von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Stadler, Sie haben PriceHubble vor fünf Jahren mitbegründet. Mit welchen Gedanken blicken Sie auf diese Jahre zurück?
Markus Stadler: Seit der Gründung im Jahr 2016 ist PriceHubble von Null auf 100 Hubblers gewachsen. Darüber freue ich mich besonders. Und ich bin stolz darauf, mit dem gesamten Team jeden Tag motiviert und erfolgreich in sechs Ländern unsere Kundinnen und Kunden mit unseren Softwarelösungen unterstützen zu können. Eine Unternehmensgründung ist nie ein gradlinieger Prozess. Er erfordert die fortlaufende Priorisierung der nächsten Stossrichtung. Ebenso essentiell ist aber ein tolles Team, denn es macht vieles möglich, ob bei einer Unternehmensgründung, in Krisenzeiten oder bei sonstigen Dynamiken am Markt. Der Erfolg beginnt bei den Mitarbeitenden und diese Haltung schlägt sich in marktrelevanten Lösungen nieder.
PriceHubble bietet seinen Kunden eine breite Produktepalette auf Basis innovativer Technologien. Was eint die verschiedenen Lösungen?
PriceHubble-Lösungen haben ein gemeinsames Hauptziel: Die Schaffung von messbarem Mehrwert unserer B2B-Kunden. Beispielsweise indem sie mehr Kunden gewinnen oder eine bessere Konvertierung erzielen. Wir haben ein Automated Valuation Model (AVM) entwickelt, das unter Einsatz von Big Data Analytics, Machine Learning und künstlicher Intelligenz präzise Live-Immobilienwerte ermittelt. Unsere Produkte ermitteln auf Knopfdruck den statistisch wahrscheinlichsten und aktuellsten Preis von Wohnimmobilien. Inklusive einer umfassenden Standort- und Lageanalyse und der zukünftigen Wertentwicklung.
Die umfassende Datenanalyse wird anwenderfreundlich, leicht verständlich und sehr attraktiv dargestellt. Das schafft Transparenz, lässt Spielraum für ein neu ausgerichtetes Kundenerlebnis, denn die Daten lassen sich sehr einfach im Endkundengeschäft verwenden. Letztendlich sorgt das für mehr Liquidität im Markt.
«Unsere Produkte ermitteln auf Knopfdruck den statistisch wahrscheinlichsten und aktuellsten Preis von Wohnimmobilien. Inklusive einer umfassenden Standort- und Lageanalyse und der zukünftigen Wertentwicklung.»
Markus Stadler, Co-Founder und COO PriceHubble
Welche Kunden nutzen Ihre Lösungen hauptsächlich?
Wir arbeiten ausschliesslich mit Geschäftskunden im Bereich Wohnimmobilien zusammen. Zu unseren Kunden zählen wir Immobilienportale, Banken, Immobilienmakler, Hypothekenvermittler, Vermögensverwalter, Projektentwickler und Portfoliomanager. PriceHubble-Lösungen werden von unseren Kunden auch sehr oft direkt ihren Endkunden zur Anwendung bereitgestellt, z.B. den Kunden einer Bank, die ihre Immobilie als Teil des Gesamtvermögens beobachten können.
Wie stark hat Ihre digitale Produktepalette bis zum heutigen Zeitpunkt zu mehr Transparenz im Wohnimmobilienmarkt beigetragen?
Wir sind ein Vorreiter in der Bereitstellung von transparenten Bewertungen und Marktinformationen. Wir gehen weit über die üblichen Lagefaktoren hinaus und können nicht nur Angaben wie den aktuellen und prognostizierten Markt- und Mietwert angeben. Unser Modell berücksichtigt auch Marktdynamiken im Umfeld und Lagekriterien, wie zum Beispiel Geräuschpegel, Erreichbarkeit, Sonneneinstrahlung oder die Qualität der Aussicht, ebenso wie beispielsweise geplante Neubauprojekte in der Umgebung oder sozio-ökonomische Entwicklungen in der Nachbarschaft. Die Einpreisung von Immobilien wird so in allen Aspekten erklärt, weil man die Auswirkung jedes einzelnen Faktors sieht.
Auf diese Weise werden auch nichtlineare Zusammenhänge zwischen Preisen und wertrelevanten Merkmalen abgebildet. Damit können wir den statistisch wahrscheinlichsten Markt- oder Mietpreis der Immobilie bestimmen und auch einen Ausblick auf die Entwicklung des Wertes geben. Im Vergleich zur traditionellen Bewertung sind damit echte Prognosen möglich. Die veraltete Perspektive ist zudem eine verdeckte Nutzung im Backoffice – wir wollen mit unseren Lösungen auch den Vertrieb ansprechen, um Mehrgeschäfte zu ermöglichen.
«Wir gehen weit über die üblichen Lagefaktoren hinaus und können nicht nur Angaben wie den aktuellen und prognostizierten Markt- und Mietwert angeben.»
PriceHubble ist seit der Gründung stark gewachsen, hat ins Ausland expandiert, die Zahl der Beschäftigten in den letzten 12 Monaten verdoppelt und im Spätsommer 2020 eine neue Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Hat die Coronapandemie Ihr Geschäft überhaupt nicht beeinflusst?
