Kognitive Leistung während der Pollensaison: Wie einschränkend ist Heuschnupfen?

Kognitive Leistung während der Pollensaison: Wie einschränkend ist Heuschnupfen?
Beeinflusst die Pollenbelastung die kognitive Leistung von Menschen mit Heuschnupfen? Forschende sind dieser Frage nachgegangen. (Bild: Adobe Stock / Unibas)

Von Shania Imboden, Universität Basel

Basel – Laufende Nase, juckende Augen: Schon bei einer kleinen Pollenkonzentration in der Luft reagieren Allergikerinnen und Allergiker. Forschende der Universität Basel und des Swiss TPH haben nun untersucht, ob solche allergischen Reaktionen die kognitive Leistung beeinflussen.

Für Allergikerinnen und Allergiker ist der Frühling schwer zu geniessen. Kaum blüht die Natur nach dem Winter wieder auf, verbreiten sich Pollen in der Luft. Weil der Klimawandel die Pollensaison verlängert, leiden die Menschen auch entsprechend länger an ihren Allergien und viele fühlen sich in ihrem Alltag eingeschränkt. Teilweise auch kognitiv: Tränende Augen, eine verstopfte Nase oder auch Kopfschmerzen beeinträchtigen Allergikerinnen und Allergiker beim Ausführen ihrer Aufgaben.

Eine Gruppe von Forschenden um Dr. Marloes Eeftens vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) hat nun untersucht, inwiefern eine Pollenbelastung tatsächlich die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflusst. In «Environmental Epidemiology» berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über ihre Erkenntnisse.

Auf individuelle Allergie ausgerichtet

392 Erwachsene aus der Region Basel nahmen an der Studie teil, 299 davon mit einer nachgewiesenen Pollenallergie. «Es kann oft schwer sein, Probandinnen und Probanden für Studien zu finden. Hier war das Interesse aber sehr gross», sagt Baylee Corpening, Erstautorin der Studie. Die Forschenden erklären sich diesen Umstand damit, dass sich viele Betroffene mit ihren Beschwerden nicht immer ernst genommen fühlen. Diese Beschwerden wissenschaftlich untersuchen zu lassen, stiess deshalb auf grosses Interesse.

Anhand eines Haut-Pricktest vor der Studie eruierten die Forschenden die persönliche Allergiesaison der Probandinnen und Probanden. Zum jeweiligen Start begannen die Untersuchungen: Während zehn Tagen absolvierten die Studienteilnehmenden täglich vier Online-Tests ihrer kognitiven Leistung. Geprüft wurde unter anderem Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Reaktionszeit sowie verbales und visuell-räumliches Gedächtnis.

Eigene Wahrnehmung täuscht

Bei diesen Tests stellte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Pollenbelastung und der kognitiven Leistungen der Allergikerinnen und Allergiker heraus. «Solche Tests werden oft verwendet, um Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen zu testen. Sie sind jedoch möglicherweise nicht empfindlich genug, um kleine kognitive Veränderungen bei ansonsten gesunden Personen zu erfassen», interpretiert Baylee Corpening.

Manche Probandinnen und Probanden nahmen ihre eigenen Leistungen jedoch als schlechter war als es die erhobenen Daten zeigen. «Die Stimmung beeinflusst diese Selbsteinschätzung stark. Ein aktiver Lebensstil, der Konsum von Kaffee, Alkohol oder Medikamenten können ebenfalls die Wahrnehmung der eigenen Leistungsfähigkeit verändern», so Corpening. Subjektives Empfinden und objektive Daten weichen deshalb oft voneinander ab.

«Ein aktiver Lebensstil, der Konsum von Kaffee, Alkohol oder Medikamenten können die Wahrnehmung der eigenen Leistungsfähigkeit verändern.»

Baylee Corpening

Noch wenig erforscht

Anders als bei Schadstoffen aus menschgemachten Quellen sind Auswirkungen von Pollen auf die Gesundheit nur bedingt erforscht. Das Forschungsteam um Marloes Eeftens untersucht im Rahmen mehrerer Studien systematisch, wie sich Pollen auf die physische sowie mentale Gesundheit und Leistungsfähigkeit auswirken. Das Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung, weil immer mehr Menschen Allergien entwickeln.

Schätzungen zufolge sind rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung allergisch auf mindestens eine Pollenart. Es wird vermutet, dass der westliche Lebensstil ein Grund dafür sein könnte. «Verarbeitete Lebensmittel, häufige Antibiotikaeinnahmen und die zunehmend naturferne Lebensweise macht unser Immunsystem anfälliger, auf eigentlich harmlose Umwelteinflüsse wie Pollen zu reagieren», so Marloes Eeftens. (Universität Basel/mc/ps)

Originalpublikation
Corpening Baylee et al.
Associations between ambient pollen exposure and measures of cognitive performance
Environmental Epidemiology (2025), doi: 10.1097/EE9.0000000000000374

Universität Basel
Swiss TPH

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