Dover – Nach tagelangem Stillstand rollen die Lastwagen in Südostengland wieder, es geht aber nur langsam voran. Vom wichtigen britischen Hafen Dover sowie durch den Eurotunnel können nun wieder Güter nach Frankreich übersetzen. Noch immer warten Tausende Fahrzeuge in Südostengland, darunter schätzungsweise Hunderte aus Deutschland. Vertreter der Grafschaft Kent zeigten sich überzeugt, dass sich schon bald mehr Lastwagen auf den Weg machen können. Voraussetzung für die Einreise in die EU ist ein negativer Corona-Test.
Der britische Verkehrsminister Grant Shapps bat die Fahrer um Geduld. Er mahnte, sie müssten den Anweisungen folgen, «damit der Verkehr ins Rollen kommt». «Es wird eher Tage als Wochen dauern, aber es ist Geduld vonnöten», sagte Shapps der BBC.
Shapps twitterte, es gebe trotz des Starts der Tests weitere schwere Verzögerungen. Er rief Lastwagenfahrer auf, Kent weiterhin zu vermeiden. «Eine Ankunft in dem Gebiet wird Ihre Fahrt verlangsamen.»
Nachdem sich eine neue, möglicherweise noch ansteckendere Variante des Coronavirus in Grossbritannien ausgebreitet hatte, hatte Frankreich die Grenzen geschlossen. Schnell stauten sich zahlreiche Lastwagen in der Region rund um Dover. Nach tagelangen Verhandlungen gab es eine Einigung. Doch zunächst mussten die britischen Behörden Teststationen einrichten. Dabei half auch das Militär mit etwa 170 Einsatzkräften.
Zusammenstösse mit der Polizei in Dover
Weil trotz der Ankündigung, dass die Grenzen wieder geöffnet sind, lange kein Vorankommen war, verloren einige Fahrer die Geduld. In Dover kam es zu Zusammenstössen mit der Polizei, mindestens ein Mann wurde festgenommen. Die Situation sei weiter angespannt, hiess es am Mittwochabend aus der Kommunalverwaltung. Auf dem stillgelegten Flughafen Manston gut 30 Kilometer nördlich von Dover, wo mehr als 3700 Fahrzeuge abgestellt waren, soll ein Polizeiwagen beschädigt worden sein.
«Wir haben nur zwei mobile Essensstationen für vielleicht 2000 Fahrer», zitierte die Nachrichtenagentur PA einen polnischen Trucker. «Wir warten zwei Stunden im Regen auf den Hamburger.» Alle seien verärgert und hungrig.
Handelsverbände warnen, dass es wegen der langen Verzögerungen zu Versorgungslücken etwa bei Obst und Gemüse kommen könnte, das Grossbritannien zu grossen Teilen aus der EU importiert. «Bis der Rückstau aufgehoben ist und sich die Lieferketten normalisiert haben, erwarten wir Probleme mit der Verfügbarkeit einiger frischer Waren», sagte Andre Opie, der beim Handelsverband BRC für Lebensmittel zuständig ist. Um mit Lieferungen auszuhelfen, flog die Lufthansa 80 Tonnen Obst und Gemüse mit einer Frachtmaschine nach England. Auch der Touristikkonzern TUI half aus und liess mehrere Sonderflüge mit Waren und Corona-Test-Material von Amsterdam und Brüssel nach London starten. (awp/mc/ps)