Es hat sich gezeigt, dass Lösungen, die digital einsetzbar sind, gerade während der Pandemie hilfreich waren. Auf der einen Seite haben wir einen erhöhten Informationsbedarf der Bevölkerung zu Fragestellungen rund um die Wohnimmobilie feststellen können, zum Beispiel zum Werterhalt oder über Marktentwicklungen. Die Nachfrage nach webbasierten PriceHubble-Produkten seitens unserer B2B-Kunden ist entsprechend gestiegen. Zudem erhöhte sich die Nachfrage nach Analysen, welche Sicherheit und faktenbasierte Grundlagen für den öffentlich Diskurs liefern. Auf der anderen Seite war die Absage aller physischen Events und Messen, welche für uns für den direkten Kundenkontakt wichtig sind, nicht sehr vorteilhaft.
«Es hat sich gezeigt, dass Lösungen, die digital einsetzbar sind, gerade während der Pandemie hilfreich waren.»
Welche Marktverschiebungstendenzen konnten sich in der Pandemie mit Ihren Lösungen feststellen lassen?
Durch unsere Analysemethoden und unseren Zugang zu aktuellen Immobilienmarkt-Daten konnten wir bereits kurz nach dem Lockdown im Frühling 2020 Marktindikatoren definieren und analysieren. Einen Monat nach Lockdown war bei Miet- sowie Verkaufsangeboten auf Online-Plattformen ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Unsicherheit und erschwerte Vermarktungssituationen dürften hierfür die Gründe gewesen sein. Währenddem sind Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser schweizweit gestiegen. Gründe dafür dürften die hohe Nachfrage auf dem Transaktionsmarkt nach Einfamilienhäusern, das Angebot an Einfamilienhäusern und das Tiefzinsumfeld gewesen sein.
Zuletzt hat PriceHubble in den niederländischen Markt expandiert. Was macht diesen für Ihr Unternehmen besonders interessant?
In den letzten Jahren konnten wir einen Bedarf nach grenzüberschreitenden Lösungen bei unseren Kunden feststellen, denn viele unsere B2B-Kunden sind international tätig.
In den Niederlanden arbeitet PriceHubble mit dem Software-Entwickler Yellowtail zusammen. Wie wichtig sind Partnerschaften und Kollaborationen wie diese für PriceHubble?
Solche Partnerschaften sind für PriceHubble, gerade wenn wir ein neues Land erschlossen haben, wichtig. Sie generieren innerhalb kürzester Zeit eine sehr grosse Reichweite zu den relevanten Akteuren unserer Kundenzielgruppe. Beispielsweise haben wir in Japan im letzten Jahr eine Partnerschaft mit Wealthpark, einer digitalen Asset Management-Plattform für Investoren und Verwalter von Immobilien, abgeschlossen, um auch in diesem Segment viele Partner zu erreichen.
Nach welchen Kriterien wollen Sie weitere Länder erschliessen und welche stehen zuvorderst auf der Liste?
Erst im Januar haben wir unsere Niederlassung in den Niederlanden eröffnet, Belgien steht kurz bevor. Natürlich sind weitere Länder auf unserem Fahrplan. Der Hauptfokus liegt dabei auf Europa und Asien.
Welche Pläne wollen Sie über die Expansion hinaus im laufenden Jahr verwirklichen?
In unseren Kernmärkten Schweiz, Frankreich und Deutschland möchten wir unsere Marktposition ausbauen. Darüber hinaus möchten wir in den neu angeschlossenen Ländern bestmögliches Wachstum weiter vorantreiben. Für uns heisst das in erster Linie: Das Team stärken und aufbauen. PriceHubble ist mittlerweile fünf Jahre alt, wir sind vom Startup zum Scale-Up gewachsen. Wir stärken unser solides Fundament, um in allen unseren Märkten den Kundinnen und Kunden den gewünschten Mehrwert durch präzise Bewertungslösungen und innovative Kundenerlebnisse bieten zu können.
Letzte Frage: Welche Lehren ziehen Sie nach über einem Jahr aus der Pandemie? Einerseits für Ihr Unternehmen, andererseits für sich persönlich?
Agilität ist wichtig. Vor allem als junges Unternehmen ist eine schnelle Reaktion auf sich ändernde Umstände elementar. PriceHubble hat im letzten Jahr erneut – und gerade in einer Extremsituation – gezeigt, dass wir uns nicht einfach mit dem Status Quo zufrieden geben. Wir suchen konstant nach neuen Lösungswegen und -möglichkeiten, das hat uns als Unternehmen im letzten Jahr für die Zukunft geprägt.
Für mich persönlich war die Home-Office-Phase eine neue Erfahrung. Durch unser internationales Setup bei PriceHubble sind wir uns den Austausch per Video gewohnt. Dennoch fehlt mir der persönliche Kontakt mit meinen Zürcher Kolleginnen und Kollegen und ich hoffe, dass wir bald in die neue Normalität zurückkehren können. Eine schöne Erfahrung war dennoch der Rückhalt meiner ganzen Familie. Am meisten gefallen hat diese Situation natürlich meinen beiden Kindern!
Herr Stadler, besten Dank für das Interview.