Topkräfte-Vermittler Guido Schilling.
Zürich – Aktuell sind 45% der Top-Manager in den grössten Schweizer Unternehmen Ausländer. Bis 2015 werden diese die Mehrheit der Geschäftsleitungsmitglieder stellen, glaubt Topkräftevermittler Guido Schilling. Der Arbeitsmarkt für Spitzenmanager biete gar keine andere Wahl.
«Die Internationalisierung ist auf konstant hohem Niveau stabil», sagte Schilling am Montag bei der Präsentation seines jährlich erscheinenden Berichts über die Situation in den Schweizer Chefetagen. 2006, als der erste «Schilling-Report» erschien, betrug der Anteil ausländischer Top-Manager 36%.
Ausländer auch in Verwaltungsräten auf dem Vormarsch
Dass der Trend sich fortsetzt, zeigen die Neubesetzungen: Bei den 2010 neu berufenen Geschäftsleitungsmitgliedern beträgt der Anteil der Ausländer 48%. Als Grundlage dienten dem «Schilling-Report» die Daten von wichtigen 116 Unternehmen, darunter alle Grosskonzerne des Swiss Market Index (SMI). Auch bei den Verwaltungsräten, traditionell noch eher als die Geschäftsleitungen eine Bastion erfahrener Schweizer Konzernlenker, sind die Ausländer auf dem Vormarsch. Zwar stellen diese nach wie vor nur 35% der Verwaltungsräte in 89 betrachteten Unternehmen, doch bei den Neubesetzungen machen sie wie schon im Vorjahr einen Anteil von 41% aus.
Nestlé seit 1923 ohne Schweizer CEO
«Beim Schilling-Report 2015 werden wir wohl mehr ausländische Konzernchefs zählen als schweizerische», sagte der Verfasser der Studie. Bei international ausgerichteten Unternehmen suche man schlicht die Besten, und das weltweit. «Nestlé zum Beispiel hatte seit 1923 keinen Schweizer CEO mehr», so Schilling. Der Nahrungsmittelgigant mit wenig Wertschöpfungsanteil in der Schweiz suche seine Top-Kader in denselben Gefilden wie ebenfalls komplett international ausgerichtete Konkurrenten namens Kraft Foods oder Unilever. Aber auch kleinere Schweizer Unternehmen müssten immer mehr jenseits der Grenzen suchen.
«Pool an Schweizer Führungskräften ausgefischt»
«Der Pool an Schweizer Führungskräften ist ausgefischt», lautet Schillings Fazit. Allerdings gelte dies nur, wenn man die Verfügbarkeit männlicher Bewerber anschaue. Aus Schillings Sicht sind Frauen mit einem Anteil von 5% in den Geschäftsleitungen und 10% in den Verwaltungsräten immer noch frappant untervertreten. Prominente Frauen in der Unternehmensführung wie ABB-Schweiz-Chefin Jasmin Staiblin oder auf Präsidentensesseln wie im Falle Nayla Hayeks, die seit dem Tod ihres Vaters Nicolas Hayek den Verwaltungsrat von Swatch führt, sind immer noch selten. Dabei seien Frauen in Führungspositionen besonders gut ausgebildet, sagte Schilling. Dass er bei den Neubesetzungen in den Geschäftsleitungen 2010 immerhin 13% Frauen gezählt hat, ist für Schilling ein positives Zeichen. Dennoch: «Frauen werden noch lange untervertreten sein», so seine These. (awp/mc/ps)