Zürich – Während der Schweizer Detailhandel insgesamt stagniert, legen die Produkte aus dem fairen Handel weiter kräftig zu. 794 Millionen Franken haben Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz 2018 für Produkte mit dem Label von Fairtrade Max Havelaar ausgegeben – das ist ein Wachstum von 13.4 %. Davon profitieren die Kleinbauern und Arbeitnehmerinnen in Entwicklungsländern: Unter anderem haben sie 11 Millionen Dollar Prämie erhalten. Im nächsten Schritt geht es Fairtrade nun darum, dass sie alle ein existenzsicherndes Einkommen erzielen können.
Haupttreiber für das starke Umsatzwachstum 2018 waren Kaffee, Frischprodukte (wie exotische Früchte) und Backwaren. Die Röster haben vor allem das Angebot von Kaffeekapseln mit dem Fairtrade-Label ausgebaut. An der Spitze der Fairtrade-Produkte stehen Süsswaren (117 Millionen Franken), Bananen (110 Millionen Franken) und Getränke (99 Millionen Franken).
Zu den Kategorien, in denen Fairtrade-Produkte einen Marktanteil von über 30 % einnehmen, gehören Rohrzucker (95 %), Bananen (53 %), Ananas (34 %) und Säfte (31 %). Diese haben es definitiv aus der Nische geschafft. Kaffee und Schokolade verzeichnen neu Marktanteile von 11 %, respektive 7 %. Leicht rückläufig waren die Verkäufe der Schnittblumen. Schweizweit sind 2800 Produkte mit dem Fairtrade-Label erhältlich.
Neues Label mit gutem Start
2018 stand auch im Zeichen der Einführung des neuen Labels für Einzelzutaten. Dieses kommt in einem zum klassischen schwarzen Label klar differenzierten Weiss daher. Mit den Fairtrade-Rosen in gemischten Sträussen zum Muttertag waren erstmals Produkte mit diesem Label für Einzelzutaten erhältlich. Seither gewinnt das neue Fairtrade-Label an Bedeutung und macht vor allem dank der Verwendung für Schokolade bereits mehr als 10 % des Umsatzes aus. In den kommenden Monaten werden mehr und mehr zusammengesetzte Produkte mit dem neuen Label in den Verkaufsregalen zu sehen sein.
Der schwierige Weg zum sicheren Einkommen
Von diesen positiven Zahlen profitieren die Menschen in Entwicklungsländern. Viele der über 1.6 Millionen Kleinbauernfamilien und Angestellten im Fairtrade-System haben ein besseres Einkommen und gute Arbeitsbedingungen. Doch es gibt nach wie vor Fairtrade-Produzenten, die in Armut leben. Dies zeigte zum Beispiel 2018 eine von Fairtrade International in Auftrag gegebene Studie über Kakaobauernfamilien in der Côte d’Ivoire. Mindestpreis und Fairtrade-Prämie alleine vermögen nicht überall eine genügend substanzielle Wirkung zu erzielen.
Deshalb arbeitet Fairtrade daran, zusammen mit anderen Akteuren des internationalen Handels für mehrere Branchen Referenzwerte zu errechnen: Was wäre ein existenzsicherndes Einkommen für einen Kakaobauern in der Côte d’Ivoire? Und wie hoch muss der Lohn einer Blumenpflückerin in Ecuador sein, damit ihre Familie das ganze Jahr über ausreichend zu essen hat, ihre Kinder die Schule besuchen können und ein Notgroschen für Unerwartetes übrig bleibt?
Gleichzeitig zeigt Fairtrade den Weg auf, wie diese Referenzwerte erreicht werden können. Nicht überall besteht gleich grosser Handlungsbedarf: In einigen Ländern und Branchen ist die Lücke klein, in anderen braucht es hingegen mehrere Etappen, um existenzsichernde Löhne und Einkommen zu erreichen.
Damit eine Familie ein existenzsicherndes Einkommen erzielen kann, muss sie über eine angemessene Farmgrösse oder über mindestens eine Vollanstellung auf einer Plantage verfügen. Weitere wichtige Faktoren sind Produktivität, Diversifizierung und Anbaukosten. (mc/pg)