M&A-Rekordjahr bringt Pharmariesen in Zugzwang
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Zürich – Im vergangenen Jahr haben die grossen Life-Sciences-Firmen Fusionen und Übernahmen in Rekordhöhe getätigt: Der Wert aller Transaktionen weltweit hat gemäss einer EY-Studie 223 Milliarden US-Dollar erreicht, ein Anstieg von über 150 Prozent zum Vorjahr. Biotech- und Spezialpharmafirmen haben besonders viel zugekauft, die grossen Pharmafirmen hingegen konzentrierten sich auf die Bereinigung ihrer Portfolios und vernachlässigten dabei das Wachstum. Dank gut gefüllter Kassen haben die grossen Pharmafirmen im laufenden Jahr aber die Möglichkeit, ihre Wachstumslücke zu verkleinern. Nicht zuletzt aus diesem Grund rechnet EY auch für das laufende Jahr mit umfangreichen Fusionen und Übernahmen. An vier der zehn grössten Deals 2014 waren Schweizer Firmen beteiligt.
Das vergangene Jahr war bei den grossen Biotech-, Pharma-, Spezialpharma- und Generikaunternehmen geprägt von grossen Übernahmen. Der Wert aller M&A-Transaktionen (Merger & Acquisitions, Fusionen und Übernahmen) ist von 88 Milliarden US-Dollar im Jahr 2013 auf insgesamt 223 Milliarden US-Dollar gestiegen und hat damit einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Besonders aktiv waren Spezialpharma-Unternehmen (inklusive Generikahersteller), die mit Deals in Höhe von 133 Milliarden US-Dollar knapp 60 Prozent an das Gesamtvolumen beisteuerten. Zwar legte auch Big Pharma von 14,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2013 auf 87 Milliarden US-Dollar deutlich zu. Damit blieben die Pharmariesen jedoch klar hinter ihren einstigen Kräfteverhältnissen zurück: 2009 betrug ihr Anteil an den grossen Deals noch 95 Prozent.
2015 könnte das Transaktionsvolumen weiter steigen
Der Deal-Rekordwert von 2014 könnte gemäss der aktuellen Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY zu den Finanzdaten der grossen Life-Sciences-Firmen im laufenden Jahr noch übertroffen werden. Die Kassen der 40 untersuchten Unternehmen sind jedenfalls prall gefüllt. Insbesondere die führenden Pharma-Konzerne haben sich 2014 eher zurückgehalten, obwohl ihre Umsätze seit Jahren unterdurchschnittlich wachsen.
Die insgesamt in der Branche für M&A-Aktivitäten potenziell vorhandenen Mittel sind nochmals deutlich angewachsen. Insgesamt stehen den untersuchten Unternehmen nach EY-Berechnungen knapp 1,260 Billionen US-Dollar zur Verfügung, das entspricht einem Zuwachs von knapp 43 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2007. Davon hortet Big Pharma mit rund 829 Milliarden US-Dollar den grössten Part, wenngleich dieser in den vergangenen Jahren anteilsmässig deutlich zurückging.
Den stärksten Zuwachs an M&A-Potenzial verzeichneten die grossen Biotech-Firmen. Dort hat sich die Finanzkraft seit 2007 mehr als verdreifacht und liegt auf einen Höchstwert von 318 Milliarden US-Dollar. Big Pharma droht damit den Anschluss an die Entwicklung des Gesamtmarktes zu verlieren.
M&A-Boom auch für 2015 erwartet
«Big Pharma hat 2014 vorsichtig eingekauft und vor allem Portfolios bereinigt. Dadurch hat sich die Wachstumslücke weiter geöffnet. Im laufenden Jahr könnte sich das ändern; ich gehe davon aus, dass die grossen Pharmafirmen ihre Einkaufsaktivitäten intensivieren werden», erklärt Patrick Flochel, der weltweiter Leiter des Pharma-Bereiches bei EY. «Um mit dem Wachstumstempo des Gesamtmarkts Schritt zu halten, müssen die Pharmafirmen schneller wachsen als derzeit. Dies ist fast nur mit Hilfe von Akquisitionen zu erreichen.» Flochel rechnet daher für 2015 mit einem Anhalten des M&A-Booms. Die Unternehmen müssten aber darauf achten, dass sie nicht den richtigen Zeitpunkt für Zukäufe verpassten.
Vier Schweizer Deals in den Top 10
Novartis und Roche haben im vergangenen Jahr kräftig mitgemischt bei den grossen Transaktionen: Novartis kaufte dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) für 16 Milliarden US-Dollar den Onkologie-Bereich ab und verkaufte im Gegenzug das Impfstoffgeschäft für 7,1 Milliarden US-Dollar an GSK. Auch der Verkauf der Tiergesundheit von Novartis an Ely Lilly & Co im Wert von 5,4 Milliarden US-Dollar schaffte es in die Top 10 der wertvollsten Deals 2014. Roche ist darin vertreten mit dem Erwerb der Biotechfirma InterMune für 8,3 Milliarden US-Dollar. Auch im laufenden Jahr hat Roche bereits kräftig investiert und für rund eine Milliarde US-Dollar die Mehrheit des Gen-Test-Herstellers Foundation Medicine erworben sowie das französische Biotechunternehmen Trophos übernommen.
Die beiden grössten Übernahmen im 2014 tätigte der Generikahersteller Actavis mit Sitz in den USA und Irland. Der Pharmariese übernahm den Botox-Hersteller Allergan für 66,4 Milliarden US-Dollar und verleibte sich den Konkurrenten Forest Laboraties für 23,6 Milliarden US-Dollar ein.
Erläuterungen zur Studie
Bereits zum dritten Mal misst der EY Firepower Index die Kapazität der Unternehmen zur Finanzierung von Transaktionen. Dazu werden flüssige Mittel, bestehende Schulden und Kredite sowie Schuldfähigkeit und Marktkapitalisierung berücksichtigt. Weitere Ausführungen zur Methodik können der Studie (in englisch) entnommen werden. (EY/mc/ps)