Banque Bonhôte: Mehrere Zentralbanken erhöhen ihre Leitzinsen

Banque Bonhôte: Mehrere Zentralbanken erhöhen ihre Leitzinsen
Karine Patron, Vermögensverwalterin Banque Bonhôte & Cie SA. (Foto: zvg)

Von Karine Patron, Vermögensverwalterin, Banque Bonhôte & Cie

Die vergangene Woche war von den Leitzinserhöhungen mehrerer Zentralbanken – darunter derjenigen der USA, des Vereinigten Königreichs und der Schweiz – geprägt und schloss mit einer negativen Note.

In den USA wird die Wahrscheinlichkeit einer Rezession immer grösser, nachdem die US-Notenbank Fed am Mittwoch den historischen Entscheid gefällt hatte, ihre Leitzinsen um 0,75% anzuheben. Im gleichen Atemzug korrigierte sie die Inflationserwartungen für das laufende Jahr auf 5,2% nach oben und ihre Wachstumserwartungen auf 1,7% von zuvor 2,8% nach unten.

Die US-Wirtschaft hat sich mit einem Rückgang des BIP um 1,5% im ersten Quartal bereits verlangsamt. Der Beginn des zweiten Quartals scheint aufzuzeigen, dass sich die Verlangsamung in einigen Sektoren wie der verarbeitenden Industrie, dem Immobiliensektor und dem Einzelhandel fortsetzt. Finanzministerin Janet Yellen erklärte, dass eine Rezession nicht unvermeidbar sei, dass aber die Konsumausgaben derzeit stark und der Arbeitsmarkt robust blieben, was das Wachstum der weltweit grössten Volkswirtschaft noch positiv erscheinen lasse.

Die Überraschung kam von der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die am Donnerstagmorgen ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte (Bp) auf -0,25% anhob und damit der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Straffung ihrer Geldpolitik zuvorkam. SNB-Präsident Thomas Jordan kündigte an, dass die Nationalbank mit diesem Schritt verhindern wolle, dass sich die Inflation festsetzt und auf einen grösseren Kreis von Waren und Dienstleistungen übergreift, auch wenn sie mit 2,9% unter dem Niveau in der restlichen Welt bleibt.

Bei den Anleihen kam es zu grossen Bewegungen. Die Kurve zwischen den 5- und 10-jährigen US-Staatsanleihen hat sich sogar invertiert, was die Rezessionsängste widerspiegelt, während die Rendite für 2-jährige Anleihen vorübergehend auf 2,27% anstieg, ein Niveau, das seit 2008 nicht mehr verzeichnet wurde. In Europa stieg die Rendite der 10-jährigen italienischen Anleihen zum ersten Mal seit 2014, als die Schuldenkrise ihren Höhepunkt erreichte, auf über 4%. Griechenland verzeichnet seit Jahresbeginn einen Anstieg von fast 270 Bp., in Italien sind es +250 Bp.

Der Anstieg der Renditen von Anleihen der Peripherieländer und die Vergrösserung ihrer Spreads, insbesondere zwischen der 10-jährigen italienischen Anleihe und der deutschen Bundesanleihe, veranlasste die EZB zu einer Krisensitzung. Sie wird nun die Reinvestition des Pandemienotfallkaufprogramms PEPP flexibler gestalten, um die Spreads zwischen den Schulden der verschiedenen Länder der Europäischen Union aufrechtzuerhalten, und arbeitet speziell daran, eine Ausweitung der Spreads zu bekämpfen. Die Märkte rechnen nun mit einem restriktiveren Kurs der EZB mit mehreren Zinserhöhungen bis zum Jahresende.

Seit Mai haben die Indizes 10% und mehr eingebüsst. Das Schreckgespenst der Stagflation taucht immer häufiger auf. (Banque Bonhôte & Cie/mc/ps)

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