Marktkommentar der SZKB: Die Fantasie ist verflogen

Thomas Heller

von Thomas Heller, CIO Schwyzer Kantonalbank. (Foto: SZKB)

Schwyz – Anfang Jahr war die Welt für die EZB noch in Ordnung. Politische Unsicherheiten waren kaum auszumachen und die Konjunktur in der Eurozone hatte Fahrt aufgenommen. Dieses positive Umfeld würde es der EZB sogar erlauben, die geldpolitische Normalisierung früher als ursprünglich erwartet einzuleiten – so eine weitverbreitete Ansicht. Und die SNB könnte angesichts des guten Umfelds und des schwächeren Frankens sogar vor der EZB noch in diesem Jahr einen ersten Zinsschritt vornehmen.

Die Welt hat sich in der Zwischenzeit verändert. Das Wachstum in der Eurozone hat sich in den letzten Monaten abgeschwächt. Und mit dem Handelskonflikt sowie der unerwarteten Regierungskoalition in Italien ist auch der Faktor «Politische Unsicherheit» zurück auf der Bühne. Mitte Juni kündigte die EZB das Ende der Anleihenkäufe per Ende Jahr an. Dass die Ankündigung bereits jetzt erfolgte und nicht erst im Juli oder gar im September, war eine kleine Überraschung. Inhaltlich lieferte dieser Entscheid aber kaum Gesprächsstoff.

Eine Aussage von EZB-Chef Mario Draghi liess hingegen aufhorchen. Er sagte, dass die Leitzinsen bis mindestens Ende Sommer 2019 auf dem aktuellen Niveau bleiben werden. Nichts also mit frühzeitiger Straffung, im Gegenteil: Die Markterwartung für den ersten Zinsschritt der EZB wurde damit um mindestens ein Quartal nach hinten geschoben. Draghi erwähnte Italien und den Handelskonflikt nur am Rande oder auf Nachfrage. Dennoch hängt beides als Damoklesschwert über der Eurozone und dürfte mit der aktuellen Wachstumsverlangsamung zu diesem Entscheid beigetragen haben.

Derweil hat die US-Notenbank Fed im Juni die Zinsen in diesem Jahr zum zweiten Mal erhöht. Für 2018 rechnen die Fed-Mitglieder neu mit total vier Zinsschritten (bisher drei). Während die Fed also einen restriktiveren Unterton anschlägt, sorgt die EZB mit ihrem «expansiven» Zinsausblick dafür, dass sich die geldpolitischen Wege dies- und jenseits des Atlantiks nicht annähern, sondern weiter auseinanderdriften.

Für die SNB hat sich durch Draghis Worte im Grunde nicht viel verändert. Sie wird sich weiter in Geduld üben (müssen), die Negativzinsen auf dem heutigen Niveau belassen und bei Bedarf über Devisenkäufe einer Frankenstärke entgegenwirken. Der erste Zinsschritt wird nicht vor September 2019 erfolgen. Das Ende der Negativzinsen liegt tief im Jahr 2020. Selbst die optimistischsten Prognostiker haben kapituliert und erwarten keine frühzeitige Zinserhöhung durch die SNB mehr. Die Fantasie ist verflogen. (SZKB/mc)

Thomas Heller, CIO SZKB

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Die 1890 gegründete Schwyzer Kantonalbank (SZKB) ist mit rund 550 Mitarbeitenden die führende Bank im Kanton Schwyz. Sie betreibt 23 Filialen und bietet in fünf Gewerbekundenzentren, zwei Private Banking Standorten, einem Vorsorgezentrum, einem Kompetenzzentrum für Firmenkunden und einem Kundenzentrum spezifische Dienstleistungen an. Zu ihren Kunden zählen Privatpersonen, Anlagekunden, kleine und mittlere Unternehmungen sowie öffentlich-rechtliche Körperschaften. Ihr Kerngeschäft umfasst die Konto- und Sparkontoführung, die Immobilien- und Firmenfinanzierung, die Depotführung, das Festlegen von Anlagestrategien, das Führen von Vermögensverwaltungsmandaten für private und institutionelle Kunden, die Nachfolgeplanung und Vorsorgethemen. Die SZKB ist eine selbständige Anstalt des kantonalen öffentlichen Rechts. Sie verfügt über Staatsgarantie und ein AA+-Rating von Standard & Poor’s.

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