Marktkommentar VanEck: Ersparnisse der Chinesen sprechen für chinesische Aktien

Alessandro Rollo

Alessandro Rollo, Product Manager VanEck. (Foto: zvg)

Die Ersparnisse der chinesischen Haushalte liegen auf Rekordniveau. Nach der Implosion von Teilen des Immobiliensektors hat dieser Sektor an Attraktivität eingebüsst. Davon dürfte der chinesische Aktienmarkt profitieren.

von Alessandro Rollo, Product Manager VanEck

Der Anteil der Ersparnisse der privaten Haushalte am chinesischen Bruttosozialprodukt liegt bei etwa 40 %. Ein Grossteil dieses Geldes verblieb in der Vergangenheit auf Sparkonten im Bankensystem oder war in Immobilien. Investitionen in diese haben die Chinesen seit jeher als sichere Wertaufbewahrungsmittel und Quelle stetiger Investitionserträge betrachtet. Diesmal könnte es aus mehreren Gründen anders sein.

Erstens haben Immobilien ihren Glanz als Wertaufbewahrungsmittel des Landes verloren, nachdem die Implosion des Sektors bereits im Jahr 2020 begann, als die Regierung ihre Kampagne zum Schuldenabbau bei Immobilien startete. Der Zusammenbruch einiger der grössten Immobilienentwickler des Landes hat die chinesischen Bürger erschüttert, da sie befürchten, dass viele ihre Einlagen auf noch zu bauende Wohneinheiten verlieren könnten. Hunderte Millionen von Sparern haben daher kaum Möglichkeiten, beim Aufbau ihrer Altersvorsorge ausserhalb der Kapitalmärkte des Landes eine angemessene Rendite zu erzielen. In nächster Zukunft ist jedoch damit zu rechnen, dass ein Teil dieser überschüssigen Ersparnisse in den Aktienmarkt des Landes fliessen wird, der sich immer noch zu 95 % im Besitz chinesischer Staatsangehöriger befindet.

Der Hauptgrund für die Neubewertung von Risikoanlagen in diesem Jahr war der rasche Anstieg der Zinssätze, insbesondere in den Vereinigten Staaten, als Reaktion auf die seit 40 Jahren nicht mehr beobachtete Preisinflation. Dies hat sich nicht nur auf alle Anlageklassen weltweit ausgewirkt, sondern auch den US-Dollar erheblich gestärkt, was eine Flucht in US-Anlagen zur Folge hatte und sich negativ auf die weltweiten Aktien auswirkte.

Während die grossen Zentralbanken weltweit mit der Federal Reserve gleichziehen, ist die grösste Ausnahme unter den grossen Volkswirtschaften China, wo sich die finanziellen Bedingungen weiter lockern. Und obwohl es unwahrscheinlich ist, dass das Land zu den schuldenfinanzierten Stimulierungsmassnahmen der Vergangenheit zurückkehren wird, konnte die PBoC (People’s Bank of China) aufgrund der moderaten Inflation im letzten Jahr ihren Mindestreservesatz um 125 Basispunkte senken. Daher ist es wahrscheinlich, dass China im Jahr 2023 die einzige grosse Volkswirtschaft der Welt sein wird, die ihre finanziellen Bedingungen lockert und damit die Art von Stimulus bietet, die anderen grossen Volkswirtschaften kurzfristig nicht zur Verfügung steht. (mc/pg)

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