Von Olivia Fischer, Universität Basel
Basel – Grundsätzlich gilt: Regelmässige Bewegung ist gesund. Ein Forschungsteam der Universität Basel hat nun herausgefunden, dass die Intensität der Aktivität das Sterberisiko beeinflusst.
Langlebigkeit liegt im Trend: Wir alle wollen möglichst lange leben und dabei gesund bleiben. Im Internet häufen sich deshalb unter dem Schlagwort Longevity Tipps, wie das gelingen soll: Fasten, gesunde Ernährung, schweisstreibende Workouts, Yoga oder vielleicht doch Meditation… Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit Fragen zur Langlebigkeit.
Forschende um Fabian Schwendinger vom Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit der Universität Basel haben untersucht, wie die Art der sportlichen Aktivität mit der Sterblichkeit zusammenhängt. Ihr Fazit erschien im Fachjournal «European Journal of Preventive Cardiology».
Die Studie zeigt, dass die Sterblichkeit erheblich sinkt, wenn körperliche Aktivität mit höherer Intensität durchgeführt wird. Diese Erkenntnis ist deshalb interessant, weil in der Forschung und in der Öffentlichkeit der Fokus bislang eher auf der Dauer von Sport und Bewegung lag. Die Studie bricht also mit der Vorstellung, dass längere Sporteinheiten immer die beste Lösung seien, um fit zu bleiben.
Training für Herz und Lunge
Für ihre Studie untersuchten die Forschenden einen Datensatz mit über 7000 Menschen aus den USA. Alle Probandinnen und Probanden trugen während einer Woche einen Beschleunigungssensor. Dieser misst ähnlich wie eine Smartwatch die Beschleunigungen, die eine Person im Alltag erzeugt, und lässt dadurch Rückschlüsse auf deren Aktivität zu. Die gewonnenen Daten werteten die Forschenden dann auf die Sekunde genau aus und konnten so feststellen, dass sich die Intensität positiv auf die Langlebigkeit auswirkt. Je schneller und dynamischer eine Bewegung wie zum Beispiel Gehen ausgeführt wird, desto intensiver ist diese Aktivität.
Der Forscher Fabian Schwendinger erklärt: «Eine höhere Intensität regt das Herz-Kreislaufsystem stärker an. Dadurch verbessert sich die Gefässfunktion und die sogenannte kardiorespiratorische Fitness, also die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf- und des Atmungssystems.» Dies verringere das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Schlaganfällen, Bluthochdruck und anderen gesundheitlichen Problemen. Dementsprechend sinkt auch das Sterberisiko.
Die Erkenntnisse lassen sich im Alltag umsetzen
Das bedeutet jedoch nicht, dass alle nur noch hochintensiv trainieren sollten. Schwendinger sagt dazu: «Es geht nicht darum, dass nur länger lebt, wer extrem intensiv trainiert, sich verausgabt und vollkommen ausser Atem kommt». Es helfe bereits, die Bewegungen im Alltag intensiver zu gestalten und zum Beispiel ein zügigeres Schritttempo zu wählen oder die Treppe zu nutzen statt den Lift. Personen, die bereits regelmässig Sport treiben, können beim Joggen ihr Grundtempo steigern oder auch mal ein intensives Intervalltraining absolvieren.
«Eine der grossen Stärken unserer Studie ist, dass sie Personen mit ganz verschiedenen Fitness- und Mobilitätsniveaus miteinbezogen hat. So können alle, egal ob sehr sportlich oder kaum mobil, von der Erkenntnis profitieren, dass Intensität die Sterblichkeit senkt», sagt der Sportwissenschaftler.
Lieber einmal lang als ein paar Mal kurz
Die Auswertung der Daten legt ausserdem nahe, dass intensive körperliche Bewegung viel effektiver sein könnte, wenn sie am Stück und nicht über den Tag verteilt ausgeführt wird, weil dadurch der Blutfluss stärker angeregt wird. Dies könnte schon bei kleinen Einheiten der Fall sein. Es bringt also vermutlich mehr, sich fünf Minuten lang intensiv zu bewegen, als fünfmal eine Minute.
«Würde sich diese völlig neue Erkenntnis in einer Langzeitstudie reproduzieren lassen, könnte dies beeinflussen, wie Fachpersonen oder die Weltgesundheitsorganisation in Zukunft Sport und Bewegung empfehlen», so Schwendinger. Es sind Entdeckungen wie diese, welche dazu beitragen können, dass Menschen bis ins hohe Alter noch gesund und mobil bleiben. (Universität Basel/mc/ps)
Originalpublikation
Fabian Schwendinger et al.
Intensity or volume: the role of physical activity in longevity
European Journal of Preventive Cardiology (2024), doi: 10.1093/eurjpc/zwae295
Universität Basel