagebeurteilung. Die Lage im Geschäft mit inländischen Kunden ist sehr gut. Das Geschäft mit ausländischen Klienten wird dagegen vorwiegend als schlecht bezeichnet. Auch der Ausblick der Banken ist gespalten.Während die Unternehmen optimistisch bezüglich des Inlandsgeschäfts sind, sehen sie ihre Perspektiven für das Geschäft mit Ausländern weiterhin düster. Die Versicherungen gehen dagegen davon aus, dass sich ihre gute Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten weiter verbessern wird. Sie planen daher ihre Mitarbeiterzahl deutlich zu erhöhen.
In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen im Oktober 2012 sind die Antworten von mehr als 6500 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 54%. (KOF/mc/ps)